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In Memoriam Pastorin i.R. Angret Schmidt (†26.04.2023)


LuebeckerKreuz DetailSchaf

Ansprache von Oberkirchenrat i.R. Andreas Flade bei der Trauerfeier für Pastorin i.R. Angret Schmidt im Doberaner Münster, 5. Mai 2023 (Auszüge):


„Ich aber, Herr, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott, meine Zeit steht in deinen Händen.“ Psalm 31,15

Lieber Carl-Christian Schmidt, liebe Christiane und lieber Rode Zimmermann-Stock, lieber Linus, liebe Viktoria, lieber Leander, liebe Angehörige, liebe Gemeinde!

Angret Schmidt war gern für Menschen da. Sie konnte auf Menschen zugehen. Sie konnte sie einfach ins Gespräch ziehen. Sie konnte sich recht genau merken, was sie von Menschen erfuhr, so daß ihre Gespräche mit Patienten, mit Gemeindegliedern, mit Bekannten auch nach längerer Zeit nicht am Punkt Null beginnen mußten. Sie war zu einer Krankenhausseelsorgerin von ganzem Herzen geworden, weil ihr das auch entsprach - ihrer Freundlichkeit, ihrem Interesse für Menschen, ihrer Zugewandtheit.

Angret Schmidt war den Menschen zugewandt, und sie war Gott zugewandt. Beides gehörte für sie zusammen. Von Kind auf wuchs sie in den Glauben hinein. Jeden Sonntag zum Kindergottesdienst, später zum Gottesdienst. Ihre „Mutting“, ihre Großeltern und ihr Pastor in Kröpelin Johannes Burghardt spielten eine wichtige Rolle. Sie entschied sich, Theologie zu studieren. Sie wollte Gott näher kommen.

Sie wollte das zu einer Zeit, in der der Glaube in den Schulen der DDR angegriffen und nicht selten lächerlich gemacht wurde. Sie hat das am eigenen Leib erfahren, und ihr Schuldirektor versuchte, ihr den Weg zum Theologiestudium zu verbauen. Auch kirchlicherseits war damals in den 60iger Jahren des vorigen Jahrhunderts noch nicht klar, ob sie je würde als Pastorin arbeiten können. Frauen im Pastorenamt - für viele damals noch eine unmögliche Vorstellung!

Doch Angret Schmidt hat ihren Weg als einen Weg mit Gott gesehen und ist ihn zuversichtlich gegangen. Dabei hat sie aber von Anfang an die Erfahrung gemacht, daß so ein Weg mit Gott nicht einfach ist und daß er hart und steinig sein kann.

 

 

Weg mit Gott, Weg voller Hindernisse bereits im Kindesalter - gehört das alles mit dazu? Ganz sicher. Es hat sie geprägt, vielleicht zunächst mehr unbewußt, ehe sie ihren Weg dann bewußt in eine bestimmte Richtung ging.

Den zu bewältigen sollte aber noch so manches Mal eine Herausforderung darstellen. 1970 begannen Sie den Dienst in der Kirchgemeinde Kirch Grubenhagen, lieber Bruder Schmidt. Im Oktober 1971 heirateten Sie beide. Ihre Frau konnte zunächst nicht Pastorin werden. So wurde sie Katechetin und legte ihren Schwerpunkt auf die katechetische Arbeit in Ihrer ersten Gemeinde. Aber sie übernahm auch pastorale Aufgaben. So manchen Dienst haben Sie sich geteilt. Im Oktober 1972 konnte Angret Schmidt schließlich ordiniert werden. Sie erhielt einen Auftrag zur pfarramtlichen Hilfeleistung. Damit konnte sie als Katechetin auch alle Aufgaben eines Pastors übernehmen. Als Sie dann 1976 nach Bad Doberan gingen, hat Ihre Frau noch für fast ein ganzes Jahr als Pastorin in Kirch Grubenhagen gewirkt - eine wahrlich herausfordernde Zeit!

 

Ab 1977 in Bad Doberan ist sie wieder Katechetin gewesen. Mit großem Einsatz und manchen Ideen hat sie sich in die Gemeindearbeit der Münstergemeinde eingebracht. Vorschulkreis, Christenlehregruppen, Mithilfe bei der Kurvende, ein Mütterkreis, Krippenspiel und Kindervesper am Heiligen Abend, groß gestalteter Kinderostergottesdienst am Ostermontagnachmittag, als der Tag in der DDR kein Feiertag mehr war, Laternengottesdienst im Herbst. Außerdem übernahm sie Vertretungsdienste für Pastoren in der Umgebung - ein reich gefülltes Tätigkeitsfeld!

1980 wurden Sie geboren, die Tochter Christiane. Sie wuchsen in dem munteren Leben im Pfarrhaus und in der Gemeinde auf. Wenn es möglich war, nahm Ihre Mutter Sie schon als Kind oft einfach mit - zur Christenlehre, zum Krippenspiel, zu dem, was sie gerade in der Gemeinde zu tun hatte. So wurde für Sie die Gemeinde zu einem Teil Ihres Zuhauses. Und überhaupt: Sie erlebten Ihre Eltern offen und gastfrei - und was Sie erlebt haben, hat dazu beigetragen, daß Sie sich selbst für den Weg als Theologin und Gemeindepastorin entschieden.

 

Mit dem Wechsel 1992 nach Wismar kam auf die Familie eine ganz andere Situation als in Bad Doberan zu. Hier wurde Angret Schmidt 1994 Krankenhausseelsorgerin. Obwohl nur teilangestellt, hat sie diesen Dienst mit großer Hingabe ausgefüllt. Da war es für sie schmerzlich, als es 1999 von Wismar nach Plau am See ging. Dort gab es keine Stelle für Krankenhausseelsorge. Da hat sie sich tapfer aber dennoch wieder als Krankenhausseelsorgerin beauftragen lassen, nun in Plau jedoch ehrenamtlich. Als sie dann mit Ihrem Ruhestand [, Bruder Schmidt, ] 2006 gemeinsam wieder nach Bad Doberan zogen, ist Ihre Frau weiterhin ehrenamtliche Krankenhausseelsorgerin geblieben, nun in Bad Doberan. Sie hat diesen Dienst noch etwa 15 Jahre ausgeübt - bis vor 3 Jahren. Die Mitarbeiter hier im Krankenhaus haben von ihr als ihrer Pastorin gesprochen.

Es ist erst sehr kurze Zeit her, daß sich für Ihre liebe Frau, Eure Mutter, Schwiegermutter und Großmutter das Blatt gewendet hat. Eine Infektion schwächte sie so, daß sie ins Krankenhaus mußte. Wieder entlassen stürzte sie schwer und fand sich erneut im Krankenhaus wieder. Diesmal wurde es trotz aller ärztlichen Bemühungen zur letzten Station.

Viele haben sie noch besucht. Die Familie der Tochter mit den Enkeln war da. Sie reagierte, wenn sie vertraute Stimmen hörte. Jetzt sorgten andere für sie, die selber so viel für andere da war. Sie, lieber Bruder Schmidt, sind ihr in der Zeit im Krankenhaus und besonders in der letzten Woche nicht von der Seite gewichen. Sie empfing die Krankensalbung - seelsorgerlicher Dienst für die bereits dem Tode nahe Seelsorgerin. Dann ist sie mit einem Mal still und schnell hinübergegangen. Ihre Zeit war vollendet, und sie sollte gehen.

„Meine Zeit steht in deinen Händen.“ Angret Schmidt ist durch nicht leichte Zeiten gegangen. Es waren durchaus auch schwierige Wege. Aber es war dennoch eine im guten Sinne gefüllte Zeit. Viele, denen sie sich mit Liebe zugewandt hat, sind ihr von Herzen dankbar - zuerst Sie als ihr Ehemann, lieber Bruder Schmidt, und Sie als Tochter mit Ihrer Familie und dann viele Menschen.

Jetzt hat sich ihr der ganz zugewandt, auf den ihr Weg hinführte. Er ist jetzt für sie da, bei dem unsere Zeit ihr Ende findet. Er nimmt sie in seine Liebe und in seinen Frieden. In ihm bleibt sie Euch und uns allen nah.

Amen.

 

40.381 Euro zugunsten der Deckengewölbesanierung


Die Patenschafts- und Spendenaktion im Doberaner Münster hat sich weiterhin sehr positiv entwickelt.

Vom 24. Juli 2022 bis zum 16. Mai 2023 kamen bereits 40.381 Euro zusammen. Ganz herzlichen Dank dafür!

 

 
LuebeckerKreuz DetailSchaf

 

Wir freuen uns über weitere Paten/Patinnen für die Restaurierung

eines kleinen Teilabschnitts des Deckengewölbes ab 10 Euro pro 400 Quadratzentimeter (20 x 20 cm)!

  • Patenschaft Restaurierung Deckengewölbe 20 x 20 cm = 10 €
  • Patenschaft Restaurierung Deckengewölbe 1/2 Quadratmeter = 125 €
  • Patenschaft Restaurierung Deckengewölbe 1 Quadratmeter = 250 €

Überweisungen bitte auf das Konto der Ev.-Luth. Kirchengemeinde bei der Ev. Bank:

IBAN: DE17 5206 0410 8505 0502 00, Kennwort: „Gewölbe Münster“

Für Summen ab 200 Euro benötigen Sie für die Steuererklärung beim Finanzamt eine Spendenbescheinigung, die wir Ihnen gern ausstellen (dazu brauchen wir Ihre Anschrift).

Die Teilabschnitte werden auf dem 2 x 1 m großen Transparent im Münster markiert. Wenn Sie möchten, kommen Ihr Name (und Wohnort) auf eine Spenderliste im Münster.

Herzlichen Dank für Ihren Beitrag zum Erhalt des Doberaner Münsters!


Weitere Informationen: Münsterverwaltung, Martin Heider,
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder Tel.: 038203 / 779590.

Martin Heider

 

 

Neues Buch über das Doberaner Wirtschaftsgebäude


24ehemWirtschaftshof

Erstmals liegt eine umfangreiche Publikation über das Doberaner Wirtschaftsgebäude vor.

Chronologisch geordnete Datensammlung – Urkunden, Akten und weitere schriftliche Quellen samt detaillierten Quellennachweisen.

Autor:

Münsterkustos Martin Heider

Umfang des Buchs:

344 Seiten, 250 Abbildungen (Karten, Grundrisse, Fotografien)

Format: 29,5 x 23,5 cm

„Book on demand“/Buch auf Nachfrage

„Book in progress“/Buch in Entwicklung

Preis: 37,00 Euro

Erhältlich im Doberaner Münster oder per Versand auf Bestellung zzgl. Versandkosten.

Diese Ausarbeitung über das Doberaner Wirtschaftsgebäude ist die erste systematische Auswertung der umfangreichen Archivalien seit der frühen Neuzeit. Der zeitliche Schwerpunkt dieses Bandes beginnt mit dem 7. März 1552, dem Tag der Klosterauflösung, und endet kurz nach der Erhebung Doberans zur Sommerresidenz im Jahr 1793. Anlass für die Veröffentlichung ist der Wiederaufbau des Wirtschaftsgebäudes seit dem Herbst 2022.

Die Ausführungen sind zeitlich chronologisch geordnet. Die Datensammlung richtet sich an interessierte Laien und die Fachwelt. Dem Hauptteil über das Wirtschaftsgebäude seit der frühen Neuzeit vorangestellt ist ein einführendes Kapitel über das Wirtschaftsgebäude und die Doberaner Mühlen in der Klosterzeit. Bis zur Klosterauflösung können 30 Mühlen im Besitz des Klosters Doberan nachgewiesen werden – mehr als bislang publiziert – wenn einige davon auch nur kurzzeitig.

Nur wenige mittelalterliche Quellen erwähnen das Wirtschaftsgebäude. Eine Urkunde aus dem Jahr 1353 sowie auch das Inventar von der Klosterauflösung 1552 bezeichnen es als Backhaus. Nachgeordnet ist die Nutzung als Mühle. Es ist die „Mühle im Backhaus“. Offenbar betrieben der klostereigene Bäcker bzw. Backofenmeister („furnarius“) die Mühle mit. Die Funktion als Brauhaus beginnt laut der Archivalien erst im frühen 19. Jahrhundert.

