Gästebücher – Staunen über das Münster, Dank, Gebete u.v.m.
Mit dem Plan, den Münster-Newsletter am 2. Januar textlich fertigzustellen, einer klaren Vorauswahl an Themen, stieß ich zu Dienstbeginn im neuen Jahr in meinem Fach auf ein gefülltes Gästebuch aus dem „Raum der Stille“ im Münster.
Diese Bücher werden im Archiv der Münsterverwaltung archiviert. Ein kurzer Blick in das Buch führte zum Entschluss, einige andere vorgesehene Themen für die nächsten Ausgaben aufzusparen und aus den beiden Gästebüchern (Südseitenschiff und Raum der Stille) zu zitieren.
Hier eine kleine repräsentative Auswahl, die aufzeigt, was die Kirchenbesucher mitunter bewegt bzw. was sie rückmelden möchten:
„Schön, dass es auch während der Restaurierung möglich ist, dieses wundervolle Bauwerk zu besichtigen“
„Ein wirklich wunderbares Münster. Vielen Dank den vielen Helfern und Spendern, die den Erhalt ermöglichen.“
„Wir sind sprachlos. Wunderschön!“
„Eine wunderschöne Kirche! Jedes Jahr eine tolle Besichtigung!“
„Vielen Dank für die interessante Dachstuhl und Glockenturm-Führung. Ein eindrucksvolles Gotteshaus.“
„Danke Gott, dass wir einen schönen Urlaub haben können und Danke, dass es mir und meiner Familie so gut geht. Danke lieber Gott.“
In Bezug auf die Bülowkapelle und die einstigen Besuche von Vico von Bülow (Loriot): „Lieber Loriot – ich hab´ nen Mops!! Das Leben ist schön. Danke, Herr von Bülow, dass Sie der Menschheit so viel Freunde geschenkt haben.“
„Danke Gott“
„Ich bin erstaunt und verzaubert zu gleich. Was die Menschen in früheren Zeiten zu bauen und zu Malen im Stande waren. Das noch zu erleben, macht mich demütig und dankbar zu gleich! Ich
komme aus Hamburg, aber die 2 ½ Std. haben sich gelohnt. Ich habe für meinen Mann und meinen besten Freund eine Kerze angezündet.“
„Danke für meine Familie und Freunde“
„Vielen Dank an das gesamte Leben.“
„Möge Gott den Menschen in unseren Tagen helfen, wieder in Frieden miteinander zu leben !!!“
„Super schön und tolle Muster an den Wänden! Würde auf jeden Fall nochmal kommen.“
„Danke für die interessante Führung.“
„Alles hat seinen Sinn auf Erden, manchmal müssen wir Geduld haben, um zu verstehen. Danke für all die Liebe die ich empfangen habe.“
„Auch diejenigen die nicht unbedingt Gott als ihren Herrn anbeten werden ergriffen von Kraft und Ausstrahlung dieses Bauwerks. In Ehrfurcht vor der menschlichen Baukunst. Danke! Wunderbar!“
„Danke Gott für das Essen“
„Tolle Kirche!“
„Herzensdank für diese wunderbare Restaurierung“
„Gottes Segen gegen Krieg! Gedenke den Opfern des 1. u. 2. Weltkrieges.“
„Heute beginnt mein 64.tes Lebensjahr und ich wünsche mir für mich und meine Familie Gottes Segen“
„Ein Ort der Stille und innerer Einkehr wo bauliche Kunst und religiöse Inspiration sich verbinden. Für Menschen sind solche Momente von großer Bedeutung um sich auf das wesentliche im Leben zu besinnen.“
„Eine sehr schöne Kirche, wie schön, das alles so gut erhalten ist.“
„Einzigartig, ich bin überwältigt“
„Liebes altes Münster, ich danke Dir für Deine Stärke und Kraft“
„Lobet und preiset Ihr Völker den Herrn. Freuet Euch seiner und dienet Ihm gern.“
„Ein interessanter Gang durch die Geschichte“
„Danke Gott das Du auf uns aufpasst! Wir beten für Frieden in der Welt! Ich bin hier getauft worden und komme immer wieder gerne in dieses Münster!“
„Das Schönste seit langem.“
Auch digitale Anmerkungen und Rückmeldungen gibt es. So beispielsweise über Instagram, Facebook und die Google-Bewertungen. Mit Fotos vom gotischen Corpus-Christi-Altar aus der Zeit um 1310 im Doberaner Münster luden wir kürzlich zu Veranstaltungen ein. Zu den Kommentaren zählte:
„eine wunderbare Fotoserie!! Diese Kirche ist nicht nur umwerfend von außen… sondern auch erstaunlich von innen! Die große Menge und Vielfalt an wunderbaren Schätzen, die zu sehen sind, machen einen sprachlos!!“
Restaurierung der Gedenkplatten der Johann Albrecht Kapelle
Am 06. November 2024 gab es einen Ortstermin im Doberaner Münster zur Abstimmung der weiteren Vorgehensweise der komplizierten Restaurierung der Gedenkplatten in der Johann Albrecht Kapelle in der südlichen Chorumgangskapelle im Doberaner Münster.
