Bronzeglocken im Doberaner Münster
Das Doberaner Münster hat seit 2014 ein Geläut aus vier Glocken
Das vollständige Münstergeläut ist hier zu hören
Die größere Münsterglocke
Am 5. August 2011 wurde die neue größere Münsterglocke, am 25. November 2011 die kleinere in der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe gegossen.
Die Inschrift an der Schulter der großen Münsterglocke greift den zeitlos gültigen lateinischen Text der 1638 zerstörten Vorgängerglocke auf:
+ EN EGO CAMPANA NUNQVAM DENUNCIO VANA LAUDO DEUM VERUM PLEBEM VOCO CONGREGO CLERUM
Übersetzt: Siehe, ich, die Glocke, verkünde niemals Nichtiges. Ich lobe den wahren Gott, rufe das Volk und versammle den Klerus.
Eine zweite Inschrift auf dieser Glocke thematisiert das Schicksal dieser Glocke und den Neuguss:
+ MULTOS ANNOS SERVIENS RAPTA SUM ANNO DOMINI 1638 + NOVITER FUSA A. D. 1926 + DENUO RAPTA BELLO A. D. 1942 + DULCE SONO REDIVIVA CANO LAUDEM DEI AETERNI . ANNO DOMINI 2011
Übersetzt: Viele Jahre diente ich bis ich 1638 unterging, neu erklungen im Jahre 1926, wieder zerstört im Krieg 1942. Mit reinem Ton wiedererstanden im Jahr des Herrn 2011, singe ich das Lob des ewigen Gottes.
Diese größere Glocke wurde am 5. August 2011 in Karlsruhe gegossen. Sie wiegt 1074 kg und hat den Schlagton fis.
Die kleinere Münsterglocke
Die Inschrift der kleinen neuen Münsterglocke ist der alten Stundenglocke von 1390 entlehnt. Lateinische Inschrift an der Schulter:
+ ANNO DOMINI MCCCXC IN VIGILIIS SIMONIS ET IVDE . BENEDICTUS QVI VENIT IN NOMINE DOMINI
Übersetzt: Im Jahr des Herrn 1390 am Tage vor Simon und Juda (27.Oktober gegossen). Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.
Diese Glocke hat eine zweite lateinische Inschrift, die auf ihre Geschichte Bezug nimmt:
+ REFUSA ANNO DOMINI 1831 + NUNC REDIVIVA VOCO VOS AD SACRA A. D. 2011
Übersetzt: Neu gegossen im Jahr des Herrn 1831 + Jetzt im Jahr des Herrn 2011 neu erstanden, rufe ich euch zum Gottesdienst.
Diese Glocke wurde am 25. November 2011 in Karlsruhe gegossen. Sie wiegt rund 249 Kg und hat den Schlagton d.
Die Glocke für die Friedhofskapelle
Die Inschrift auf der Glocke für Friedhofskapelle lautet:
+ ICH WEISS DASS MEIN ERLÖSER LEBT + DOBERAN A(NNO) D(OMINI) 2011
Schulterumfang: 73,5 cm, Höhe mit Krone: 42 cm, Gewicht ca. 50 kg.
Geschichte der Glocken
Aus: Claus Peter: "Die Geschichte der Glocken im Münster zu Bad Doberan" - Münster Bad Doberan – Themenheft 4 – 1. Auflage – April 2012.
Der vollständige Text mit Quellenangaben ist im 32 seitigen reich bebilderten Themenheft für 4,00 Euro an der Münsterkasse bzw. zzgl. der Versandkosten im Onlineshop » erhältlich.
Die Glocke von 1301
Neuere Forschungen zur Baugeschichte der Doberaner Kirche konnten an Hand dendrochronologischer Untersuchungen des Dachwerks nachweisen, dass die Kirche zu Ende des 13. Jahrhunderts in einem Zuge bis zur Fertigstellung errichtet wurde – ohne die bisher vermutete Bauunterbrechung im 14. Jahrhundert (SCHÖFBECK/HEUßNER, Dendrochronologie (2005), hier S. 284, 285. Die Bauhölzer des Dachwerks, wurden zwischen 1292 und 1296 gefällt und „höchstwahrscheinlich“ 1297 verbaut). Das setzt die erhaltene Glocke von 1301 in ein neues Licht: Ihr Guss markiert ohne Zweifel einen Zeitpunkt zu dem die Kirche mindestens zum Teil liturgisch nutzbar war.