 

 

Es wird für die Akten ab 1552 zumeist die vollständige Transkription der schriftlichen Quellen aufgeführt, um die Akteninhalte einem größeren Leserkreis zu erschließen und eine weiterführende Auseinandersetzung damit zu ermöglichen. Zudem bietet der originale Textlaut einen Einblick in die damalige Amtssprache und die Kommunikation zwischen den Institutionen auf landesherrlicher, Amts- und örtlicher Ebene.

Schwerpunkt ist das Wirtschaftsgebäude. Es wird aber auch wiederholt auf die ebenfalls klosterzeitliche und völlig verloren gegangene „Neue Mühle“ eingegangen, die einige hundert Meter ostnordöstlich vor dem Kloster lag. Zeitweise waren die Mühlen an denselben Pächter verpachtet.

Die Nutzer des Buches werden mit Sicherheit Freude an dem rund 100 Seiten umfassenden Abbildungsteil mit 250 Abbildungen haben. Erstmals wurden historische Karten, Grundrisse, Fotografien, Postkarten bzw. Ausschnitte mit wichtigen Details im Kontext des Wirtschaftsgebäudes zusammengetragen. Dazu gehört auch wenig bekanntes und bislang unveröffentlichtes Material.

Das Inhaltsverzeichnis:

inhaltsverzeichnis buch wirtschaftsgebaeude

 

Rund um die Historie des Ortes, der Klosteranlage und des Münsters


Wirtschaftsgebaeude um 1900

Rückblick auf den Vortrag über das Wirtschaftsgebäude


Am 4. Mai hielt Martin Heider in der Aula des Gymnasiums auf Einladung des Vereins der Freunde und Förderer des Klosters Doberan e.V. einen bemerkenswerten Vortrag mit dem Titel: „Das Wirtschaftsgebäude des Doberaner Klosters - Neue Erkenntnisse aus alten Akten“.


Martin Heider referierte neue Ergebnisse seiner intensiven Recherchen im Landeshauptarchiv Schwerin und anderen Archiven. Zeitgleich mit dem Vortrag stellte er sein neu erschienenes Buch „Das Doberaner Wirtschaftsgebäude in den zeitgenössischen Quellen. Vom Mittelalter bis zur Erhebung Doberans zur großherzoglichen Sommerresidenz im Jahr 1793“ vor.

(Das Buch ist zum Preis von 37,00 Euro im Münster erhältlich)

 

24ehemWirtschaftshof

Aus den Quellen ist ersichtlich, dass durch die Jahrhunderte das Wirtschaftsgebäude ganz unterschiedliche verschiedene Funktionen unter seinem Dach vereinte. Im Inventar aus der Klosterauflösung vom 7. März 1552 wird das Wirtschaftsgebäude als „Backhaus“ bezeichnet. Genannt wird auch die „Mühle im Backhaus“ und der Kornboden im Backhaus. Daraus wird ersichtlich, dass die Backfunktion 1552 im Zentrum stand, so wie bereits in einer Urkunde aus dem Jahr 1353.

Im Inventar von 1628 wird das Wirtschaftsgebäude als “Kornhauß darunter auch die Mülle“ aufgeführt. Innerhalb des Gebäudes werden auch ein „Wagenhaus“ und ein „Malzhaus“ lokalisiert.

24ehemWirtschaftshof

Als Herzog Karl Leopold ab 1707 seine Residenz ins herzogliche Schloss nach Doberan verlegte, wurde im Wirtschaftsgebäude eine Amtsbranntweinbrennerei eingerichtet. Auch die Fürstliche Hofbäckerei fand dort ihren Platz.

Als 1793 Doberan herzogliche Sommerresidenz wurde, findet sich die Nutzung des Wirtschaftsgebäudes als „Schauspielhaus“, bis das Theater gebaut wurde. Im 20. Jahrhundert waren eine Brauerei, eine Molkerei, Teile des Möbelwerks und ab 1969 eine Großküche mit Schulspeisung dort untergebracht.

 

klosterbrauerei

Martin Heider gelang es, aus den Quellen und illustriert durch zahlreiche, zum Teil unbekannte Abbildungen und Fotografien ein lebendiges Bild der Geschichte des Gebäudes zu zeichnen. Das sehr gut gefüllte Auditorium dankte ihm mit lebhaftem Applaus.

 

Petra Wallmann

Oberkirchenrätin / Pastorin i.R. – Leiterin der Arbeitsgruppe Vortrag im Klosterverein

 


 

Abb. Drei Folien aus dem Vortrag. Die im Vortrag gezeigten historischen Abbildungen aus der Zeit seit dem 18. Jahrhundert, aus verschiedenen Archiven, Fototheken und Sammlungen werden hier im Newsletter nicht gezeigt. Sie sind aus bildrechtlichen Gründen nur in der neuen Publikation veröffentlicht.

Gottesdienste und Andachten im Juni 2023


LuebeckerKreuz DetailSchaf

 

 

Herzliche Einladung zu folgenden Gottesdiensten und Andachten:


Sonntags   9:30 Uhr

Gottesdienst im Münster


Sonntag, 04.06.   9:30 Uhr

Vorstellungsgottesdienst mit Pastor Dr. Daniel Havemann (Münster)

anschl. Gemeindeversammlung (Saal Gemeindezentrum)


Mittwochs 12:00 Uhr

Musikalisches Mittagsgebet (Münster)


Donnerstag 01.06. und 15.06. 8:00 Uhr

Mette (Morgenandacht im Münster)


Donnerstag 01.06. 19:30 Uhr

Taizéandacht (Münster)


Samstags 19:00 Uhr

Abendandacht (Ev. Waldkirche Heiligendamm)


Samstag 24.06. 19:00 Uhr

Ökumenische Abendandacht zum Johannisfest

(Ev. Waldkirche Heiligendamm)

 


Änderungen vorbehalten!

Weitere Informationen auf der Homepage der Kirchengemeinde >

 

 

Aus der Historie des Ortes, der Klosteranlage und des Münsters


Wirtschaftsgebaeude um 1900

Ansichtskarte „Doberan – Kirche und Klosterbrauerei“ von Südwest, um 1900.

Bildnachweis: Sammlung Michael Kuska (Bad Doberan).

Das Wirtschaftsgebäude in der Zeit der Klosterauflösung

Die Mühle im Backhaus

Wertvolle Hinweise über die in Doberan bei der Auflösung des Klosters vorhandenen Gebäude samt Ausstattung gibt das Inventarium vom 7. März 1552. Leider macht das Inventar nur wenig Aussagen zum Zustand der Gebäude. Eine Stiftung Herzog Heinrichs V. aus dem Jahr 1549 zur Reparatur des Dachreiters der Kirche und der Konventsbauten lässt annehmen, dass die verschlechterten ökonomischen Rahmenbedingungen einen nicht unerheblichen Bedarf an weitergehenden Unterhaltsmaßnahmen bedingten, die nicht mehr vom Konvent selbst zu finanzieren waren. Auch sind die verschiedenen Vorräte, die Instrumente, auch der Tierbestand u.v.m. im Inventarium vom 7. März 1552 verhältnismäßig gering, auch im Vergleich zu anderen Klosterinventarien aus dieser Zeit.

Das Verzeichnis nennt auch Inventar für Klostergebäude, die am Wirtschaftshof im Süden des Klosterareals lagen. Dort war das zentrale Gebäude das große Backhaus, das heute sogenannte Wirtschaftsgebäude. Aufgeführt werden auch die Mühle, ein Kornboden auf dem Backhaus und weitere Räumlichkeiten, wie das Gemach des Kornschreibers.

Im Backhaus waren u. a. an Lebensmitteln 158 Seiten Speck, Schinken, Schnecken, Knochen, Schweinsköpfe, Schultern, Schmer (Fett), Schweinsklauen, Heringe, Buchweizengrütze, Hafergrütze.

Es gab vielerlei Hausrat und Ausstattung, wie Teigtröge, Teigknettisch, Kessel, Brandruten, Röste, Knochenbeil, Spaten, einen großen Backofen, eine Malzdarre, Kalk und 600 Dachsteine.

In der Mühle im Backhaus waren u. a. zwei funktionstüchtige Mahlgänge, Malz im Gewölbe, in der Mühle Mehl, Mehlkasten, Malzkiste, Tragekorb, Mehlsiebe, aber auch 18 Sauen und 120 Schweine.

24ehemWirtschaftshof

Auszug aus Akte LHAS 2.22-10/7 Nr. 616 (Amtsgeldregister) von 1552

Die ununterbrochene Weiternutzung in der frühen Zeit des Domanialamtes

Wichtige Informationen liefert das Amtsgeldregister von 1552, welches wie o.g. Inventar zu den Archivalien im Landeshauptarchiv Schwerin gehört und bislang offenbar kaum Beachtung fand.

Ersichtlich wird die institutionelle Zugehörigkeit der einzelnen Höfe und Produktionsstätten des ehemaligen Klosters nun zum herzoglichen Amt. Erst in späteren Jahrzehnten und Jahrhunderten wurden diese sukzessive an Dritte verpachtet, so der Kammerhof und das Wirtschaftsgebäude (Backhausmühle).

Im Amtsgeldregister finden sich auch Vorgänge in Bezug auf das Wirtschaftsgebäude, so der Beleg für die Bezahlung eines rund drei Wochen nach der Klosterauflösung, am 1. April 1552, aus Rostock gelieferten neuen Mühlensteins oder die Entlohnung des Kochs und des Schweinehirten im Backhaus.

Das Sägen von Holz zu Blöcken bzw. Brettern und Dielen bekamen die „Sager“ entlohnt. Eine weitere Position (Abb.) dokumentiert eine Reparatur an der Backhausmühle („mollenn In dem Backhusse“). Aus einem langen Block wurde Material für einen Unterschlag gesägt.

Auch die lange Liste der allgemeinen Ausgaben liefert wertvolle Angaben zu Instandsetzungsarbeiten und die wirtschaftlichen Aktivitäten in der Übergangszeit vom Kloster zum Domanialamt. Dazu zählte Standgeld, welches der Rat zu Rostock erhielt, für die Lagerung eines Mühlensteins für die Doberaner Backhausmühle, gelagert am Wasser, wohl im Rostocker Stadthafen. Entlohnt wurden die Träger für die Beförderung des Mühlensteins auf einen Wagen und diejenigen, die diesen nach Doberan brachten.

Weitere Informationen, verschiedene Textpassagen aus den Originalakten und zahlreiche Abbildungen werden im Vortrag am 4. Mai vorgestellt.


Martin Heider

 

90 Jahre Machtergreifung – Eine Chronologie für die Ereignisse in Bad Doberan (Auszüge)


plakat baedermuseum

Aus der Gesprächsrunde am 21.03.2023 im Stadt- und Bädermuseum Bad Doberan:


Auszüge aus der Bild- und Textpräsentation von Martin Heider (Bad Doberan).

s. auch den Beitrag in der OSTSEE-ZEITUNG in diesem Artikel. >

 

Wir erhielten die Rückmeldung, dass die o.g. Gesprächsrunde im Rahmen der Sonderausstellung von mehreren Interessenten nicht wahrgenommen werden konnte, aber Interesse an den Inhalten besteht. Daher hier wesentliche Textauszüge. Die meisten Abbildungen können aus bildrechtlichen Gründen hier nicht veröffentlicht werden. Voraussichtlich wird jedoch die Bild- und Textpräsentation samt Abbildungen und Quellenangaben in einer kleinen Auflage gedruckt.

nr 1

nr 2 Auszug 31.05.1931 aus der Pfarrchronik der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Bad Doberan

 

Die unten blau markierten Textpassagen stammen aus der Pfarrchronik der Ev.-Lutherischen Kirchengemeinde Bad Doberan, die weiteren Inhalte entstanden unter Verwendung von Zeitungsartikeln aus den Doberaner Nachrichten bzw. dem Buch von Hermann Langer: „Leben unterm Hakenkreuz“, 1996. Bislang unveröffentlicht waren die Auszüge aus der Pfarrchronik.

09.11.1923 – Hitlers „Bierkellerputsch“ in München scheiterte. Im nationalsozialistisch-völkischen Lager entstanden daher neue Gruppierungen.