Daran nahmen u.a. teil: das Dezernat Bauwesen im Kirchenkreis Mecklenburg, das Landesdenkmalamt (LAKD), das BTZ-Ingenieurbüro Rostock, der ausführende Restaurator Carsten Schneider, der leitende Restaurator Thomas Schubert und die Münsterverwaltung der Kirchengemeinde. Die Beteiligten hatten sich zu dem Ortstermin getroffen, um die Ausführungsarbeiten der Restaurierung der Grabplatten in der Johann-Albrecht-Kapelle abzustimmen.
Status Quo Restaurierung der Grabplatten der Johann Albrecht Kapelle zum 06.11.2024
Restaurator Schneider erläuterte die bisher an der demontierten Schriftplatte durchgeführten Maßnahmen (Festigung mit Nanokalk und Paraloid B72, Probefläche zur Kompressenentsalzung, Gesamtauflage der Kompresse). Ausstehend sind noch Kittungen, Farbanpassungen und gegebenenfalls weitere Nachfestigungen.
Er fasste die bisherigen Erkenntnisse unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Untersuchungen zusammen:
Im Mauerwerk wurden erhöhte Feuchtigkeitswerte festgestellt, insbesondere als aufsteigende Feuchte im bodennahen Bereich sowie im oberflächennahen Bereich bis etwa 10 cm Tiefe in den oberen Wandabschnitten.
Im Bereich der Fugen ist eine deutlich erhöhte Durchfeuchtung des hinterliegenden Mauerwerks messbar. Ursächlich ist hier die Kondensation eindringender wärmerer Luft an den kühleren Steinplatten und dem Mauerwerk. Begünstigt wird der Schadprozess augenscheinlich durch die fehlende Zirkulation der Luft hinter den Platten aufgrund der geringen Fugenbreite, was zu einer Anstauung von Feuchtigkeit (nahezu 100% relative Luftfeuchte) führt. Die Auswertungen von Frau Dr. Messal werden in Kürze an alle Beteiligten versandt werden.
Die Salzbelastung an den Plattenoberflächen ist weniger auf rückwärtige Einträge aus dem Mauerwerk zurückzuführen, sondern vielmehr auf die Verteilung gelöster Salze aus den feuchten Fugen, insbesondere Natriumsulfat.
Als weitere Schadenursache werden die flankierenden Bauteile (Sockelzone, Sohlbänke, benachbarte Bündelpfeiler) gewertet, welche Salze und Säure in die Grabplatten leiten.
Bei den Schrifttafeln wird derzeit angenommen, dass die Schäden zumindest teilweise auch gesteinsimmanent sind und durch die Eigenschaften sowie die Verwitterung der im Kalkstein enthaltenen Tonanteile (Glaukonit) verschärft werden.
Weitere Beobachtungen:
- Die Schwarzfassung der Schriftrücklagen weist Schimmelbefall auf.
- Jüngste Temperaturmessungen zeigten (im Gegensatz zu früheren) keine nennenswerten Unter-schiede zwischen den Buchstaben und der Tiefe der Platten.
- Die Bündelpfeiler wirken als Feuchteleiter („Strohhalm-Effekt“) und transportieren Feuchtigkeit auch in höhere Wandbereiche.
Weiteres Vorgehen Restaurierung der Grabplatten der Johann Albrecht Kapelle
Hinsichtlich einer möglichen Restaurierungskonzeption stellt Restaurator Schneider folgende Vorgehensweise vor, die mit allen Beteiligten nochmals überdacht und final entschieden werden muss.
Um das weitere Eindringen von feuchter Raumluft nachhaltig zu verhindern, wird ein kapillarbrechendes und reversibles Verschließen aller Fugen um die Grabplatten und zwischen den Friesen vorgeschlagen.
Dies kann sowohl eine wirksame Schadensbegrenzung sein als auch bei Bedarf eine Rückführung der Maßnahme ohne Substanzverlust ermöglichen.
