René Jeske (Bernau), Mitglied im Münsterbauverein Bad Doberan e.V., hat ein neues Motiv eines Fensterbildes / Anhänger zugunsten der Gewölbesanierung geschaffen. Die kleinen Kunstwerke sind ab 15. Oktober im Doberaner Münster erhältlich.
Das Motiv stammt aus dem Münster, ist aber dort offensichtlich nicht mehr zu finden. René Jeske nimmt uns mit auf eine Entdeckungsreise zur mysteriösen Münster-Rosette.
Der Himmel über Bad Doberan hatte sich an diesem Frühlingstag in ein faszinierendes Farbenspiel verwandelt. Durch die jahrhundertealten Fenster des Doberaner Münsters fielen goldene und rote Lichtstrahlen auf den Boden und zeichneten geheimnisvolle Muster. Ich stand im Mittelschiff des gewaltigen Bauwerks und blätterte in einer vergilbten Kopie von Nipperdeys „Gothische Rosetten altdeutscher Baukunst aus der Kirche zu Doberan“ aus dem Jahre 1836, welche ich von Kustos Martin Heider erhalten habe.
Nachdem das erste Fensterbild mit dem Relief des Doberaner Münsters so ein Erfolg ist, wollte ich an diesen Erfolg anknüpfen und zur Weihnachtszeit weitere Fensterbilder anbieten. Dabei fiel uns das Buch von Nipperdey in die Hände.
Das Doberaner Münster, eines der bedeutendsten Zeugnisse der norddeutschen Backsteingotik, beherbergt einen bemerkenswerten Schatz an architektonischen Details. Unter den zahlreichen Verzierungen stechen besonders die kunstvollen Rosetten hervor, die das Bauwerk schmücken. Diese wurden 1836 von Nipperdey in seinem Werk „Gothische Rosetten altdeutscher Baukunst aus der Kirche zu Doberan nebst deren Ansicht und geschichtlicher Beschreibung“ (Cover Abb. 3) akribisch dokumentiert.
Bei näherer Untersuchung dieser historischen Aufzeichnungen stößt man auf ein faszinierendes Rätsel: Eine der von Nipperdey dargestellten Rosetten ist heute im Münster nicht mehr aufzufinden – trotz sorgfältiger und ausgiebiger Suche.
Historische Möglichkeiten – Für das Fehlen dieser Rosette gibt es mehrere plausible Erklärungen:
1. Restaurierungsmaßnahmen: Im Laufe der Jahrhunderte durchlief das Doberaner Münster zahlreiche Restaurierungen. Es ist denkbar, dass die Rosette bei einer dieser Maßnahmen entfernt und nicht wieder eingesetzt wurde, möglicherweise aufgrund zu starker Beschädigungen.
2. Kriegseinwirkungen: Das Münster überstand zwar den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet, jedoch könnten Plünderungen oder andere Ursachen zu Verlusten geführt haben.
3. Umgestaltungen: Im 19. Jahrhundert, zur Zeit der Romantik und Neogotik, wurden viele mittelalterliche Kirchen umgestaltet, wobei nicht selten originale Elemente entfernt oder ersetzt wurden.
4. Künstlerische Interpretation: Nicht auszuschließen ist, dass Nipperdey die Rosette tatsächlich aus ästhetischen oder kompositorischen Gründen ergänzt hat. Die Romantik des frühen 19. Jahrhunderts war geprägt von einer verklärenden Sicht auf das Mittelalter, was gelegentlich zu idealisierten Darstellungen führte.
Besonderheit und symbolische Bedeutung
Die Frage, die mich beschäftigt, lautet: Hat diese Rosette jemals existiert, oder handelt es sich um eine künstlerische Freiheit Nipperdeys?
Sollte die Rosette tatsächlich existiert haben, wäre ihr Verschwinden besonders bedauerlich, da sie sich durch eine einzigartige Gestaltung auszeichnet. Im Zentrum befindet sich ein sechsstrahliger Stern (Hexagramm), umgeben von sechs gotischen Fenstermotiven, die abwechselnd mit sechs Kleeblattformen angeordnet sind. Diese Elemente sind in einem perfekten Kreis eingebettet und bilden eine harmonische Gesamtkomposition.
Die symbolische Bedeutung dieser Rosette ist bemerkenswert: Der sechsstrahlige Stern (auch als Davidstern bekannt) hat sowohl in der christlichen als auch in der jüdischen Tradition eine tiefe Bedeutung. In der christlichen Symbolik steht er für die sechs Tage der Schöpfung, während die Kleeblattformen auf die Dreifaltigkeit verweisen könnten. Die gotischen Fenstermotive verbinden das Himmlische mit dem Irdischen – typisch für die sakrale Architektur der Gotik.
Das Projekt: Wiederbelebung vergessener Kunst
Mit unserem Vorhaben, diese mysteriöse Rosette als ersten Fensteranhänger einer eventuell jährlichen limitierten Serie herauszubringen, möchten wir nicht nur zum Erhalt des Doberaner Münsters beitragen, sondern auch ein faszinierendes Stück Kunstgeschichte wieder ins Bewusstsein rufen.
Ob einst real existierend und später verloren gegangen oder ein Produkt künstlerischer Freiheit – die Rosette aus Nipperdeys Werk stellt ein wertvolles kulturelles Erbe dar. Durch den Erwerb des Fensteranhängers unterstützen Sie direkt die dringend notwendige Gewölbesanierung des Münsters und werden Teil einer jahrhundertealten Geschichte der Pflege und Bewahrung dieses außergewöhnlichen Bauwerks.
Die Rosette, die im heutigen Münster fehlt, kehrt nun in Form einer limitierten Holzarbeit zurück – ein Symbol für die bleibende Faszination gotischer Baukunst und die Bedeutung des kulturellen Gedächtnisses.
Eine weitere Besonderheit unterscheidet dieses Werk vom klassischen Fensterbild des Münsters: Es ist zweifarbig gestaltet. Die eine Seite erscheint in einem schlichten, hellen Holzton, während die andere Seite durch dunklere Schmauchspuren geprägt ist, die dem Stück eine ausdrucksstarke, gealterte Wirkung verleihen. So wird jedes Fensterbild zu einem echten Unikat – keines gleicht dem anderen in Struktur und Wirkung.
Aufgrund der filigranen Gestaltung und dem damit verbundenen höheren Fertigungsaufwand ist diese Auflage limitiert. Die kleinen neuen Kunstwerke sind ab dem 15.10.2025 und so wie das weiterhin erhältliche Motiv mit der Silhouette des Münsters je zum Preis von 5,00 Euro an der Kasse im Münster erhältlich.
Onlinebestellungen (Lieferung zzgl. der Versandkosten) sind möglich per E-Mail an: verwaltung@muenster-doberan.de.
Und als Tipp, falls Sie das Münster besuchen: achten Sie doch einmal auf die vielen Rosetten. Vielleicht entdecken Sie doch die von uns gesuchte!
Ihr René Jeske