25.11.1924 – Wahlpropaganda in Vorbereitung auf die Reichstagswahl am 07.12.1924 in den Doberaner Nachrichten (Abb. links).

Februar 1925 – Adolf Hitler gründete, vorzeitig aus der Haft entlassen, nach Aufhebung des Parteiverbots, die NSDAP neu.

25.07.-01.08.1925 – Bundestag der „Adler und Falken“ – einer rechtsextremen Jugendorganisation – in Bad Doberan – die Verführung begann.

14.09.1930Reichstagswahl

Mecklenburg-Schwerin: NSDAP 20,1 % (= zweitstärkste Partei nach SPD)

Bad Doberan (Auszug – vier führenden Parteien):

SPD 823 Stimmen

NSDAP 677 Stimmen (= 20 % der gültigen Wählerstimmen)

DNVP 624 Stimmen (Deutschnationale Volkspartei)

KPD 345 Stimmen

Reich: NSDAP im Vergleich zur letzten Wahl eine Steigerung von 0,8 auf 6,4 Mio. Wählerstimmen = spektakulärer Wahlerfolg

Oktober 1930: Gründung der Ortsgruppe Bad Doberan

Mai 1931: Bad Doberan hatte 560 registrierte Arbeitslose (wobei sich Frauen normalerweise nicht registrieren ließen)

31.05.1931 – „Stadtverordneten-Neuwahl, nachdem auf Antrag der Nationalsozialisten die bisherigen Stadtverordneten zurücktraten. Es wurden 2778 Stimmen abgegeben. Davon entfielen:

Liste 1. Sozialdemokraten  523 Stimmen 3 Sitze
2. Communisten  405 Stimmen 2 Sitze
3. Unpolitische Bürgerliste  633 Stimmen 3 Sitze
4. Nationalsozialisten  991 Stimmen 6 Sitze
5. Beamten u. Verbraucher 226 Stimmen 1 Sitz

Wahlbeteiligung 71,3%“

30.05.1931 – Am Tag vor der Stadtverordneten Neuwahl

Öffentliche „Massenversammlung“ der NSDAP im „Lindenhof“ Bad Doberan

Die Auflösung der Stadtverordnetenversammlung durch Volksbegehren und Volksentscheid war ein geschickter Schachzug, denn zuvor hatte die NSDAP keine Sitze im Stadtparlament, nun sechs.

NSDAP

Reichstagswahl 14.09.1930: 677 Stimmen

Stadtverordnetenwahl nun: 991 Stimmen

NSDAP nutzte diesen Erfolg in Bad Doberan nun als Propaganda auf Landesebene.

19.07.1931: Demonstration der Arbeiterschaft in Bad Doberan – Der „Kampf um die Straße“ gehörte noch weitgehend der organsierten Arbeiterschaft von Sozialdemokraten und der KPD. Die NSDAP malte das Gespenst der kommunistischen Bedrohung und gab sich als Verfassungsschützerin. Die SA (Sturmabteilung) machte gegen die Arbeiterschaft mobil.

07.08.-29.10.1931

Aktionen der SA (Sturmabteilung)

Bad Doberan (Abb. links)

27.09.1931: „Zum Bürgermeister von Doberan wird gewählt Rechtsanwalt Barten. Barten erhielt 1473 Stimmen in der Stichwahl. Bürgermeister Bergmann-Schwaan 971 Stimmen. Ausschlag gaben dabei die Nationalsozialisten. Wahlbeteiligung 65 %.“

31.10./01.11.1931: „In der Nacht zwischen 3 u. 4 Uhr kam es beim Knittelschen Hause in der Alexandrinenstraße [Mollistraße] zu einem Handgemenge zwischen dem Nationalsozialisten, Ingenieur Walter Gädicke u. zwei Kommunisten: Heinrich Klöcking u. Blohm. Es fielen 4 Schüsse, durch welche beide Communisten getötet und Gädicke schwer verletzt wurde. Die Beisetzung der beiden Kommunisten fand am 4. Nov. unter ungeheurem Andrang von Kommunisten aus Rostock u. allen anliegenden Orten statt (wohl 1000 Personen). Auf Wunsch der Familienangehörigen wurde die Beerdigung kirchlich vollzogen.“

06.03.1932 – „½ 6 Abendmahlsfeier der geschlossen erschienenen Nationalsozialisten in der Kirche.“

1932 – Die Wirtschaftskrise hält an. Bad Doberan hat 515 männliche und 50 weibliche Arbeitssuchende.

13.03.1932: Erhielt Paul von Hindenburg bei der Reichspräsidentenwahl am 13. März 1932 auf Reichsebene die meisten Stimmen (18,6 Mio.), gefolgt von Adolf Hitler (11,3 Mio.) und Ernst Thälmann (4,9 Mio.), führte in Bad Doberan Hitler (1.650) deutlich vor Hindenburg (1.150):

„Reichspräsidentenwahl. Gesamtstimmen:

  Hindenburg, Duesterberg, Hitler, Thälmann, Winter
im Reich 18,659304 2½ Mill 11,325873 4,9 Mill 111 tausend
Doberan 1150 Stimmen 409 Stimmen 1650 Stimmen 363 St. 11 St.

Die Wahl ist richtig verlaufen.“

14.04.1932: Auch im zweiten Wahlgang am 10. April 1932 änderte sich bei höherer Wahlbeteiligung wenig am Stimmenverhältnis:

„Reichspräsidentenwahl. 2te Wahlgang

  Hindenburg,  Hitler, Thälmann,
im Reich 19,359624 13,417460 3,706388
Doberan 1350 Stimmen 1916 Stimmen 253 Stimmen

Die Wahl ist richtig verlaufen.“

15.05.1932 – „Der nationalsozialistische Antrag auf Auflösung des Doberaner Stadtparlaments hat mit 1100 Stimmen der Bürger Doberans gesiegt. Es muß eine Neuwahl der Stadtverordneten ausgeschrieben werden.“

31.07.1932 – „Die Reichstagswahl nahm in Doberan ruhigen Verlauf. Es wurden in Doberan abgegeben:

Sozialisten  Nationalsz.  Kommunisten  Zentrum  deutschnational Splitterparteien
848 1854 362  16 410 kl. Summen.“

31.07.1932: Wahl der Stadtverordneten von Doberan:

Sozialisten Nationalsz. Kommunisten Zentrum deutschnational Splitterparteien
4 10 1 - - -

15.08.1932: Adolf Hitler wird Ehrenbürger von Bad Doberan:

„Als Zeichen des Dankes nach dem Siege hat Doberan als erste deutsche Stadt im Sommer 1932 seinem Führer die höchste zu vergebende Ehrung ausgesprochen. Der Führer zeichnete die Stadt dadurch aus, daß er das Ehrenbürgerrecht der Stadt Bad Doberan annahm. Er hatte wiederholt Doberan-Heiligendamm besucht. Die schönste Straße von der Stadt nach dem Heiligen Damm erhielt den Namen Adolf-Hitler-Straße [Dammchaussee].“ (Quelle: Buch Sebastian HEIßEL 1939, S. 248.)

Dringlichkeitsantrag der NSDAP in Stadtverordnetenversammlung

NSDAP forderte a) „dem Führer der NSDAP Herrn Adolf Hitler, das Ehrenbürgerrecht der Stadt zu verleihen“, b) eine Straße nach ihm zu benennen und c) zwei Tage lang das Rathaus zu beflaggen — „zum sichtbaren Zeichen dieser Ehrung“

Der Antrag kam mit zehn Stimmen bei fünf Enthaltungen durch

Bad Doberan beanspruchte für sich, die erste Stadt in Deutschland zu sein, die Adolf Hitler zum Ehrenbürger ernannt hat. Auch Coburg beanspruchte dies.

Nach jüngeren Kenntnissen war Bad Doberan der elfte Ort (s. lange Liste bei Wikipedia).

Bad Doberan verfügte vor 1933 über die erste Adolf-Hitler-Straße (Stand LANGER 1996)

1986 stießen verantwortliche Stellen im Rahmen des 800jährigen Ortsjubiläums darauf und tilgten diesen Schandfleck! – Ein entsprechender Stadtvertreterbeschluss wurde nach Medienberichten am 02.04.2007 gefasst, im Vorfeld des GA-Gipfels in Heiligendamm, offenbar ohne Kenntnis der Initiative von 1986.

04.11.1932: Werbezettel für Kundgebung der Eisernen Front (Schutzorganisation der SPD)

im „Schützenhof“ Bad Doberan. Mit Erich Ollenhauer, Vorsitzender der Sozialistischen Arbeiterjugend.

06.11.1932: „Wahlschlappe der NSDAP

Reichstagswahl 31.07.1932 1.854 Stimmen

Reichstagswahl 06.11.1932 1.328 Stimmen

30.01.1933: Der altersmüde Reichspräsident Paul von Hindenburg vereidigt seinen siebten Kanzler, Adolf Hitler. Auch in Bad Doberan feierte man den Anbruch des „Dritten Reichs“. In aller Eile organisierte die Ortsgruppe der NSDAP gemeinsam mit dem SA-Sturm 21/90 einen Fackelzug. Überall sammelten sich zahlreiche Passanten, die den Zug begeistert begrüßen.

19.02.1933: „Bei Gelegenheit von großen Demonstrationszügen der KPD, SPD u. der NSDAP kam es ½ 7 Uhr zu einem schweren Zusammenstoß zwischen den Sozialdemokraten und Nationalsozialisten. An der Ecke der Post- [Severinstraße] u. Bismarckstraße [Goethestraße] begann es. Dort gelang es dem Bürgermeister, die Parteien auseinander zu bringen. Aber an der Friedhofstraße und Schützenplatz kam es zu einer heftigen Schießerei, bei welcher der Arbeiter Ernst Wolff 38 Jahre alt, durch Herzschuß getötet wurde und 8 Schwerverwundete in die Klinik nach Rostock abgebracht wurden.“

20.02.1933 – „Kam es zu einer Schießerei vor dem Arbeitsamt ½ 3 Uhr an der Kröpeliner Straße. Hierbei gab der Stadtverordnete v. Renteln (NSDAP) 2 Schüsse ab, durch die ein Mann durch Streifschuss verletzt wurde. V. Renteln wurde dann schwer geschlagen.“

23.02.1933: „Fand nachmittags die Beerdigung des erschossenen [Sozialdemokraten] Wolff von der Wohnung seiner Eltern Neue Reihe 49 aus statt. Es waren vielleicht 1500 Reichsbannerleute von allen Seiten zu einer Trauerdemonstration erschienen. Doch verlief alles ruhig dank der starken polizeilichen Vorkehrungen, zu der „Sipo“ aus Rostock, Schwerin und Wismar beordert war. Jedes Lastauto mit Eintreffenden wurde auf Waffen untersucht. Ein Auto mit Communisten aus Wismar wurde unter polizeilicher Bedeckung sofort nach Hause geschickt. Sämtliche Doberaner Kommunisten wurden aus dem Geleitzug entfernt. Der ganze Zug wurde von der Sipo geleitet und alle Teilnehmer wurden vom Friedhof weg gezwungen, sofort abzufahren. Auf dem Friedhof wurde Publikum überhaupt nicht zugelassen. Es amtierte Pastor Walter unter Assistenz von Hilfsprediger Ehlers.“

05.03.1933: Reichstagswahl

Bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 erhielten sowohl in Bad Doberan, in Althof sowie im Deutschen Reich die meisten Stimmen und Mandate die Nationalsozialistische Partei Deutschlands (NSDAP), gefolgt von den Sozialdemokraten:

"Stimmen Doberan Althof Im Reich
NSDAP 1736 18 17.264.323
SPD 829 12 7.176.226
KPD 301 2 4.460540
Zentrum 13 - 4.289359
Schwarz-Weiß-Rot 712 9 3.131.336
Volkspartei 20 - 431.880
Chr.-Soc. Volkspartei 14 1 382.035

 

Mandatsstärke der Hauptparteien: Nationalsozialisten 288 Mandate, Sozialdemokraten 120, Kommunisten 79, Zentrum 71, Schwarz Weiß Rot 52, Bayrische Volkspartei 20.“

21.03.1933: „Reichsgründung in Berlin. Doberan geflaggt. Geschäfte geschlossen. Schulfrei. Überall Schulfeiern. Überall Rundfunkübertragungen aus Potsdam. Abends Illumination aller Fenster u. Fackelzug durch die Stadt.“

01.05.1933: Tag der nationalen Arbeit. ½ 11 Festgottesdienst auf dem Drümpel: Landessuperintendent Behm. Kirchenchor, Posaunenchor. (…)

Nachm. 5 Uhr Umzug aller Behörden, Vereine, Schüler etc. durch die Stadt. Flaggen sämtlicher Gebäude, sowie der Kirche und der Kl.[oster] Gebäude.