In diesem Zusammenhang müsste eine bauliche und konstruktive Entkopplung an allen flankierenden Bauteilen (Sockelzone, Sohlbänke, benachbarte Bündelpfeiler) ausgeführt werden, um so den zusätzlichen Feuchte- und Salzeintrag aus diesen Bereichen zu unterbinden. Zur Klärung einer Trennfuge im Boden vor den Platten, wird Herr Schneider eine Skizze o.ä. des Bodenaufbaus zuarbeiten.
Die bereits begonnenen Arbeiten, die Oberflächen der Grabplatten zu reinigen, zu konservieren und zu festigen, können weiter wie bisher erfolgen. Da die Materialität des bestehenden Überzugs weiterhin unklar ist, sollen weitere Untersuchungen und Lösemitteltestreihen durchgeführt werden. Diese dienen der Bewertung des Überzugs als potenzielle Schadensursache sowie seiner Verträglichkeit mit einem möglichen prophylaktischen Schutzüberzug.
Im Frühjahr 2025 ist eine erneute Untersuchung der Oberflächentemperaturen an den Schriftplatten geplant, um potenzielle Temperaturunterschiede und deren Einfluss auf die Feuchtigkeitsproblematik zu prüfen.
Über die Ergebnisse eines weiteren Abstimmungstermins im Dezember werden wir zu einem späteren Zeitpunkt berichten.
Quelle: „Vermerk zum Ortstermin“, aufgestellt am 06.11.2024, Dezernat Bauwesen, Bau und Denkmalpflege, Ev.-Luth. Kirchenkreis Mecklenburg der Nordkirche, Manuela von Gradolewski und Julia Ahnert (Referentin). Foto 2 stammt von einem früheren Ortstermin.
Ein Jahresrückblick mit vielen guten Nachrichten
2024 war ein Jahr mit vielen schlimmen Nachrichten aus der Ferne und manchmal auch aus der Nähe. Dabei bleibt oft vergessen, wie viel Schönes und Erfolgreiches sich im vergangenen Jahr ereignete, wofür wir sehr dankbar sein können.
Eine Auflistung, das Doberaner Münster betreffend (Auswahl – weitgehend chronologisch):
- Abschluss der Gewölbesanierung im Langhaus Ost
- neue Erkenntnisse über historische Verbindungen zwischen Doberan und Heiligendamm
- weiteres gotisches Flächenfundament bei Fußbodensanierung entdeckt
- Klimalehrpfad der Christlichen Münster Schule feierlich eingeweiht
- Brandschutzkonzept weiter optimiert, u.a. durch eine Großeinsatzübung mit 140 Feuerwehrleuten aus der gesamten Region
- Deckengewölbesanierung erreicht den Westteil des Münsters
- Tag der Klosterstätten und „Münster ganz nah“ mit vielen Ehrenamtlichen durchgeführt
- Gemeindefest – „Unsere Gemeinde – ein bunter Strauß an Möglichkeiten“
- facettenreiches Konzertprogramm zum Doberaner Mendelssohn-Bartholdy-Jubiläumsjahr
- Wandfassung bis in die Hochschiffe für die nächsten Jahrzehnte gereinigt und konserviert
- neue (Schwitz)-Wasserauffangvorrichtungen in den Hochschiffen gegen Wassereintrag
- Neubesetzung der Pfarrstelle und der Stelle der Gemeindepädagogin
- neue Münster-Medaille „Einzigartige Innenausstattung“ mit Marienleuchter erschienen
- Vortrag über Deckengewölbesanierung bot neue Erkenntnisse und seltene Impressionen
- gute Resonanz auf neue Münsterführer-Ausbildung
- Festgottesdienst 20 Jahre Christliche Münsterschule Bad Doberan
- Einführung der „Küsten Karte“ der Modellregion im Münster
- konservatorische Arbeiten am monumentalen Lettner-Kreuzaltar beendet
- Kalender Doberaner Münster 2025 zugunsten der Restaurierung erschienen
- Benefizkonzert zugunsten der Hauptportal-Restaurierung
- Neu: Weihnachtsanhänger (Fensterbilder) aus dem Münster zugunsten der Restaurierung
- Baumaterial-Aufräumaktion im Münster mit Münsterbauverein und Münsterschule
- Fußbodensanierung im südlichen Chorumgang nahezu abgeschlossen
- Restaurierung der romanischen Mauerreste von der Vorgängerkirche abgeschlossen
- Weiterführung der Reinigung von Holzoberflächen der Dachkonstruktion
- Weiterführung statische Sicherungsarbeiten an der Dachkonstruktion
- Weiterführung der Restaurierung der Gedenktafeln in der Johann-Albrecht-Kapelle
- Lettner-Kreuzaltar und die meisten Bereiche des Münsters ohne Gerüste
- Positive Resonanz auf das ganzjährige Besichtigungs-, Führungs- und Veranstaltungsangebot
- zahlreiche neue Erkenntnisse über die Historie aus Archivalien ermittelt
- mehrere neue Publikationen über die Kloster- und Münsterhistorie erschienen
- neuer Nachschlageband zur Ausstattung des Münsters in den frühneuzeitlichen Schriften
- die Spendensumme im Rahmen der Patenschaftsaktion für die Sanierung der Deckengewölbe erhöhte sich von ca. 85.000 auf über 132.000!