Die im Jahr 1638 zerstörte Glocke
Es gab in der Doberaner Klosterkirche aber noch weitere Glocken. Von der zweiten Glocke, von der wir Kenntnis haben, sind leider weder Alter noch Größe, immerhin aber die Inschrift überliefert: EN EGO CAMPANA NUNQVAM DENVNCIO VANA LAVDO DEVM VERVM PLEBEM VOCO CONGREGO CLERVM (DIETRICH SCHRÖDER, Wismarsche Erstlinge VII (1734), S. 403.) (Siehe, ich, die Glocke künde niemals Nichtiges, ich lobe den wahren Gott, rufe das Volk und versammle den Klerus).
Dieser Text kommt vorzugsweise auf Glocken des 14. Jahrhunderts vor, so daß es durchaus denkbar ist, daß es sich um eine zeitgleich mit der vorgenannten angeschaffte Glocke gehandelt hat.
Ob der Text ihrer Inschrift vollständig überliefert ist, möglicherweise auch eine Jahreszahl enthielt, ist nicht bekannt, denn Dietrich Schröder, der Chronist, dem wir die Überlieferung der Inschrift verdanken, bemerkt weiter: Diese Glocke ist anno 1638 von den [schwedischen] Soldaten heruntergeworfen und zerbrochen, da zugleich von dem Kupfer und Bley mit welchem die Kirche bedecket gewesen über 16000 Rthlr. weggenommen. Die Verwüstungen welche die Soldaten im September 1638 hinterlassen hatten, waren so schlimm, daß das Doberaner Amt noch im Dezember des gleichen Jahres bei dem schwedischen Feldmarschall Johann Baner Beschwerde führte; dieser hatte kurz zuvor wenigstens einen Teil der geraubten Kupferbedachung zurückgeben lassen.
Zu einem Ersatz der Glocke sollte es indes auf lange Zeit hinaus nicht kommen; noch im 19. Jahrhundert fand GEORG CHRISTIAN FRIEDRICH LISCH im Dachreiter der Kirche lediglich eine einzige Glocke vor, nämlich die von 1301. Diesen Geläutezustand bestätigte bereits ein im Jahre 1811 angelegtes Inventar.
Die Glocke von 1390
Auch die dritte Glocke, deren Existenz belegt ist, gibt Rätsel auf. Sie wurde 1390 gegossen und trug die Inschrift: ANNO DOMINI MCCCXC IN VIGILIIS SIMONIS ET IVDE . BENEDICTVS QVI VENIT IN NOMINE DOMINI (Im Jahre des Herrn 1390, am Vorabend von Simon und Judas. Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn).
Daraus geht hervor, dass die Glocke am Vorabend des Festes SS. Simonis u. Iudae gegossen wurde. Einige Fragen zu dieser Glocke sind bis heute nicht schlüssig beantwortet. Vor dem Hintergrund der Datierung stellt sich zunächst die Frage, ob die Glocke nicht in einem Zusammenhang mit der einst in der Kirche befindlichen astronomischen Uhr stand, denn die stilistische Haltung der Malereien auf dem erhaltenen Zifferblatt dieser Uhr und ihr Inhalt passen gut in die Entstehungszeit der Glocke.
Da, wie bereits erwähnt, 1811 nur eine einzige Glocke zum Läuten vorhanden gewesen sei – die von 1301– könnte die letztere Version vielleicht die wahrscheinlichere sein. Allerdings nimmt die Inschrift der Glocke keinen Bezug auf eine Bestimmung zum Uhrschlag. Da zudem die entscheidende Frage nach der Form der Glocke heute nicht mehr zu beantworten ist, laufen alle weiteren Mutmaßungen zu ihrer ursprünglichen Bestimmung ins Leere.