Quellen:

Pfarrchronik der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Bad Doberan.

Doberaner Nachrichten

Buch – Hermann Langer: „Leben unterm Hakenkreuz“, 1996.

Buch – Sebastian HEIßEL: Bad Doberan – Heiligendamm, 1939


Recherche und Zusammenstellung: Martin Heider (Bad Doberan)

 

nr 3

07.08.-29.10.1931
Aktionen der SA (Sturmabteilung) Bad Doberan

nr 4

Ansichtskarte um 1930/40, Archiv Münsterverwaltung

nr 5

Auszug aus der Pfarrchronik der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Bad Doberan

nr 6

Doberaner Nachrichten Ende April 1933 – Reproduktion Ostsee-Zeitung 16.01.1993.

 

 

Einzug eines Zugankers und Umbau eines Balkens bewilligt


restaurierung 1

Im Deckengewölbe des Vierungsbereichs festgestellte alte Risse und Setzungsschäden wurden jüngst gründlich analysiert. Auf einer Baukonferenz am 01.03.2023 wurde der von den Planern und Statikern erarbeitete Sanierungsvorschlag den kirchlichen und staatlichen Behörden vorgestellt und befürwortet. Der Änderungsantrag für die Maßnahme wurde unterdessen bewilligt.

Im Zuge der Sanierungsarbeiten (Reinigungsarbeiten der Gewölbekappen) wurden erhebliche statische Mängel (starke Rissbildungen in den Gewölbekappen/ Bögen und daraus resultierende Verformungen der Bögen/ Stützen) festgestellt. Diese massiven Schäden treten vornehmlich im Bereich der Vierung auf. Die Rissbildungen und Verformungen, ursächlich aus den Gewölbeschüben, sind bislang nicht abgeschlossen und werden weiterhin in Bewegung bleiben, so dass zum jetzigen Zeitpunkt dringender Handlungsbedarf besteht.

Zusätzlich zu dieser Problematik konnte festgestellt werden, dass eine zu einem späteren Zeitpunkt eingebrachte Balkenlage im Vierungsbereich das darunter befindliche Bogenmauerwerk teilweise zerstört hat und andauernd massiv schwächt (Abb.).

Heider Restaurierung 2023

Folgende Maßnahmen erfolgen nun zeitnah:

  • Einzug eines Ankers (Ausrichtung N/S) im mittleren Vierungsbereich, um dem vorhandenen Gewölbeschub entgegenzuwirken
  • Rückbau und Platzierung der im Nachgang auf das Bogenmauerwerk platzierten Balkenlage im Dachraum, um das darunter befindliche Bogenmauerwerk zu entlasten und die Rippenübermauerung wieder zu vervollständigen

Die Maßnahmen wurden im März denkmalrechtlich als auch denkmalfachlich bestätigt. Im April folgte der Beschluss des Kirchengemeinderates und die Bewilligung der Maßnahmeänderung durch den Bund (BKM).

 


Fotos 1: Kerstin und Peter Wagner, Foto 2: Martin Heider

 

Bisher unveröffentlichte Dokumente belegen: Nazis waren schon vor 1933 in Bad Doberan aktiv


Nazizeit 1

Die OSTSEE-ZEITUNG Bad Doberan berichtete am 1. April 2023:

Ausstellung im Möckelhaus

Bisher unveröffentlichte Dokumente belegen: Nazis waren schon vor 1933 in Bad Doberan aktiv

Werner Geske 01.04.2023


Martin Heider, Kustos des Doberaner Münsters, und Zeitzeugin Gerda von Hof können belegen, dass die Nationalsozialisten bereits in den 1920er Jahren in der Münsterstadt aktiv waren. Eine Ausstellung im Möckelhaus widmet sich dem düsteren Kapitel deutscher Geschichte.

Bad Doberan. Noch bis zum 29. April zeigt das Stadt- und Bädermuseum eine Sonderausstellung unter dem Titel „90 Jahre Machtergreifung“. Diese Exposition schildert, wie sich die Machtübernahme der Nationalisten 1933 in der Münsterstadt vollzog. Ergänzt wurde sie mit einer Gesprächsrunde im Möckelhaus. Dabei machten Gerda von Hof (87) und Münster-Kustos Martin Heider (52) mit einem Stück ihrer Lebensgeschichte und profunden historischen Kenntnissen die Geschehnisse jener Zeit noch plastischer.

Martin Heider war bei seiner Suche nach einer Antwort auf die Frage, weshalb die Nazis in Bad Doberan bereits vor 1933 so einflussreich werden konnten, in der Pfarrchronik der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde, in Zeitungsbeiträgen, in Unterlagen des Stadtarchivs und in der Deutschen Fotothek auf Dokumente gestoßen, die die Ereignisse vor 90 Jahren teilweise in neuem Licht erscheinen lassen. Als Beispiel dafür zitierte Heider aus bisher unveröffentlichten Aufzeichnungen, die belegen, wie der erstarkende Nationalsozialismus in Bad Doberan von kirchlicher und amtlicher Seite gesehen wurde.

Zunahme völkischer Veranstaltungen ab 1924

So registrierten die schriftlichen Quellen schon ab 1924 eine bedeutende Zunahme völkisch-nationalistischer Veranstaltungen in der Münsterstadt. Darunter der Bundestag der Adler und Falken, einer rechten Jugendorganisation, im Juli 1924 und regelmäßige Treffen der nationalsozialistischen Freiheitsbewegung sowie anderen extremen Gruppierungen. Diese Entwicklung kulminierte in der Gründung der Ortsgruppe der NSDAP im Oktober 1930.

Ein Jahr später, im Mai 1931, so ist den kirchlichen Aufzeichnungen zu entnehmen, gelang es den Nationalsozialisten mit Korruptionsvorwürfen, die Stadtverordnetenversammlung aufzulösen und eine Neuwahl des Bürgermeisters zu erzwingen. Dank der auf sie entfallenden 991 Wählerstimmen konnten die Nazis dieses Amt mit einem Mann aus ihren Reihen besetzen.

Nazizeit 2

Nazis übernahmen Bürgermeisterposten

Zunehmend verschärften die Nazis auch ihren Terror gegen die linke Arbeiterschaft und liberale Kräfte. Ausdruck dafür war die Ermordung von Arbeitern wie Heinrich Klöcking (1. November 1931) und Ernst Wolff (19. Februar 1933). Unter Ernst Barten, einem der ersten deutschen Nazi-Bürgermeister, trug die Stadt bereits 1932 Hitler die Ehrenbürgerschaft an, die diesem am 15. August des Jahres verliehen wurde. Ein Akt, der so früh nur in wenigen deutschen Kommunen vollzogen wurde.

Als Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, begingen auch in Doberan seine Anhänger diese „nationale Wende“ mit einem Fackelzug und einer „packenden Ansprache“ des NSDAP-Ortsgruppenleiters.

Fragen, die die Runde im Möckelhaus bewegten: Weshalb bot gerade Bad Doberan dem Nationalsozialismus einen solchen Nährboden? Weshalb wechselten viele unmittelbar nach der Machtergreifung die Seiten? Erschöpfende und überzeugende Antworten gab es darauf nicht. Nur Vermutungen: Ein Grund könnte im hohen Anteil national-konservativer Kräfte liegen. Ein weiterer in der großen Bereitschaft der Mittelschicht, den Versprechungen der Nazis zu glauben. Auch dass die hohe Arbeitslosigkeit den Nazis in die Karten spielte, ist nicht von der Hand zu weisen.

Feldpostbriefe des Vaters bewegen Publikum

Allerdings, so meinte Gerda von Hof, Tochter des Doberaner Lebensmittelhändlers Max Schwelgengräber, sei nach ihrer Kenntnis die Zahl der fanatischen Nazi-Anhänger in Bad Doberan relativ gering gewesen sei. Dass auch ihre Eltern diesem System negativ gegenüberstanden, belegte sie mit einzigartigen Dokumenten aus dem persönlichen Besitz. In stenografierten Feldpostbriefen, die ihr Vater von der Ostfront an die Mutter schickte, hatte er sich teilweise unverblümt über die Aussichtslosigkeit und den Wahnsinn dieses Krieges geäußert. Zeugnisse, die von den Zuhörern mit innerer Bewegung aufgenommen wurden.


Foto 1: Mit bewegenden Feldpostbriefen ihres Vaters trägt Gerda von Hof zur Aufarbeitung der Geschichte Bad Doberans zur Nazizeit bei. © Quelle: Sabine Hügelland
Foto 2: Gesprächsrunde im Bad Doberaner Museum mit Gerda von Hof (vorne) und Martin Heider zur Machtergreifung durch die Nazis 1933. © Quelle: Werner Geske

muenster ganz nah

Am 16. April 2023 war es wieder soweit. Die Aktion des Münsterbauvereins "Münster ganz nah" begann um 11.00 Uhr. In diesem Jahr war die Veranstaltung eingebunden in den "Tag der offenen Klosterstätten in Mecklenburg-Vorpommern".

Zahlreiche Besucher nutzten die Möglichkeit, das Münster zu besuchen und auf Entdeckungstour zu gehen. Selbständig das Gewölbe zu erkunden, das Beinhaus und die Bibliothek zu sehen, eine Führung mitzuerleben oder in die eine der umliegenden Dorfkirchen in Rethwisch, Retschow,

Steffenshagen oder in die Kapellen in Althof und Heiligendamm hineinzuschauen. Dies war an diesem Sonntag möglich.

Die Besucher waren wie in jedem Jahr über diese Möglichkeit sehr erfreut und dankten es mit einer Gesamtspende von 533 Euro für die derzeit laufende Gewölbesanierung.

Wir bedanken uns bei allen Spendern, die damit zum Erhalt des Münsters Doberan beitragen!

Ein herzliches Dankeschön ebenso an alle freiwilligen Helfer, Mitglieder des Münsterbauvereins, Freunden und Unterstützer, die diesen Tag möglich machten! Nur mit dieser Unterstützung kann eine solche Aktion gelingen.

Wir sind uns einig, dass auch im nächsten Jahr das Münster ganz nah sein wird.

Andrea Tädcke

Mitglied im Münsterbauverein

Aus dem Münsterbauverein Bad Doberan e.V.


LuebeckerKreuz DetailSchaf

 

Der Münsterbauverein Bad Doberan e.V. lud am 15.03.2023 zur öffentlichen Jahresmitgliederversammlung. Im Rahmen der Veranstaltung erfolgte der sonst nicht mögliche Aufstieg auf das Gerüst zum Deckengewölbe. Dabei konnten die Gewölbe samt Rissbildung und Restaurierungsstand besichtigt werden.

 

Informationen aus dem Jahresbericht auf der Mitgliederversammlung (Auszüge)

Der Vorstandvorsitzende Andreas Timm trug den Jahresbericht vor. Ergänzt wurde der Vortrag durch eine von der Münsterverwaltung erstellten Power-Point-Präsentation mit Fotos aus dem Jahr 2022.

Ein Rückblick auf die Aktivitäten des Vereins im Jahr 2022:

  • Samstag, 07.05.22: Betreuung eines Standes auf dem Handwerkermarkt Althof
  • Samstag, 18.06.22: Aktionstag „Tag der Backsteingotik“
  • Sonntag, 11.09.22: Beteiligung am „Tag des Offenen Denkmals“
  • Samstag, 08.10.22: Feierlichkeiten „20 Jahre Münsterbauverein“

Im Juni 2022 beteiligte sich das Münster am Tag der Backsteingotik. Interessierte Besucher erhielten Einblick in sonst geschlossene Räumlichkeiten (u.a. Bibliothek, Beinhaus) und wurden dabei von einigen Vereinsmitgliedern informiert.