- das große Engagement der hauptamtlich, nebenamtlich und ehrenamtlich Tätigen
Fünf Quadratmeter Gewölbepatenschaft durch Fensterbilder
Seit dem Herbst 2024 gibt es erstmals Weihnachtsanhänger / Fensterbilder aus Holz mit der Silhouette des Doberaner Münsters samt Sternen.
Aufgrund der guten Nachfrage wurden drei weitere Chargen gefertigt. Rund 250 Exemplare wurden bereits zugunsten der Restaurierung der Deckengewölbe verkauft.
Dies entspricht rund 1.250 Euro Erlös und damit fünf Quadratmeter Patenschaften.
Ehrenamtlicher Initiator und Produzent René Jeske aus Bernau hat sie gefertigt und diese der Münsterverwaltung zum Verkauf zugunsten der Gewölbesanierung geschenkt.
Nun steht fest, dass diese zeitlos schönen Anhänger auch über Weihnachten hinaus im Münster erhältlich sind (5,00 Euro pro Stück). Die vierte Lieferung ist unterwegs. Zzgl. der Versandkosten sind sie auch im Münster-Online-Shop oder per E-Mail bestellbar:
Dank für Mithilfe bei vorweihnachtlichem Münsterputz
Am Nachmittag des 29.11.2024 war im Doberaner Münster der alljährliche Münsterputz, der traditionell in Vorbereitung auf die Advents- und Weihnachtszeit stattfindet.
Herzlichen Dank an die vielen fleißigen Helferinnen und Helfer! Es waren rund 20 Personen, einer kam sogar extra von der Insel Usedom. Somit konnte sehr viel geschafft werden. Es ging auch in Bereiche, die bei der wöchentlichen Grundreinigung nicht berücksichtigt werden können.
In der Pause gab es als ein kleines Dankeschön gemeinsam die weihnachtlichen Szenen auf der Außenseite der Flügel des Tugendkreuzigungsaltars aus der Zeit um 1320 und weitere besondere Details zu entdecken, außerdem einen von der Küsterei vorbereiteten Imbiss mit warmen Getränken.
Neue Publikationen über das Doberaner Münster
Die Ausstattung des Münsters in den frühneuzeitlichen Quellen
Zeitlich kamen die drei großen Pakete aus der Druckerei wie ein Weihnachtsgeschenk, genau am Vormittag des Heiligabends. Ein neuer 336seitiger Band ist nach rund zweijähriger Recherchearbeit erschienen. Das Buch von Münsterkustos Martin Heider ist vorrangig als Nachschlagewerk gedacht. Es enthält überwiegend unveröffentlichte Originaltexte samt Erläuterungen und somit auch viele weitere neue Erkenntnisse.
Diese Zusammenstellung von zumeist nicht bzw. weniger bekannten Inhalten über die Ausstattung des Doberaner Münsters basiert auf einer systematischen Auswertung der umfangreichen Archivalien seit der frühen Neuzeit.
Die Aktenbestände – es sind zumeist Akten des im Jahr 1552 mit der Klosterauflösung entstandenen Domanialamtes Doberan – enthalten in Bezug auf das Doberaner Münster überwiegend Informationen über den zumeist schlechten baulichen Zustand. Auf diesen wird in dieser Publikation nur am Rande eingegangen. Dazu ist ein gesonderter Band geplant.
Der überwiegende Anteil der untersuchten Akten befindet sich im Landeshauptarchiv Schwerin. Die Ausstattung des Münsters spielt in diesen Archivalien grundsätzlich eine untergeordnete Rolle. Schätzungsweise liegt das Verhältnis zwischen bauwerksbezogenen und ausstattungsbezogenen schriftlichen Quellen bei 30:1. Untersucht man jedoch sukzessive die zehntausende Seiten umfassenden Aktenbestände, lohnt das Ergebnis bezüglich der Kirchenausstattung durchaus, wie das Buch belegt.