Die Glocke von 1926
Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts der bestehende Dachreiter aufgerichtet wurde, war offenbar an einen Ausbau des Geläutes gedacht, denn der damals eingebaute Holzglockenstuhl wurde für zwei Glocken ausgelegt. Doch sollte es bis zum Jahre 1926 dauern, bis der seit 1638 bestehende Geläutezustand mit nur einer einzigen Glocke ein vorläufiges Ende fand. In diesem Jahr lieferte die Fa. FRANZ SCHILLING SÖHNE in Apolda eine neue Glocke mit dem Schlagton fis1, einem Gewicht von 750 kg und einem Durchmesser von 980 mm. Diese Angaben müssen aber z. T. fehlerhaft sein, den lt. damaliger Rippentabelle der Fa. SCHILLING hat eine fis1-Glocke in leichter Rippe einen Durchmesser von 1020 mm bei einem Gewicht von nur 650 kg. Da die vorhandene Glocke von 1301 etwa einen Viertelton über a1 steht und das bei der Tonlage der neuen Glocke zu berücksichtigen war, könnte der überlieferte Durchmesser von 980 mm ungefähr zutreffen; dann aber wäre die Gewichtsangabe falsch. Unterstellt man im Gegenzug, dass das Gewicht der Glocke mit 750 kg richtig angegeben ist, müßte der Durchmesser der Glocke etwa 1050 mm betragen haben. Auch diese Widersprüchlichkeiten sind heute nicht mehr zu aufzuklären, da die Glocke dem zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel und weitere Quellen zur Beschaffung dieser Glocke nicht erhalten sind.
Bei der äußeren Gestaltung der Glocke griff man auf die lateinische Inschrift der 1638 geraubten Vorgängerglocke zurück (s. o.) und fügte neben der Jahreszahl zusätzlich den Text hinzu: Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet.
Die neue Glocke wurde am Sonntag den 21. Juni 1926 in Anwesenheit zahlreicher Honoratioren, unter ihnen der Großherzog und der Landesbischof, von Landessuperintendent Kliefoth feierlich geweiht.
Schon im Zweiten Weltkrieg kam für die neue Glocke das Ende. Sie wurde im Jahre 1942 eingezogen und durch Einschmelzen vernichtet. Die Glocke von 1301 hingegen konnte trotz der zur Zeit des Dritten Reiches schwierigen kirchenpolitischen Randbedingungen in der mecklenburgischen Landeskirche in die Gruppe D gesetzt werden, jener Gruppe von Glocken, die auf Grund ihres herausragenden Wertes auf Dauer in den Türmen bleiben durften.
Der heutige Glockenbestand
1. Die Glocke von 1301
Die alte Glocke aus dem Jahre 1301, nunmehr die mittlere im Geläute, trägt an der Schulter zwischen je zwei bandartigen Stegen eine Inschrift in großen gotischen Majuskeln. Die überaus formschön proportionierten Buchstaben wurden sehr fein ins Innere des Lehmmantels der Glockenform geritzt, und erscheinen daher auf der fertigen Glocke in feinen erhabenen Linien, dadurch vornehm und grazil wirkend. Der Text lautet: + [=Tatzenkreuz] ANNO ° D(OMI)NI ° M° ° CC°C ° I° ° FVSA ° EST ° HEC ° CA(M)PANA ° KAL(ENDIS) [als Kürzel Schrägstrich durch das L] ° DECE(M)B(RIS) [Fortsetzung unterhalb des Schriftbandes] + [=Tatzenkreuz] SUB ° DOMINO ° IOHANNE ° ABBATE ° DE ° MELVINGO (d. h.: Im Jahre 1301, an den Kalenden des Dezember wurde diese Glocke gegossen unter dem Herrn Abt Johann von Elbingen).
Die o-Kürzel der Jahreszahl stehen jeweils über dem zugehörigen Buchstaben. Zur Worttrennung dienen kleine ringförmige Punkte.
Die Herstellungstechnik der Buchstaben wird allgemein als Ritztechnik bezeichnet. Es gibt jedoch Befunde - auch an der Doberaner Glocke - die geeignet sind, das in Frage zu stellen. So ist z. B. deutlich zu sehen, dass das Kürzungs-„o“ über dem „M“, dem mittleren „C“ und dem abschließenden „I“ der Jahreszahl (aufgelöst: MILLESIMO TRECENTESIMO PRIMO) dem begleitenden Steg aufliegen. Da dieser aber vor Herstellung des Mantels zusammen mit der falschen Glocke schabloniert wurde, liegt die Annahme nahe, daß die beiden Kürzung-„o“ anschließend durch Auflegen textiler, wachsgetränkter Fäden modelliert wurden. Doch auch ein nachträgliches Ritzen in den Lehmmantel - über den Steg hinweg - ist trotz der damit verbundenen Schwierigkeiten nicht auszuschließen. Es ist hier nicht der Ort, derartige Befunde, die es an zeitgenössischen Glocken auch anderenorts gibt, detailliert zu diskutieren; sie müssen aber erwähnt werden, da sie von der Forschung bisher unbeachtet blieben.