Wie all die Jahre war das Münster am 11. September wieder am Tag des offenen Denkmals dabei. Dieses Mal fand die Begleitung durch die Münsterführer*innen und einige Vereinsmitglieder erstmals bis in den frühen Abend statt.

Am 8. Oktober 2022 feierten wir als Münsterbauverein unser 20jähriges Jubiläum im und am Münster. Nach einer Andacht mit Propst Fey hielt Kustos Martin Heider einen Vortrag zu Restaurierungs-Arbeiten im Münster im 16.-18. Jahrhundert. Danach fanden zahlreiche Aktivitäten am Münster statt, z.B. Töpferarbeiten, eine Malaktion für Kinder, ein Platzkonzert. Auch für das leibliche Wohl der Gäste war gesorgt. Es gab viele Besucher, über die wir uns sehr gefreut haben.

LuebeckerKreuz DetailSchaf

 

Bau- und Restaurierungsarbeiten am Münster

Der Münsterbauverein hat für die aktuelle Restaurierungsmaßnahme eine Patenschaft im Wert von 2.500 Euro für einige Gewölbefelder übernommen. Insgesamt sind 33.366 Euro (Stand 15.03.2023) durch die Spendenaktion der Münsterverwaltung der Kirchengemeinde eingegangen.

Besonders erfreulich war die Bewilligung folgender durch die Münsterverwaltung beantragten Fördermittel für die derzeitige Baumaßnahme 2022-24:

  • vom Bund 900.000 Euro
  • vom Land MV 300.000 Euro

Für diese Unterstützung möchten wir uns recht herzlich bedanken.

Im Rahmen des aktuellen Projektes ist die Restaurierung der Gedenktafeln für Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg und seine Frau Elisabeth in der südlichen Kapelle des Chorumgangs geplant, für die die Vorbereitungen in diesem Jahr beginnen werden. Auch hier unterstützt der Münsterbauverein mit insgesamt 7.000 Euro.

 

Der Münsterbauverein im Jahr 2023 (Planung)

Folgende Veranstaltungen sind im Plan für 2023:

    • 06. Mai Stand des Vereins beim Handwerkermarkt in Althof
    • 17. Juni Unterstützung beim „Tag der Backsteingotik“
    • 20. Juni Vortrag Restaurierung Deckengewölbe damals und heute
    • 10. September Tag des Offenen Denkmals
    • 07. Oktober Kulturnacht Bad Doberan
    • Spätsommer Grillabend
    • Herbst Ausfahrt/Ausflug Münsterbauverein

Ein Dank geht an alle Mitglieder und Spender, die durch ihre Beiträge und Spenden zum Erhalt des Münsters und seiner Ausstattung beitragen!

 

 

Belastungsübung der Freiwilligen Feuerwehren im Doberaner Münster


Fleißige Helfer beim Frühjahrsputz im Münster

„Klimalehrpfad“ – neue Rubrik auf Münsterhomepage

27.04.2023 – Vortrag des Ökumenischen Studienkreises

04.05.2023 – Vortrag „Das Wirtschaftsgebäude des Doberaner Klosters – Neue Erkenntnisse aus alten Akten“

Exkursionen und Führungen im Bereich des Wirkens und Schaffens der Mönche

Tierdarstellungen in der Adolf-Friedrich-Loggia (Teil 1)3


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Eines der eindrucksvollsten Grabdenkmäler im Münster wurde Anfang des 17. Jahrhunderts, mitten in den Wirren des 30-jährigen Krieges, für den Herzog Adolf Friedrich I. und dessen erste Gemahlin Anna Maria vom Leipziger Baumeister Döteber errichtet.

Es besteht aus dem Gruftgewölbe und der darüber errichteten sechsbogigen Loggia, die zahlreiche Abbildungen von Ornamenten, christlichen Symbolen, Blüten, Fabelwesen sowie damals in Europa bekannten – sowohl rezenten als auch ausgestorbenen - Tierarten aufweist.

Auffallend sind die detailgetreuen und zoologisch teilweise sehr korrekten Darstellungen verschiedener Insekten, Amphibien und Reptilien, Säugetiere sowie einiger Weichtiere.

Es stellt sich die Frage, woher der Bildhauer diese genauen Kenntnisse hatte. Entweder wurde ein führender Naturforscher der Zeit hinzugezogen oder aber – was wahrscheinlicher ist - man nutzte Vorlagen aus damals bekannten Enzyklopädien, Sammlungen u.a. Quellen.

Das 15. und 16. Jahrhundert war nicht nur das Zeitalter der Entdeckung neuer Kontinente mit einer exotisch anmutenden Tier- und Pflanzenwelt, sondern auch der Beginn der systematischen Erfassung, (Neu-)Ordnung und wissenschaftlichen Kategorisierung von Tier- und Pflanzenarten, die mit Beginn des 18. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichte. Vielen bekannt ist sicher das lebensgroße Ölgemälde „Rhinozeros Clara“ des französischen Malers Jean Baptiste Oudry (1686-1755), das sich heute neben 33 anderen Gemälden und 43 Zeichnungen als weltgrößte Oudry- Sammlung im Staatlichen Museum Schwerin befindet. Herzog Christian Ludwig II. von Mecklenburg war ein eifriger Sammler dieser Werke.

In der Renaissance bildeten Künstler, v.a. Maler, heimische und exotische Tiere sehr natur- und detailgetreu ab. Beispielhaft dafür sei Albrecht Dürer (1471-1528) genannt, der sehr viele lebensechte Zeichnungen und Bilder schuf, wie z.B. der „Hase“, „Blaurackenflügel“, das „Käuzchen“ oder das „Rhinozeros“.

 

 

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Der Wiener Stadtarzt und Universalgehrte Conrad Gesner veröffentlichte zwischen 1551 und 1560 seine vierbändige, reich illustrierte „Historia animalium“ - eine Tierenzyklopädie, die auch in Deutschland als "Thierbuch" sehr bekannt war. Auf 4.500 Seiten und in 1.000 Holzschnitten werden ca. 800 damals in Europa bekannte Tierarten vorgestellt und deren Körperbau, Lebensweise, Fortbewegung, Verbreitung und Nützlichkeit dargestellt. Als aufgeklärter Zeitgenosse glaubte und beschrieb Gessner aber auch noch einige Fabelwesen, wie z.B. Seeschlangen und das Einhorn.

Nur wenige Jahrzehnte später (1615) erschien das „Theatrum Naturae“ des Nürnberger Malers Lazarus Roeting und seines Neffen Michael Rötenbeck, mit zahlreichen Tierzeichnungen und -aquarellen, insbesondere Vögeln. Auch hierin werden fantasievolle Fabelwesen und exotische Tiere dargestellt.

Nicht zuletzt konnte der Leipziger Baumeister Döteber (und seine Steinmetzen) theoretisch auch auf den großen Buchbestand der 1409 gegründeten Universität Leipzig zurückgreifen. Die dort 1549 gegründete Bibliothek nahm im Zuge der Reformation zunächst die Buchbestände im Rahmen vielfältiger Klosterauflösungen auf. Schon 1550 zählten etwa 6.000 Drucke und rund 750 Handschriftenbände (das entspricht etwa 1.500 Werken) zu ihrem Besitz.

All diese Werke, Arbeiten, Enzyklopädien, Sammlungen u.v.m. könnten dem Baumeister der Loggia bekannt gewesen sein.


Text: Dipl. Biologin Ina Sakowski
Fotos: Ina Sakowski (Satow), Michael Berger (Rostock)

 

 

Tierdarstellungen in der Adolf-Friedrich-Loggia (Teil 2)


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Von Dipl.-Biologin Ina Sakowski – Ab Teil 2 dieser Folge wird versucht, die Tierabbildungen naturwissenschaftlich ein- bzw. zuzuordnen.


Grundsätzlich sind alle Tier- (und Pflanzen-) Reliefs der Loggia als künstlerische Darstellungen zu werten, die in vielen Fällen eine christliche, z.T. eine weltliche Symbolik repräsentieren sollen. So gilt z.B. der Hase als Fruchtbarkeits- und Auferstehungssymbol, die Schlange als Hinweis auf Verführung und Sünde, der Hund als Symbol für Treue und Frömmigkeit, der Hirsch mit seinem sich jährlich erneuernden Geweih als Zeichen für Wachstum/ Erneuerung, der „gefährliche“ Bär als Hinweis auf Todsünde und den Teufel; das Einhorn steht für Stärke sowie Reinheit und die Muscheln sind ein Hinweis auf die Auferstehung.

Der gesamte „Jagdbogen“ (Arkade Nr. 3) stellt nicht nur viele zoologisch eindeutig zuordenbare Spezies dar, sondern die Jagd an sich steht für den (weltlichen) Regenten/ den Herrscher. Das verdeutlich auch die Anordnung dieses Bogens, direkt hinter dem Standbild von Adolf Friedrich (Abb. 1) und nicht links oder rechts von ihm.

Im Weiteren werden die gehäuft auf den Arkadenbögen zwei und drei sowie auf den darunter befindlichen jeweiligen Säulenbasen abgebildeten Tierdarstellungen beschrieben (von links nach rechts bzw. oben nach unten). Jeder Bogen besteht aus 2x10 Feldern, in denen die einzelnen Reliefs ausgeführt wurden. Jede Bogenbasis fußt auf jeweils 2x2 angeordneten Darstellungen. Die Größe der mit einem dünnen Goldrand eingefassten Einzelrelief/-darstellungen beträgt durchschnittlich 11x13,5 cm.

Der ganz links angeordnete erste Bogen weist verschiedene Blumen-Ornamente und -Symbole auf, wie z.B. eine (weiße) Nelke als Zeichen der Trauer und eine Lilie als Symbol für Reinheit und Unschuld. Außerdem wurden vier symbolträchtige Tiere abgebildet: Pelikan oder Reiher (mit Aal oder Schlange im Schnabel), Hahn oder Phönix, Ziegenbock sowie Birkhahn mit Hufeisen im Schnabel und deutlich erkennbarer „roter Rose“ über dem Auge.

Die linke Bogenbasis zeigt in ihren vier Feldern die Wappentiere bzw. -abbildungen von vier weltlichen Herrschaftsbereichen auf: den schwarzen Stierkopf mit aufgerissenem Maul für das Herzogtum Mecklenburg, den schreitenden goldenen Greif für die Herrschaft Rostock, den schräg liegenden Stierkopf für die Herrschaft Werle und den silbernen weiblichen Arm mit goldenem Ring für den Landesteil Burg Stargard. Es sind also die Insignien der weltlichen Herrschaft des Mecklenburger Herzogs Adolf Friedrich (Abb. 3).

Die rechte Bogenbasis stellt vier Blüten-Ornamente dar. Mit Fantasie kann man auch die „sich in den Schwanz beißende Schlange“ als Symbol der Ewigkeit erkennen.

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Der „Gliedertier-Bogen“ überwölbt die zweite Fensternische von links. Er bildet acht verschiedene Wirbellose der zu den Gliedertieren gehörenden Gruppe der Insekten (6 Beine), der Krebse (10 Beine) und der Spinnen (8 Beine) sowie zehn Blüten-/ Pflanzenornamente (als Aufsicht) und zweimal einen traubenfressenden Vogel ab. Der Bogen fußt auf je 2x4 Blüten-Ornamenten bzw. -Symbolen (Abb. 2).

Das in der oberen Reihe als 2.v.l. und 2.v.r. dargestellte Relief je eines, an einem Rebstock Trauben fressenden, Vogels stellt ein uraltes christliches Symbol dar. Fachlich gesehen fressen nur wenige heimische Vögel Weintrauben, so z.B. der Star. Sein bläulich-silbern schimmerndes Deckgefieder könnte auf dem 2.v.l. Vogelrelief mit Blattgold angedeutet sein. Der andere Singvogel (2.v.r.) sitzt auf einem Zweig, der an eine mit geöffnetem Maul dargestellte Schlange erinnert und kann nicht eindeutig determiniert werden. Trauben fressende heimische Vögel sind auch Amseln und Drosseln, gelegentlich auch Sperlinge.