Die chronologisch geordneten Ausführungen bestehen überwiegend aus den Transkriptionen (Abschriften) relevanter Aktenpassagen. Zur Erläuterung derselben wurden zusammenfassende Regestentexte verfasst und der jeweiligen Aktenabschrift vorangestellt.
Ziel dieses Bandes ist es, die mitunter schwer lesbaren originalen Akteninhalte und Urkunden einer interessierten Leserschaft zugänglich zu machen. Auch soll er der weiteren wissenschaftlichen Auseinandersetzung dienen. Zu lesen ist beispielsweise, welche Reliquien, Ornate und Messgewänder das Kloster zur Klosterauflösung besaß, wie später auf fürstlichen Befehl durch den Umbau des mittelalterlichen Levitengestühls ein neuer evangelischer Beichtstuhl entstand und wann ungefähr die Altarretabel des Kreuzaltars vom monumentalen Triumphkreuz getrennt und unter das Westfenster versetzt wurden. Der Mangel an Finanzen zwang die Verantwortlichen, das vorhandene Kapital und Material in das stark sanierungsbedürftige Gebäude zu investieren, weshalb die Ausstattung weitestgehend unangetastet und somit in einzigartiger Weise erhalten blieb.
Neue Erkenntnisse über die Historie von Rabenhorst
Ausgewählte Erkenntnisse über die Historie von Rabenhorst in der neuen Publikation „750 Jahre Rabenhorst im Kontext des Klosters und Amtes Doberan in den frühneuzeitlichen Quellen“.
1552: Die lange Liste der allgemeinen Ausgaben des Amtes Doberan im Amtsgeldregister 1552 liefert wertvolle Angaben für Instandsetzungsarbeiten und die wirtschaftlichen Aktivitäten in der Übergangszeit vom Kloster zum Domanialamt. Ausgaben entstanden u. a. für die Köchinnen und Mägde auf den Höfen Rabenhorst und Rethwisch, die Butter für die Osterfeierlichkeiten offenbar an das Doberaner Amt lieferten.
1610: Ein wertvolles Zeugnis ist das Inventar der zum Doberaner Amt gehörenden Bauernhöfe von 1610. Es enthält wesentliche Angaben zum Gebäudebestand knapp 60 Jahre nach Klosterauflösung, noch vor den Wirren und Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges. Auf dem Hof Rabenhorst befanden sich ein Bauernhaus, eine große neue Scheune, ein langer Stall, ein Schweinehaus, ein weiterer Stall, ein Gänsestall, ein neues Käsehäuschen, gemauert und mit Ziegeln gedeckt, sowie ein altes Backhaus. An Gärten bestand ein Hopfengarten, ein Wiesengarten mit einem Teich und etlichen Obstbäumen. Hinter dem langen Stall war ein Kohlgarten, am Backhaus ein schöner Baumgarten. 100 Fuder Heu konnten „geworben“ werden, es ist die Rede von Kapazitäten für 300 Rinder und 50 Schweine. 100 Gänse wurden gehalten.
02.01.1632: Die Doberaner und Neubukower Amstleute Jochim Vieregge und Lennhardt Raßouwen klagten der Herzogin den verheerenden Zustand der beiden durch englische und schottische Soldaten verwüsteten Ämter und baten um Unterstützung zur Wiederherstellung des wirtschaftlichen Betriebs auf den Höfen. Der Hof Rabenhorst war vollständig ausgeplündert, alle Fenster, Türen, Kisten und Kästen entzwei- und aufgeschlagen. Ein Bauersknecht starb nach sehr schweren Verwundungen, dem Hofmeister wurde alles geraubt. Das herzogliche Vieh - Rinder, Schweine, Gänse, Hühner und Enten - wurden geraubt.
1644: Das Amtsgeldregister enthält für Rabenhorst verschiedene Eintragungen, so über die Anzahl der Bienenstöcke und die daraus generierten Einnahmen aus Honig und Wachs. Neun Schock Eier gingen an das Amt.
05.10.1675: Ein Bericht des Küchenmeisters Christian Rosenow zeugt vom desolaten Zustand des Amtes in den
Zeiten des Nordischen Krieges („Krieges troublen“). An Ablager- und Zehntabgaben von Vieh und Korn von den Dörfern war nicht zu denken. Der Akte beigefügt ist eine Auflistung des auf den Höfen Kammerhof und Rabenhorst vorhandenen Viehs. Auf dem Hof Rabenhorst waren 2 Pferdestuten, 120 Rinder, 116 Schweine, 148 Gänse, und zwölf „Indianische“ Hühner.