Nun gibt es in Mecklenburg und den angrenzenden Regionen aus dem 13. und 14. Jahrhundert überaus zahlreiche Glocken, deren Inschriften in dieser oder ähnlicher Art wie in Doberan hergestellt wurden. Ihre bisweilen überaus formschön gestalteten Buchstaben lassen meist schon auf den ersten Blick eine nachhaltige stilistische Affinität zur Initialkunst der mittelalterlichen Buchmalerei erkennen. (...)
Der Gießer der Doberaner Glocke ist gleichwohl bis heute unbekannt geblieben; auch ließ sich die Glocke trotz der stilistisch eindeutigen Faktur bisher nicht in den Kontext einer der in Mecklenburg tätigen Werkstätten dieser Zeit einordnen. Ob sie aus einer klösterlichen Werkstatt kam, ist eine rein spekulative Frage. Auch die Vermutung Wolfgang Erdmanns, daß in Doberan gegen Ende des 14. Jahrhunderts eine klostereigene Gießerei unter dem Meisterzeichen der sog. Monkehagenwerkstatt bestanden habe, ist aus mehrerlei Gründen unwahrscheinlich.
2. Die neue Glocke von 2011
Diese zweite Glocke trägt an der Schulter eine zweizeilige Inschrift in großen geritzten Buchstaben (Entwurf Prof. W. Schneider): + EN EGO CAMPANA ° NUNQUAM DENUNCIO VANA ° LAVDO DEVM VERVM PLEBEM VOCO CONGREGO CLERUM (s. o. Abb. 10). Am unteren Rand steht eine weitere Inschrift, welche auf die bewegte Geschichte dieser Glocke Bezug nimmt: + MULTOS ANNOS SERVIENS + RAPTA SUM ANNO DOMINI 1638 + NOVITER FUSA A. D. 1926 + DENUO RAPTA BELLO A. D. 1942 (Gießerzeichen) / + DULCE SONO REDIVIVA / CANO LAUDEM DEI AETERNI ° ANNO DOMINI 2011 (Viele Jahre dienend wurde ich geraubt im Jahre des Herrn 1638. Neu gegossen im Jahre des Herrn 1926. Erneut geraubt im Kriege, im Jahre des Herrn 1942. Mit lieblichem Ton wiedererstanden, singe ich das Lob des ewigen Gottes). Mitten auf der Flanke ist in einem runden Medaillon eine in vereinfachenden Formen gehaltene Nachbildung des alten Klostersiegels angeordnet, mittig ein Bildnis der Muttergottes, außen herum die Inschrift: + SIGILLUM CONVENTUS + IN + DOBERAN [.].
3. Die neue kleine Glocke von 2011
Die dritte Glocke, nun als Nachfolgerin der 1390 gegossenen neu zum Geläute hinzutretenden ist der großen ähnlich gestaltet. Ihre zweizeilige Inschrift wiederholt den Text der Vorgängerin: + BENEDICTUS QUI VENIT / + + + IN NOMINE DOMINI (gebenedeit sei der da kommt im Namen des Herrn). Als Neuguss aus dem Jahre 2011 trägt auch diese Glocke unten eine Inschrift mit Verweis auf ihre Geschichte: + (5 mal) PRIMO FUSA ANNO DOMINI M CCCXC IN VIGILIIS SIMONIS ET IUDE + REFUSA ANNO DOMINI 1831 / + (7 mal) POST CASUM FRACTA ITERUM RENATA VOCO VOS AD SACRA ANNO DOMINI 2011 (Zuerst gegossen im Jahre des Herrn 1390 am Vorabend von Simon und Juda. Umgegossen im Jahre des Herrn 1831. Nach dem Fall zerbrochen, von neuem geboren, rufe ich euch zum Heiligtum. Im Jahre des Herrn 2011).