An Stelle 3.vl. und 3.v.r. wurde je ein Dekapode („Zehnfüßer“) dargestellt, deutlich erkennbar an dem langgestreckten, gut abgegrenzten Hinterleib, den 5 Beinpaaren sowie zwei Fühlern. Lediglich die an den zwei vorderen Beinpaaren dargestellten Scheren sind in natura wesentlicher größer ausgebildet. Beim rechts am oberen Bogen dargestellten Tier könnte es sich um den im 17. Jahrhundert in MV und anderorts häufig vorkommenden und regelmäßig verzehrten Europäischen Fluss- bzw. Edelkrebs handeln. Heutzutage ist diese Spezies europäisch streng geschützt sowie deutschlandweit stark gefährdet. Seit dem 19. Jahrhundert verdrängen ihn amerikanische Krebsarten aus seinen angestammten Habitaten; Krankheitserreger und mangelnde Wasserqualität tun ein Weiteres.

Die zwei mittig im oberen Bogen dargestellten Insekten stellen zwei verschiedene Käferarten dar, von denen mind. eine Spezies – die rechte, feingliedrige - ein sog. Kurzflügelkäfer sein könnte. Typisch sind die deutlich verkürzten Flügeldecken und der dadurch in Teilen ungeschützte Hinterleib. In Deutschland kommen aktuell mehr als 1.500 Arten dieser überwiegend räuberisch lebenden Käfer vor. Sie besiedeln alle terrestrischen und semiaquatischen Lebensräume.

Der zweite Käfer erinnert mit seinem massigen Körper und den durch Flügeldecken geschützten, kompakten Hinterleib an einen Laufkäfer. Auch er weist, wie die feingliedrige Spezies, ein parallel zum Körper gewelltes Brustschild auf. Dies ist der Fantasie des Künstlers entsprungen. Ebenso wie die anatomisch nicht korrekte Darstellung der Mundwerkzeuge des massigen Käfers, die nicht am Kopf, sondern am vorderen Brustschild ansetzen. Beide Käfer wurden in der heute noch üblichen Präparationsweise dargestellt: das vordere Beinpaar und die Fühler nach vorne gestreckt, die hinteren beiden Beinpaare nach hinten angewinkelt.

 

 

Tiere 3

In der unteren Bogenreihe wurde an den Stellen 2.v.l. und 2.v.r. je ein Spinnentier mit seinen charakteristischen zwei Körperabschnitten, den jeweils vier Beinpaaren sowie zwei Kieferklauen am Vorderkörper/ Kopf dargestellt. Die Ausrichtung der zwei vorderen Beinpaare weist auf die Gruppe der Webspinnen hin. Aktuell leben in MV ca. 600 und deutschlandweit ca. 1.000 Arten, die sich durch den Bau von selbst produzierten Netzen auszeichnen. Ist die rechte Spinne fachlich korrekt dargestellt, hat der Reliefkünstler auf der linken Bogenseite zwei Beinpaare zu viel sowie auch noch am falschen Körperteil entspringend dargestellt (Alle Laufbeine von Spinnen wachsen am Vorderleib.).

An Stelle 4.v.l. und 4.v.r. sind zwei Exemplare einer zoologisch sehr urtümlichen Insektenfamilie, der Libellen, abgebildet. Beide Exemplare, insbes. das linke mit seiner auffallend breiten Flügelbasis (wie heute rezent nicht existent), erinnern an fossile Abdrücke. Libellen existieren seit mehr als 300 Millionen Jahren mit einer bis heute weitgehend gleichen Anatomie und Flugtechnik. Im Karbon und Perm flogen riesige Exemplare mit einer Flügelspannweite bis zu 70 cm. Die 63 aktuell in MV lebenden Arten weisen Spannweiten von 2 bis 11 cm auf.

Libellen sind Raubinsekten und erhaschen ihre Nahrung im Flug. Da sie als eine der wenigen Fluginsekten jeden ihrer vier Flügel durch eine kräftige, direkte Flugmuskulatur einzeln bewegen können, vollführen sie oft beeindruckende Flugmanöver, um mit bis zu 45 km/h ihre Beutetiere im Zickzack-Kurs zu ergreifen. Sehr hilfreich dabei sind ihre großen Augen, die aus bis zu 30.000 Einzelfacetten bestehen. Bei den Kleinlibellen sitzen die Augen weit voneinander getrennt als Halbkugeln seitlich am Kopf (wie bei 4.v.l., aber Körper von Großlibelle); bei den Großlibellen stoßen sie oben in der Kopfmitte zusammen (wie 4.v.r., aber Körper einer Kleinlibelle).

Libellen besitzen annähernd gleich große Vorder- und Hinterflügel sowie sechs Beinpaare, die an der Brust entspringen. Insbesondere Kleinlibellen haben lange Beine (deutlich sichtbar an Insekt 4.v.r., aber insgesamt nur vier Beine sichtbar) und können ihre zwei Flügelpaare in Ruhestellung zusammenklappen. Bei den Großlibellen bleiben die vier Flügel auch in Ruhe waagerecht vom Körper abgespreizt (wie bei beiden Reliefs). Die komplizierte Metamorphose von Libellen u.a. Insektenarten war zur Zeit des Loggiabaus noch unbekannt. Erst die deutsche Kupferstecherin und Naturforscherin Maria Sibylla Merian publizierte Ende des 17. Jahrhunderts ihre damals Aufsehen erregenden Bildbände und Texte zu „Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung“ sowie der „Metamorphosis insectorum Surinamensium“. (Fortsetzung folgt im nächsten Newsletter)


Text: Dipl. Biologin Ina Sakowski, Fotos: Ina Sakowski (Satow), Michael Berger (Rostock), Martin Heider.

 

 

Klosterverein Bad Doberan – Vorträge und Veranstaltungen 2023


Klosterbrennerei

Postkarte „Kloster-Brennerei“ (Wirtschaftsgebäude), um 1904 – Sammlung Rainer Hofstädter (Bad Doberan)

Klosterbrennerei

Münster, Nördliches Seitenschiff, Blick zum Zifferblatt der ehem. Astronomischen Uhr

 

 

Der Verein der Freunde und Förderer des Klosters Doberan lädt in diesem Jahr zu folgenden Vorträgen und Veranstaltungen

 

23.03.2023, 18.00 Uhr

Lesung und Vortrag in der Aula des Gymnasiums, Alexandrinenplatz 11

„Das grenzüberschreitende wirtschaftliche Handeln der Zisterzienserklöster im südlichen Ostseeraum vom 12. bis zum ausgehenden 16. Jahrhundert“

Referentin: Dr. Manja Olschowski

Mit Vorstellung der Festschrift „850 Jahre Zisterzienserkloster Doberan. Geschichte, Kultur, Barmherzigkeit“


04.05.2023, 18.00 Uhr

Vortrag in der Aula des Gymnasiums, Alexandrinenplatz 11

„Das Doberaner Wirtschaftsgebäude in den zeitgenössischen Quellen – Vom Mittelalter bis zur Erhebung Doberans zur großherzoglichen Sommerresidenz im Jahr 1793“

Referent: Martin Heider (Münsterkustos)


20.06.2023, 18.00 Uhr

gemeinsame Veranstaltung mit dem Münsterbauverein: Vortrag mit Ortsbegehung im Münster Bad Doberan

„Die Restaurierung der Deckengewölbe des Doberaner Münsters von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart“

Referenten: Peter Wagner (Restaurator) / Martin Heider (Münsterkustos)


 

Klostertage 15.-17.09.2023

Thema: Beten und Arbeiten- das tägliche Leben in der Zisterzienserabtei


Freitag, 15.09., 19.30 Uhr

Konzert mit Falk Zenker im Münster


Sonnabend, 16.09., 9.30-17.00 Uhr

Beginn im Kornhaus, nachmittags im Münster
Vormittags:
HAUPTVORTRAG: „Beten und Arbeiten - das tägliche Leben in der Zisterzienserabtei“

Referent: Dr. Friedrich Hauschildt, Vizepräsident des Amtes der EKD i.R. und Mitglied des Konvents des Kloster Amelungsborn


Nachmittags:
Arbeiten in der Zisterzienserabtei – Mahlen, Backen, Brauen

Die Backhausmühle mit großem Speicher – das große Wirtschaftshaus des Klosters Doberan


Angefragt: Dr. Tilo Schöfbeck; Dr. Manja Olschowski; Dr. Christian Fuchs
Begehung der Baustelle im Wirtschaftsgebäude, Stand der Bauarbeiten

15.30 Uhr

„Das tägliche Leben in der Zisterzienserabtei anhand einiger ausgewählter Ausstattungsstücke im Münster“

Referent: Martin Heider (Münsterkustos)

16.30 Uhr

Vesper (Abendgebet) im Münster

 

Sonntag, 17.09.

11.00 Uhr

Exkursion in die Hochschule für Musik und Theater, Beim St.-Katharinenstift 8, Rostock

„Die Hochschule für Musik und Theater - ein Beispiel für die Nachnutzung eines klösterlichen Gebäudes“

 


16.11.2023, 18.00 Uhr

Vortrag in der Aula des Gymnasiums, Alexandrinenplatz 11

„Die Zisterzienserinnenniederlassungen des südwestlichen Ostseeraums“

Referent: Robert Harlaß, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Pommerschen Klosterbuch am Historischen Seminar der CAU zu Kiel.

 

1638 – Das Münster „elendichlich vnd erbarmlich“, „ruinieret“ und „verdorben“


kindermünsterführer

 

Wir berichteten bereits über den schlechten baulichen Zustand des Doberaner Münsters im späten 16. Jahrhundert, auch der Deckengewölbe. Dazu gab es mehrere Rückmeldungen, verbunden mit dem Wunsch, mehr aus der Restaurierungsgeschichte zu erfahren. Heute werfen wir einen Blick in das Jahr 1638.

Ein Schreiben des Amtshauptmanns Joachim Vieregge und Christoff Steinmanns vom 31. Oktober 1638 an Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg (Abb.) betrifft die enormen Schäden nach den Zerstörungen und Plünderungen durch die schwedischen Soldaten im Dreißigjährigen Krieg an Amtshaus, Kirche und den dortigen Begräbnissen sowie an zwei Höfen, dem ehemals westlich vom Klosterareal gelegenen Ziegelhof und dem nördlich gelegenen Kammerhof.

Die Aufbringung einer ersten notdürftigen provisorischen Dacheindeckung über dem Gewölbe des Münsters musste aufgrund des anhaltenden Kriegstreibens unterbrochen werden. Inwieweit der weitere Nässeeintrag vermindert wurde, ist nicht eindeutig erkennbar. Der Zustand war „elendichlich vnd erbarmlich“, „ruinieret“ und „verdorben“.

Da die Doberaner Kirche keine Einnahmen hatte, waren die Prediger und Kirchenvorsteher im gesamten Amtsgebiet aufgerufen, für die Wiederherstellungsarbeiten das Barvermögen ihrer Kirchen zur Verfügung zu stellen. Doch die Not war im gesamten Amt groß.

Man strebte an, das von den Schweden geraubte und überwiegend nach Stralsund gebrachte Kupfer zugunsten der Instandsetzung zu verkaufen. Andere, bislang ebenfalls unveröffentlichte Akten bezeugen die Schwierigkeiten dieses Unterfangens.

Das Schicksal des Münsters und der umliegenden Bauten hing in der Zeit des 30jährigen Krieges am seidenen Faden.