132.861 Euro Spenden und Patenschaften für Deckengewölbe
Vom 24.07.2022-01.01.2025 erbrachte die Spenden- und Patenschaftsaktion zugunsten der Gewölbesanierung nahezu unglaubliche 132.861 €.
Zu den vielen Spenden und Patenschaften aus nah und fern gehören Personen, die wiederholt die Restaurierung des Münsters unterstützen bzw. eine Familienstiftung mit einem großen Betrag, die namentlich nicht genannt werden möchte. Auch der Verkauf der neuen Münzen, Kalender und Fensterbilder (s.u.) haben einen wesentlichen Anteil.
Daher konnte nun deutlich früher als gedacht der dritte Abschnitt der Patenschaftsaktion eröffnet werden, der Westteil des Münsters. Der neue Grundriss mit der Kennzeichnung der Patenschaften hängt im Eingangsbereich und füllt sich bereits ansehnlich.
Wir freuen uns über jede weitere Patenschaft eines Teilabschnitts des Deckengewölbes ab 10 Euro.
- Patenschaft Restaurierung Deckengewölbe 20 x 20 cm = 10 €
- Patenschaft Restaurierung Deckengewölbe 1 m² = 250 €
Überweisungen erbitten wir auf das Konto der Ev.-Luth. Kirchengemeinde bei der Ev. Bank:
IBAN: DE17 5206 0410 8505 0502 00, Kennwort: „Gewölbe Münster“
Die Übernahme einer Patenschaft ist auch an der Münsterkasse bar oder per Kartenzahlung möglich. Dann erhalten Sie Ihre Patenschaftsurkunde und Zahlungsbeleg gleich und können sich vor Ort eine Fläche aus dem Patenschaftsplan aussuchen. Die im Foto blau markierten Felder sind bereits vergeben.
Ganz herzlichen Dank an alle Unterstützer aus nah und fern!
Neujahrsgruß mit Dreikönigsbild aus dem Münster
Das Bild befindet sich auf Außenseite des nördlichen Flügels am Altarretabel der Kreuzigung Christi durch die Tugenden, welches um das Jahr 1320 entstand und sich heute in der nordöstlichen Chorumgangskapelle des Doberaner Münsters befindet. Dieses Altarretabel gilt zusammen mit dem Retabel des Corpus-Christi-Altars als die ältesten erhaltenen Flügel-Nebenaltäre aller Zisterzienserkirchen europaweit. Heute wieder sichtbar ist die weitestgehend originale Malerei, die bei der letzten Restaurierung durch Johannes Voss im Jahr 2004 freigelegt bzw. konserviert wurde.
Bis zum 6. Januar kann das Dreikönigsbild noch betrachtet werden, bevor die Flügel wieder bis Heiligabend geöffnet sind.
Herzliche Grüße aus Bad Doberan, Ihr Martin Heider
Mit diesem „Segensbild“ aus dem Doberaner Münster wünschen wir Ihnen ein gesegnetes neues Jahr 2025.
Am 6. Januar ist der Tag der Heiligen Drei Könige, das Fest der Erscheinung des Herrn (Epiphanie). Die Geschichte ist biblisch überliefert beim Evangelisten Matthäus im 2. Kapitel. Dort werden sie als Sterndeuter erwähnt, im griechischen Ausgangstext als Magier, die durch den Stern von Bethlehem zu Jesus geführt wurden. In der katholischen Kirche werden sie als Heilige verehrt, obwohl es eine förmliche Heiligsprechung nie gegeben hat.
Das eher wenig bekannte Bild im Doberaner Münster zeigt die Anbetung des Christuskindes durch die Heiligen Drei Könige. Christus erscheint hier nicht als ein Baby oder Kleinkind, sondern als stattlicher Knabe segnend. Seine Rolle als der segnende Messias wird schon in diesen ganz frühen Kindheitstagen deutlich. Er steht sicher, fast schwungvoll, mit dem linken Arm und Hand leicht durch seine Mutter Maria gehalten, die als Himmelskönigin eine Krone trägt. Das heilige, göttliche von Maria und dem Kind wird zusätzlich durch die Nimben (Heiligenscheine) verdeutlicht.
Die Dreizahl sowie die Bezeichnung der Gaben resultieren aus einer umfangreichen Legendenbildung, die erst im späten 3. Jahrhundert ihren Anfang nahm. Die Könige tragen im Bild kostbare Gewänder, die Gaben sind in Gefäßen aus edlem Material enthalten. Der dritte hält ein Horn in der Hand, offenbar für den Weihrauch, auch Gold und Myrrhe werden geschenkt.