4. Eine neue Heimat für eine alte Glocke
Nach dem zweiten Weltkrieg, im Jahre 1952 wurde der Kirchgemeinde Doberan vom Oberkirchenrat eine kleine Glocke für die 1938 errichtete Friedhofskapelle überstellt. Jahrzehntelang tat sie in dem offenen Dachreiter läute-technisch unzureichend und klanglich entsprechend unschön ihren Dienst. Doch die Überraschung war groß. Es handelt sich um eine kleine, aber nicht minder wertvolle Glocke mit einer Inschrift in gotischen Minuskeln:
„O rex glorie § criste § veni § rum [sic!] § pace § m“ deren Schriftgestaltung eine sichere Datierung ins 15. Jahrhundert erlaubt. Auf der Flanke der Glocke fand sich eine für die geringen Ausmaße der Glocke schon fast zu groß wirkende Darstellung des mecklenburgischen Wappens. Diese Glocke ist 2014 in die, für die mecklenburgische Geschichte so bedeutungsvolle ehemalige Klosterkirche überführt und dem Geläut hinzugefügt worden.
Angaben/Übersicht zu den Glocken
Glocke |
Schlagton |
Gewicht |
Durchmesser (cm) |
Jahr |
Gießerei |
Glocke 1 |
fis' |
1074 kg |
114,0 |
2011 |
Bachert Karlsruhe |
Glocke 2 |
a' |
554 kg |
97,1 |
1301 |
unbekannter Gießer |
Glocke 3 |
d'' |
249 kg |
70,7 |
2011 |
Bachert Karlsruhe |
Glocke 4 |
e''' |
ca. 50 kg |
42,7 |
15. Jh. |
unbekannter Gießer |
Die Uhrschlagglocken
Beide Glocken sind in einer stark verkürzten Rippe gegossen. Da an Schlagglocken keine besonderen klanglichen Anforderungen zu stellen sind, wurden sie seit dem 14. Jahrhundert häufig in einer mehr oder weniger verkürzten Form gegossen, was einen erheblich geringeren Metalleinsatz erforderte und sich daher günstig auf den Preis auswirkte.
Beide Glocken haben keine Krone, sondern nur einen Knauf mit Mittelbohrung, so dass sie übereinander an einer Trägerstange montiert werden können. Die „Kronen“-Platte ist, von diesem Knauf abgehend rundum, mit einem Palmettenfries bedeckt. Die Haube fällt stark gewölbt ab und hat zur Schulter hin einen Knick.
Die größere Uhrglocke
Die größere Uhrglocke für den Stundenschlag (Ø 1090 mm) trägt zwischen fünf dünnen umlaufenden Linien die Inschrift in Antiqua: STUNDEN GEHEN, STUNDEN KOMMEN, / HORCHT ICH KÜNDE TREU SIE AN! WIE DEM BÖSEN, / WIE DEM FROMMEN / KOMMT DIE LETZTE - WEISST DU WANN?
Gegenüber steht: DER GEMEINE ZU DOBERAN / IST DIESE GLOCKE VEREHRT / DURCH DEN GROSSHERZOG [in Schmuckversalien] / FRIEDRICH FRANZ / VON MECKLENBURG. (Die letzte Zeile mit zwei Blättern links u. rechts) / GEGOSSEN VON SIMON ZACH / IN STRALSUND IM IAHR CHRISTI 1831.
Auf den anderen Seiten der Glocke (90°) ist je ein Wappen angebracht, zum einen das Wappen von Doberan (Hirsch, Abtsstab und Schwan), zum anderen das mecklenburgische Wappen, umgeben von einer Tuchdraperie.
Um den Wolm verläuft ein Bündel aus drei Stegen (Rundsteg zw. zwei dünneren). Der untere Rand ist bandartig abgesetzt; darüber engstehender Palmettenfries auf Seilstab.
Die kleinere Uhrglocke
Die gleich gestaltete kleinere Glocke für den Viertelschlag trägt auf der Flanke den gleichen Text wie die große: DER GEMEINE ZU DOBERAN / IST DIESE GLOCKE VEREHRT / DURCH DEN GROSSHERZOG / FRIEDRICH FRANZ / VON MECKLENBURG. (Die letzte Zeile mit zwei Blättern links u. rechts).
Gegenüber steht: GEGOSSEN VON SIMON ZACH / IN STRALSUND IM IAHR CHRISTI 1831.
Von der beim Absturz vom Westgiebel aus etwa 30 m Höhe in mehrere Scherben zerbrochenen Glocke fehlen der Aufhängeknauf, ein großes Stück in der Haube und ein weiteres im Schlagring. Die Glocke könnte zwar unter Nachguß der abhanden gekommenen Scherben durch Schweißen wiederhergestellt werden. Da jedoch die vielen Schweißnähte die Glocke völlig entstellt hätten und der Text dadurch nicht mehr zu erschließen wäre, entsteht z. Zt. ein Faksimileguss.