Martin Heider

 

 

Transkription (Abschrift) der Akte aus dem Jahr 1638


kindermünsterführer

„Durchlauchtiger, Hochwürdiger hochgeborener Furst,
Gnediger herr, E.[we] F.[ürstliche] G.[naden] seint Vnsere Vnterthenige gehor-
sahme dienste beuor, Gnediger Furst vndt
Herr, wie elendichlich vndt erbarmlich, E.[we] F.[ürstliche] G.[naden] Ambt-
hauß, Kirche mit den Konigl:[ich] Fürstl:[ich] vndt anderen
Begrebnussen, ruinieret, durchgraben, Verdorben
die beiden hoeffe in brandt gestecket, endlich das
Kupffertach herunter gerissen, Vnd nuhmero das
gantze Ambt, teilß Verbrandt vndt zerstöret, das
es hochzubeclagen, haben dieselben auß Vnsern
Vnterschiedlichen Vnterthenigen berichten gnedig Ver-
nommen. (E.[we] F.[ürstliche] G.[naden] aber vnß nicht geantwortet)
wie seint auch Vnlengst im werke
gewesen, die Gewelben der kirche zubelegen, das
Sie nicht vom Regen herunter getrieben vndt zerfallen
möchten, haben aber wegen dieses Kriegs Tummel
nicht sicher arbieten mögen, biss Vns der Oberste
Jenß von Hadersleben vff vnser anhalten Salua
guardia [Schutztruppe] Verheissen, Vnd pitten demnach. E.F.G.
Vnterthenig, dieselbe geruhen an alle Kirchen in
diesem Ambte ein Befehlig, das deren Prediger
vndt Vorsteher, den bei den Kirchen Verhandenen
bahren Voraht an gelde herauß folgen lassen,
vnd Vns zustellen mussen, bei Zeugen, dan
es sonst keine Einnahmen vndt ist nichts errettet,
E. F. G. Vnterthanen sonst woll schuldig, aber leider
also Verderben, das nichts zuerlangen, Jedoch
sollen sie mit angestrenget werden, damit man

[Blatt 49 (S. 77)]
Materialien einkauffen, vndt die Arbeitsleute
belohnen können, Alß auch vff Vnser anhalten
etlich hundert lb. [Pfund] Kupffer von der Dobrann-
schen Kirchen, zu Stralsundt arrestieret, vndt
etwan mit dem Vorbemeltem gelde beim Kirchen-
gebewte nicht zugelangt werden könnten,
wollen. E. F. G. gnedig belieben tragen, dasselbe
Kupffer alda, zuuerkauffen, vndt das geldt
daran nach Notturfft zuuerwenden vnd E. F. G.
gnedigen Befehlig beÿ zeigern Vnterthenig
pittendt womit. E. F. G. sambt der-
selben hochgeliebten Gemahlin, Jungen herr-
schaft vnd Frewlein, wir dem Schutz Gottes
zu bestendiger gesundheit vndt allenn Fürst
wohlergehen wir getrewlich, vndt Vnß zur
gnaden empfehlen, Rostock, den 31. Octobr
Anno 1638.
E.[we] F.[ürstliche] G.[naden] // Vnterthenige gehorsahme / diener
// Joachim Vieregge / Christoff Steinman“

Akte aus dem Landehauptarchiv Schwerin:
LHAS 2.12-3/4-2 Nr. 2043, Blatt 49 (S. 76-77).


Transkription: Martin Heider (Bad Doberan)

 

 Abb.: Auszug aus dem Aktenblatt 49.

 

 

Transkription (Abschrift) der Akte aus dem 16. Jahrhundert


kindermünsterführer

3. Januar 1580: Akte LHAS (Landeshauptarchiv Schwerin) 2.12-3/4-2 Nr. 2043, Bl. 18 (S. 28) – Bl. 26 (S. 43):

„Vorgeleichenuge mit dem Thorm Decker so zu Dobberan den Thorm decken soll.

[Bl. 19 (S. 29)] Nachdem auß beufell des Durchleuchtigenn Hochgeborenen Furstenn Vnndt Herrnn Herrnn Vlrichenn hertzogen zu Meke- lenburgk p. Sampt Ihr furstlichenn gnadenn hertzliebsten gemhall, Vnndt Inn Vormundschafft Ihr F.[ürstlichen] G.[naden] Junge herrnn Vetternn vnnd Pflegesonen der Hertzogenn Zu Meckelnburgk p. Ich Jochim Schonermarck der Jungenn Hertzogenn zu Meckelnburgk p. Verordenter Remtmeister mich midt dem Ersamen Mester Jacob Bucholtz, wegen der Kirche zu Dobberann, habe vorgeleichet, also vnndt dergestalt, das ehr die Kirche zu Dobberann, soll decken, midt Kalck vnndt Steine, was darahnne zu deckenn, ausgenhommen die afseitenn [Seitenschiffe], seindt medt Ime nicht vor- dringet, Imgeleichen soll ehr, was ahnn der Kirche zu machen, auch der Stein so darahn mangelt geschnittenn, vnndt ge- brandt mues werden, will ehr selbst schniden [schneiden], Vnndt dem Zigeler brennen lassen, Die gewolbe [Deckengewölbe] so zurissenn, zubrochen vnndt nicht tuchtich seindt, ahnn der gantzen Kirchenn, wie- derumb machen Vnndt vorfertigenn, den gewolbe dhe es vonnotten abdonnichen, Vnndt das gantze gewolbe, dha es hiebeuhornn gewittet gewesen, auch wiederumb abweissen, Vnndt auffes allerbeste verfertigenn, Imgeleichenn was aussen vnndt Ihnwendigk der Kirchenn, ahnn der Mauren Pielernn [Pfeilern]. Vnndt vnder zu Plasternn, Vnndt vneben [uneben] ist, auch zumachenn vonnotten, will ehr vorfertigenn vnndt machenn, Vnndt alles, was, edtwan von hocherweltem M[eines] G[nädigen] F[ürsten] vnndt herrnn, oder derselben hertzliebsten gemhal konte oder mochte versehenn, so darahn nicht Duchtich gemacht, 5 [Bl. 19 (S. 30)] vnndt manngelhafftich ist, nichts ausgenhommen, will vorfertigen, vnndt machenn, Vnndt auf verstehendes vor Jahr damidt an- fangen will,

Darendtkegenn Vnndt hiewiederumb habe ich Ime wegen hoch- ermelt Meinnem Gnedigenn fürstenn vnndt herrn, hertzogk Vlrichenn zu Meckelnburgk p. Sampt derselbenn Vetternn, Vnndt Pflegesonenn der Hertzogen zu Meckelnburgk p. Zugesaigt, Vonn dem gantzenn arbeide ahnn gelde dreÿ hun- dert guldenn, Vnnd alle woche ahn Victualia, weill ehr darbei arbeidenn wirdt, alls Nemlichenn,

 

3 Scheffell Rogkenn,
2 Tonne Bier
1 Seitenn Speck
1/2 Schaeff
10 Medtwurste
3/4 Tonne Schaff   Kesenn auf denn gantzenn arbeidt,
3/4 Tonne Khue  Kesenn auf denn gantzenn arbeidt,
10 lb [₤] Butternn,
10 lb [₤] Rodtschur
1/2 Scheffell Erbsen  auf dreÿ wochenn,
1/2 Scheffell grutze  auf dreÿ wochenn,
1 Tonne Heringk auf Sechs wochenn,
1/2 Virdt Salz
1 Essendt Vische alle Vischtaige [Essbare Fische von allen Fischteichen]


[Bl. 26 (S. 42)] 2 Tonne Rindtfleisch
1 Tonne Essigk
1Tonne Dorsch
1 Kese Zipollenn
Mattenn   freÿ
Holzunge  freÿ  
Bettenn  freÿ
Wh[onung]e freÿ


Des zu merer Vrkundt, Vunndt vnser haltung seindt dieser
Reces Zweÿer geleiches lautes durch das A. B. C. eine
auß dem andernn geschnittenn, Welche bei den amt-
leutenn zu Dobberan, Das eine Vnndt das ander bei
Meister Jacob vorhandenn, Datum Bützow den Dritten
Januarÿ Anno p Achtzigk, [1580]“


[Bl. 25 (S. 41)]
Kirche zu Doberann,


[Bl. 26 (S. 43)]
Reces wegen wieder- / bawung der Kirche / Dobberan Anno p 80 [1580]“


Transkription: Martin Heider (Bad Doberan)

 

 

3.000 Euro Finderlohn für Rückgabe der Abendmahlsgeräte aus dem Doberaner Münster


 

LuebeckerKreuz DetailSchaf

 

Viele Menschen in nah und fern waren und sind schockiert. Es wurde am 10. Mai 2022 in das Doberaner Münster eingebrochen und neben Geld auch Abendmahlsgeräte gestohlen. Nun wird ein Finderlohn für die Rückgabe der gestohlenen Abendmahlsgeräte ausgeschrieben.

Zu dem gestohlenen Abendmahlsgeschirr („Vasa Sacra“ = Heilige Gefäße) gehören vier Kelche, zwei Patenen, eine große Weinkanne, eine kleine Edelstahlkanne, eine Oblatendose, ein kleiner Sieblöffel, ein Ringteller für Trauungen, eine Taufschale aus Silber und eine aus Messing. Die meisten Stücke stammen aus dem 19. Jahrhundert, die ältesten aus dem Jahr 1797.

Für die Kirchengemeinde besitzen sie neben dem Kunstwert eine hohe ideelle und religiöse Bedeutung. Generationen von Gottesdienstbesuchern haben diese genutzt. Dies ist auch schmerzlich, weil so viel institutionelles und persönliches Engagement und Finanzen in den Erhalt und die Pflege des Bauwerks, seiner Ausstattung samt Abendmahlsgeräten fließen.

Es besteht auch ein Kunst- und kunsthistorischer Wert der Gegenstände, da beispielsweise die silberne Taufschale vom großherzoglichen Koch Gaetano Medini (* 1772 in Mailand; † 8. Januar 1857 in Doberan) gestiftet wurde. Die Kanne und die Oblatendose entstanden nach einem Entwurf des bekannten Architekten Gotthilf Ludwig Möckel.

Die gestohlenen Objekte wurden umgehend in Fahndung gesetzt. Leider gab es bislang keine Rückmeldungen.

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Es bestehen kontinuierlich Kontakte zur Kriminalpolizei, um die Sachverhalte rund um den Einbruch weiter zu erörtern. Es wird nicht ausgeschlossen, dass sich das Diebesgut noch in der Region bzw. im Bundesland befindet.

Daher wurde die Kirchengemeinde ermuntert, eine Belohnung auf das Wiederfinden/-bringen der gestohlenen Vasa Sacra auszusetzen. Im Folgenden sind die Abbildungen der gestohlenen Objekte mit Kurzbeschreibungen eingestellt, um diese abgleichen zu können, falls sie z. B. jemand zum Kauf angeboten bekommt oder sie irgendwo gesehen werden.

Bei einem ähnlichen Fall im vergangenen Jahr in einer Stadt in Sachsen-Anhalt wurde beispielsweise der gestohlene Kelch, über dessen Verschwinden in den Zeitungen berichtet worden war, in einer Leipziger Galerie zum Kauf angeboten. Die Mitarbeiter der Galerie haben den Kelch erkannt und dem Eigentümer zurückgebracht.

 

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Bei einem ähnlichen Fall im vergangenen Jahr in einer Stadt in Sachsen-Anhalt wurde beispielsweise der gestohlene Kelch, über dessen Verschwinden in den Zeitungen berichtet worden war, in einer Leipziger Galerie zum Kauf angeboten. Die Mitarbeiter der Galerie haben den Kelch erkannt und dem Eigentümer zurückgebracht.

Es wird auch die Möglichkeit einer anonymen Rückgabe angeboten. Ablageort: Doberaner Münster. Für die Rückgabe aller Objekte ist eine Summe von 3.000 Euro ausgeschrieben. Für einzelne Objekte wird ein Anteil gezahlt. Informationen über eine Belohnung für sachdienliche Hinweise sind zu erfragen bei der Münsterverwaltung.

 

Kontakte:

Hinweistelefon Kriminalpolizei: 0381-49161616.