Die drei sind im unterschiedlichen Alter dargestellt. Der vorderste trägt einen langen Bart und ist damit der älteste, der letzte ist bartlos und damit der jüngste. Der erste kniet, seine Krone abgenommen; erst auf den zweiten Blick erkennt man diese über den Arm hängend. Wohin zeigt der dritte König und wohin schaut er zusammen mit dem zweiten? Zum Stern von Bethlehem, der aufgrund einer Fehlstelle in der Malerei, bis zur Grundierung hin, auf den ersten Blick kaum als solcher erkennbar ist.
Gottesdienste und Andachten im Januar 2025
Herzliche Einladung zu folgenden Gottesdiensten und Andachten
Sonntags 9.30 Uhr
Evangelischer Gottesdienst (Gemeindezentrum, Klosterstraße 1b)
(am 19.01.2025 mit Kindergottesdienst)
Donnerstag, 09.01.25 8.00 Uhr
Mette (Morgengebet im Münster)
Donnerstag, 09.01. 19.30 Uhr
Abendgebet mit Taizégesängen (Gemeindezentrum)
Lettner-Kreuzaltar aus der Zeit um 1370 ohne Gerüste
Vom 25.-27.11.2024 wurden die Gerüste im unmittelbaren Umfeld des Kreuzaltars abgebaut.
Damit ist auch die spätromanische Tauffünte wieder nutzbar. Nun stehen nur noch Gerüste weiter westlich vom Altar, die über den Jahreswechsel stehen bleiben.
Über die weiteren abgeschossenen bzw. den Stand der aktuellen Restaurierungsarbeiten berichten wir weiter.
Gewölbesanierung in den Querhäusern für 2025 und 2026 geplant
Seit dem Jahr 2001 flossen rund 7 Mio. Euro in den Erhalt des Münsters und der einzigartigen Ausstattung. Als Weiterführung und Abschluss der Sanierung der Deckengewölbe (siehe Abb.) sowie der benachbarten Wandflächen in den Hochschiffen sind zwei weitere Bauabschnitte für das südliche und nördliche Querhaus und einige Gewölbefelder in den Seitenschiffen in 2025 und 2026 vorgesehen.
Wichtig ist auch die Sanierung verschiedener Risse im Südquerhausgiebel (Abb. 3), die u.a. durch Rostsprengung durch historische Zuganker verursacht werden. Insbesondere auf der Innenseite des Giebels sind die Schäden deutlich sichtbar.
Seit Jahren sind wir dabei, die statischen Probleme in den Hochschiffen zu lösen, nun die Gewölbe zu sanieren und dabei jeweils die Gerüststellung gleich mit zu nutzen, um die rund 45 Jahre alte und teilweise auch ältere Wandfassung zu reinigen, konservieren bzw. wo notwendig zu restaurieren und somit für die nächsten Jahrzehnte zu erhalten. Nur da diese Arbeiten seit Jahren konsequent parallel zu den Instandsetzungsmaßnahmen mit erfolgen, bietet das Münster diese Schönheit und den insgesamt guten Erhaltungszustand. Dadurch erübrigt sich eine gesonderte Generalrestaurierung der Wandfassung, die ansonsten in den nächsten Jahren angestanden hätte. Man stelle sich vor, man würde Wände in privaten oder gewerbliche Räume 45 Jahren lang nicht malern oder anderweitig bearbeiten. So ist es auch im Kirchenraum. Einige verdeckte unbearbeitete Stellen zeugen davon, wie ein Großteil des Münsters ohne die laufende Wartung und Pflege aussehen würde. Aber die statische Instandhaltung ist natürlich das langfristig entscheidende.
Auch die komplizierten Restaurierungsarbeiten zum Erhalt der stark geschädigten Gedenktafeln in der Johann-Albrecht-Kapelle werden im folgenden Jahr fortgesetzt werden müssen. Aufgrund der Komplexität und der notwendigen Abstimmungen mit den Fachbehörden ist die vollständige Ausführung in diesem Jahr nicht realisierbar.
Der geplante Gesamtinvestitionsumfang samt Fördermittelbeantragung beim Bund und dem Kirchenkreis Mecklenburg für den Bauabschnitt 2025-2026 beträgt 800.000 Euro. Zur Einwerbung von Eigenmitteln wird die sehr erfolgreiche Patenschaftsaktion fortgeführt.
So wie in den letzten Jahrzehnten sollen die Eigenmittel wieder vollständig aus Einnahmen des Münsterhaushalts - das sind Erlöse aus der Besichtigung und den Führungen - sowie Spenden, Patenschaften und der Verkauf besonderer Artikel erbracht werden. Kirchensteuer- und Kirchgeldeinnahmen werden dafür nicht verwendet, denn diese sind für die anderen wichtigen kirchengemeindlichen Aufgaben notwendig.
Der geplante Gesamtinvestitionsumfang samt Fördermittelbeantragung beim Bund und dem Kirchenkreis Mecklenburg für den Bauabschnitt 2025-2026 beträgt 800.000 Euro. Zur Einwerbung von Eigenmitteln wird die sehr erfolgreiche Patenschaftsaktion fortgeführt.
So wie in den letzten Jahrzehnten sollen die Eigenmittel wieder vollständig aus Einnahmen des Münsterhaushalts - das sind Erlöse aus der Besichtigung und den Führungen - sowie Spenden, Patenschaften und der Verkauf besonderer Artikel (s. o.) erbracht werden. Kirchensteuer- und Kirchgeldeinnahmen werden dafür nicht verwendet, denn diese sind für die anderen wichtigen kirchengemeindlichen Aufgaben notwendig.
Der Kirchengemeinderat der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Bad Doberan hat auf seiner Septembersitzung der Maßnahme samt Finanzierungsplan einstimmig zugestimmt. Derzeit erfolgen die konkreten Abstimmungen mit der Bundesbehörde. Wir sind sehr bestrebt, auch diesen Bauabschnitt zeitnah zu realisieren, da die Fördermöglichkeiten in Anbetracht der angespannten Haushaltslage der öffentlichen Hand zukünftig wohl kaum auf dem bisherigen Niveau aufrechtzuerhalten sein dürften.
Da in diesem Jahr die Gewölbesanierung im Mittelschiff abgeschlossen wird und die nun geplanten Maßnahmen in den seitlich liegenden Querhäusern und Teilen der Seitenschiffe erfolgen sollen, sind die Einschränkungen für die Gottesdienste, Konzerte, Führungen und weiteren Veranstaltungen in den beiden nächsten Jahren deutlich geringer als im jetzigen Bauabschnitt der Jahre 2022-2024.
Wir danken dem Bund (National Bedeutendes Denkmal – Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages), dem Land Mecklenburg-Vorpommern (Strategiefonds MV), dem Kirchenkreis Mecklenburg (Patronatsmittel) sowie dem Münsterbauverein und allen Spendern und Paten für die bisherige großzügige Unterstützung!
Martin Heider
Sonderführungen zu den Tier-Darstellungen in der Fürstengrablege
Herzliche Einladung zu Sonderführungen im Winterhalbjahr von November bis März, an jedem 2. Samstag im Monat von 14.00-15.15 Uhr im Doberaner Münster.
Tier-Darstellungen, -Reliefs und -Abbildungen finden sich viele im Münster. Einige davon können in einer öffentlichen Sonderführung mit Diplom-Biologin Ina Sakowski erkundet werden. Die Führungen starten im Eingangsbereich des Münsters.
Tiere spielten im praktischen Alltagsleben der Mönche eine wichtige Rolle (z. B. Ernährung, Kleidung, Heilkunde). Sie waren auch ständige Wegbegleiter, oft Vertraute und Tröster der Menschen sowie häufige Bewoh-ner der vielen Klosterbauten. Noch heute leben eine Reihe von ihnen in den heiligen Gemäuern des Münsters.
Besonders in den fürstlichen Grablegen wurden v. a. Säugetiere und Vögel immer wieder dargestellt; so z. B. der Hund, am Fuße des/der dargestellten Verstorbenen, als Symbol der Treue und Frömmigkeit. Eine Besonderheit stellt die baulich ohnehin sehr eindrucksvolle Grablege von Herzog Adolf Friedrich I. und dessen erster Gemahlin Anna Maria dar, die Anfang des 17. Jahrhunderts, kurz vor den Plünderungen und Zerstörungen des 30-jährigen Krieges, errichtet wurde.
In der über dem Gruftgewölbe errichteten sechsbogigen Loggia „wimmelt“ es neben Ornamenten, christlichen Symbolen, Blüten und Fabelwesen nur so von damals in Europa bekannten – sowohl rezenten als auch ausgestorbenen – Tierarten. Insbesondere die Vielzahl von Wirbellosen, wie z. B. Weichtieren, Insekten, Krebs- und Spinnentieren ist beeindruckend.
In der Führung wird der Versuch unternommen, die Tierabbildungen naturwissenschaftlich ein- bzw. zuzuordnen, wohl wissend, dass sie oftmals auch eine christliche Symbolik innehaben und mit einer gewissen künstlerischen Freiheit vom Steinmetz ausgeführt wurden.
Text und Fotos: Ina Sakowski (Satow)