Münsterverwaltung der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde

Martin Heider, Klosterstraße 2, 18209 Bad Doberan

Tel.: 038203 / 779590

E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

www.muenster-doberan.de

 

 

 

Objekte mit Kurzbeschreibungen


 

Kelch


Material: Silber, vergoldet
Datierung: 1797
Maße: Höhe 215 mm / Durchmesser Fuß 147 mm / Durchmesser Cuppa 134 mm, / Gewicht 496 g Inschriften/Gravuren/Zeichen: am Fuß: „Doberan 1797“, „R“ (Stadtzeichen Rostock), „IMB“ (Jacob Martin Brunswig)

 

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Kelch


Material: Silber, vergoldet
Datierung: 19. Jh.
Maße: Höhe 235 mm / Durchmesser Fuß 166 mm / Durchmesser Cuppa 128 mm / Gewicht 602 g
Inschriften/Gravuren/Zeichen: am Fuß: Darstellungen: Madonna, Kruzifix, Wappen, Christus mit Siegesfahne, Weinlaub und Trauben, dazu Inschriften: „dieser ist's der da kommt“, „nicht mit wasser allein“, „sondern mit wasser und blut“; Firmenzeichen: GEF. SCHEELE LEIPZIG, Feingehaltszeichen: Halbmond 800 Krone; am Schaft: mit grünem Email-Hintergrund: einzelne Buchstaben „J E S U S“;

 

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Kelch


Material: Metall (unbestimmt)
Datierung: 19. Jh.
Maße: Höhe 206 mm / Durchmesser Fuß 157 mm / Durchmesser Cuppa 103 mm / Gewicht 331 g
Inschriften/Gravuren/Zeichen: Kelchkorb reliefartig in floraler Gestaltung

 

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Kelch


Material: Silber, vergoldet
Datierung: 19. Jh.
Maße: Höhe = 220 mm / Durchmesser Fuß = 134 mm / Durchmesser Cuppa = 93 mm
Inschriften/Gravuren/Zeichen: am Fuß: Gravur Kreuz mit Strahlen; am oberen Rand: Stadtzeichen - Kegel mit Patriarchenkreuz, Meisterzeichen – FF, Feingehaltszeichen: 800

 

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Patene


Material: Silber, vergoldet
Datierung: 1797
Maße: Durchmesser außen = 164 mm / Gewicht = 108 g
Inschriften/Gravuren/Zeichen: am Rand ein Zirkelkreuz und die Jahreszahl 1797

 

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Oblatendose


Material: Silber, teilweise vergoldet
Datierung: letztes Viertel 19. Jh.; Entwurf von G.L. Möckel
Maße: Höhe =195 mm / Höhe ohne Deckel = 95 mm / Durchmesser Fuß = 135 mm / Durchmesser =113 mm / Gewicht = 488 g
Inschriften/Gravuren/Zeichen: Christusmonogramm: X P / A O, i h s; Symbole der Evangelisten: Engel = Matthäus, geflügelter Löwe = Markus, geflügelter Stier = Lukas, Adler: Johannes. Liniengravur auf dem Deckel. Auf dem Boden: Firmenzeichen: GEF. SCHEELE LEIPZIG, „Entw. Möckel“, Feingehaltszeichen: Halbmond 800 Krone.

 

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Kanne / Weinkanne


Material: Silber, teilweise vergoldet
Datierung: letztes Viertel 19. Jh.; Entwurf von G.L. Möckel
Maße: Höhe ohne Bekrönung = 360 mm / Durchmesser Fuß = 135 mm / Durchmesser oben = 100 mm / Gewicht = 1232 g
Inschriften/Gravuren/Zeichen: Kruzifix und Christusmonogramm: A O (Alpha und Omega), Spruch „DIESES IST MEIN BLUT“, florale Muster. Firmenzeichen GEF. SCHEELE LEIPZIG, „Entwurf Möckel“, Feingehaltszeichen: Halbmond 800 Krone

 

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Schale / Taufschale


Material: Silber
Datierung: 1856
Maße: Höhe mit Fuß = 79 mm / Durchmesser außen = 264 mm / Gewicht = 784 g
Inschriften/Gravuren/Zeichen: innen: Kleeblattkreuz, Symbole der Evangelisten: Engel = Matthäus, Adler = Johannes, Löwe = Markus, Stier = Lukas; Inschrift: Spruch: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Matthäus 28, Vers 1 8 – 20; Jahreszahl „Anno 1856“; außen: Namen der Apostel; seitlich/unten: „Der Kirche zu Doberan von Medini“, Meisterzeichen - J. GIESE W. P., Feingehaltszeichen: 12 Loth.

 

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Schale / Taufschale


Material: Messing
Datierung: Ende 19. Jh./Anfang 20. Jh.
Maße: Durchmesser außen = 265 mm / Durchmesser innen = 175 mm / Tiefe = 40 mm
Inschriften/Gravuren/Zeichen: keine

 

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Leuchter


Material: Messing (Guss)
Datierung: 1892
Maße: Höhe = 199 mm / Seitenlänge unten = 82 mm / Durchmesser Kerzentülle = 56 mm
Inschriften/Gravuren/Zeichen: Unterseite eines Leuchters „Laura Adam Dresden 25/8 92 (1892)“

 

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Sieblöffel


Material: Silber
Datierung: letztes Viertel 19.Jh.
Maße: Länge = 140 mm / Gewicht = 25 g
Inschriften/Gravuren/Zeichen: durchbrochen, Löcher im Dreieck angeordnet, lateinisches Kreuz auf der Vorderseite. Feingehaltszeichen Halbmond 900 Krone

 

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Großzügige Förderung von Bund, Land, Kirche für Sanierung


Der Erhalt des Doberaner Münsters ist ein Gemeinschaftswerk vieler Generationen. Seit dem Jahr 2002 läuft eine weitere große Restaurierungsphase, die in den nächsten drei Jahren von 2022 bis 2024 noch einmal intensiviert wird.

 

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Hauptschwerpunkt sind die Sanierung der Ober- und Unterseiten der Deckengewölbe, die Reinigung und Sicherung der Innenausmalung der oberen Wandflächen, die im Kontext der Gewölbesanierung idealerweise mit eingerüstet werden können, sowie statische Sicherungsarbeiten im Dachbereich des Langhauses.

Im Dachbereich wird in Vorbereitung der Gewölbesanierung die Oberseite der Deckengewölbe gereinigt, zu einem späteren Zeitpunkt die geschädigten Holzoberflächen der Dachkonstruktionen.

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Bauliche Reste der 1232 geweihten romanischen Vorgängerkirche befinden sich in der Westwand des südlichen Seitenschiffs des im späten 13. Jahrhundert erbauten gotischen Münsters. Dort erfolgt aufgrund der hohen historischen und bauhistorischen Bedeutung eine behutsame Restaurierung schadhafter Fugen und Mauersteine. Im Vorfeld wird der Bestand durch 3D-Photogrammetrie erfasst. Weiterhin soll die Sanierung des Fußbodens im Chorumgang fortgesetzt werden, im östlichen und südlichen Bereich und später in der Vierung.

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Zur bedeutenden Innenausstattung zählen die durch Feuchtigkeit und Salze geschädigten Gedenktafeln in den Wandflächen der Johann-Albrecht-Kapelle im Chorumgang. Deren Demontage, Restaurierung und luftumspülte Montage ist bis 2024 vorgesehen. Diese Maßnahme ist schon allein aufgrund der Größe der Platten eine konstruktive Herausforderung.

Das Münster soll durch die große Instandhaltungsmaßnahme weiter nach hohen denkmalpflegerischen Kriterien im Bestand gesichert, saniert bzw. restauriert und somit für zukünftige Generationen erhalten werden.

 

 

 

1,8 Mio. Euro Gesamtinvestition im Bauabschnitt 2022-2024


Insgesamt werden für diese umfänglichen Arbeiten über drei Jahre 1,8 Millionen Euro investiert, die größte Investitionssumme in einer Teilmaßnahme am Münster seit 35 Jahren überhaupt.

 

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Seit fünf Jahren arbeitet die Münsterverwaltung der Kirchengemeinde gemeinsam mit den kirchlichen Bauverwaltungen, der staatlichen Denkmalpflege und den fördernden Institutionen bei Bund und Land an der Finanzierung dieser Maßnahme. Um alle dringenden Sanierungsmaßnahmen im Doberaner Münster in einer großen Sanierungsphase erledigen zu können und gleichzeitig die begrenzten Eigenmittel - coronabedingt gab es größere Einnahmeausfälle aufgrund des ausbleibenden Tourismus - effektiv für das Münster nutzen zu können, wurde die ursprünglich kleiner geplante Maßnahme deutlich erweitert, durch Maßnahmen, die ursprünglich für ein viertes und fünftes Jahr geplant waren.

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Die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, hat Fördermittel in Höhe von bis zu 900.000 Euro bewilligt. Durch die dankenswerte Unterstützung von Mitgliedern des Deutschen Bundestages, welche die Sanierungsmaßnahmen im Doberaner Münster ins Gespräch gebracht haben, wurden hierfür im parlamentarischen Verfahren für den Bundeshaushalt 2020 sowie 2021 mit Beschluss des Haushaltsausschusses Mittel in den Bundeshaushalt eingestellt. Dies war eine Entscheidung für den Kultur- und Denkmalschutz in Mecklenburg-Vorpommern, von der auch mehrere Institutionen im Kulturtourismus profitieren. Die aktuelle Bundesregierung setzt nun dieses Engagement fort.

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Nun liegt seit einigen Wochen der Förderbescheid des Ministeriums für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten Mecklenburg-Vorpommern über 300.000 Euro aus dem Strategiefonds vor.

Der Evangelisch-Lutherische Kirchenkreis Mecklenburg gibt aus Patronatsmitteln denselben Betrag.

Die Eigenmittel der Kirchengemeinde aus dem Münsterhaushalt inkl. Spenden und Zuweisungen aus dem Münsterbauverein Bad Doberan e.V. betragen ebenfalls 300.000 Euro. Damit ist die Finanzierung gesichert, die Arbeiten können beginnen.

 

 

 

Ausschreibungsverfahren und Baubeginn

Aufgrund der Genehmigung des vorzeitigen Vorhabenbeginns durch das Landesförderinstitut MV und die ansonsten schon vorliegenden Förderbescheide konnten die Ausschreibungsformalitäten für die ersten großen Gewerke bereits abgeschlossen werden.

So begannen am Montag dem 18. Juni die Gerüstarbeiten. Diese werden aufgrund der Raumhöhe und der Komplexität des Aufbaus sechs Wochen dauern. Der Kirchenraum unter der Gerüstebene wird nach der Gerüststellung weiter nutzbar sein.

Der Chorraum mit Ausstattungsstücken wie dem Hochaltar, dem Sakramentsturm und dem Marienleuchter soll auch während des monatelangen ersten Instandsetzungsabschnitts zugänglich sein.

Am 18. Juni startete auch die Reinigung der Oberseite der Deckengewölbe. Räumliche Einschränkungen bei Gottesdiensten, Führungen, Besichtigungen und Veranstaltungen sind unumgänglich, dienen aber dem zukünftigen Erhalt und der dauerhaften Nutzung.

Wir sind sehr dankbar für die großzügige Förderung durch die Bundesrepublik Deutschland, das Land Mecklenburg-Vorpommern und den Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Mecklenburg in der Nordkirche!

 

 

 

 

Freiwilliges Jahr im Münster


Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege


Das Doberaner Münster ist seit 2002 Einsatzstelle für das „Freiwillige Soziale Jahr in der Denkmalpflege“.

Für diese interessante Aufgabe wird - mit Beginn im September jeden Jahres - ein/e neue/r Teilnehmer/in gesucht.

Während eines solchen Jahres besteht die Möglichkeit, sich mit dem Thema Denkmalpflege in theoretischer und praktischer Weise auseinanderzusetzen. Das FJD wird von dem Träger IJGD, einer Jugendbauhütte, angeboten, welche ein Projekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ist.

Die Teilnehmer erhalten zu Beginn die notwendigen Führungsunterlagen für den Führungsrundgang und werden durch uns entsprechend geschult. Im weiteren Verlauf des Freiwilligen Jahres ist die Weiterbildung zur Durchführung von thematischen Sonderführungen geplant, vor allem der Gewölbe-, Turm- und Glockenführung.

Nicht nur Führungen gehören zum Dienst im Münster, sondern auch immer mal wieder die Unterstützung im Kassen- und Ordnungsdienst.

Es fallen auch Büro- und Recherchearbeiten in der Münsterverwaltung an.

Das Aufgabenfeld ist sehr vielseitig. Sie erhalten Einblick in die Themenfelder Denkmalschutz, Kirchenbau, Restaurierung, Kirchengeschichte, Landesgeschichte, Kunstgeschichte, Tourismus und Marketing.

Während des freiwilligen Jahres führt die Jugendbauhütte zusätzlich Seminare zu verschiedenen Themen der Denkmalpflege in verschiedenen Einrichtungen durch.

Bewerbung

Wenn Sie sich für ein Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege im Doberaner Münster interessieren, senden Sie bitte Ihre Bewerbungsunterlagen an uns in der Münsterverwaltung und an die Jugendbauhütte in Stralsund.

Die Bewerbung ist auf der Homepage der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) möglich: https://www.ijgd.de/inland/fsj-denkmal

 

 

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