Münster – Schlüsselbauwerk der norddeutschen Backsteingotik
Dr. Christian Kayser hielt am Donnerstag, dem 19.06.2025 einen höchst interessanten Vortrag über das Doberaner Münster. Eingeladen hatten der Klosterverein und der Münsterbauverein. Knapp 100 Personen folgten der Einladung.
Christian Kayser ist Architekt, Bauhistoriker und Hochschullehrer in München. Er studierte Architektur an der Technischen Universität München (TUM) und an der University of Bath, wobei er sich auf Baugeschichte spezialisierte. Seine Promotion schloss er 2012 mit einer Arbeit zur Baukonstruktion mittelalterlicher Fenstermaßwerke ab.
Ab 2004 war er Projektleiter bei Barthel & Maus, Beratende Ingenieure GmbH, und übernahm 2012 die Geschäftsführung. Dr. Kayser hat Lehraufträge an der TU München, der Ludwig-Maximilians-Uni-versität München und der Propstei Johannesberg (Fulda/Hessen). Seine Habilitationsschrift behandelt die Bau- und Konstruktionsgeschichte gotischer Großtürme, insbesondere am Beispiel des Freiburger Münsters.
Seine Forschungsschwerpunkte sind historische Bautechnik, insbesondere spätmittelalterlicher Glie-derbau, Baugeschichte und Denkmalpflege. Er ist Autor zahlreicher Fachpublikationen.
Er ist seit vielen Jahren eng mit dem Doberaner Münster und dem Doberaner Klosterareal verbunden. Aufmaße vom Münster und vom Wirtschaftsgebäude stammen von ihm. Bekannt ist er aber insbesondere durch seine wissenschaftliche und publizistische Arbeit zur Baugeschichte des Münsters. Er ist zusammen mit Martin Heider Herausgeber und Co-Autor des Buches „Das Doberaner Münster – Bau | Geschichte | Kontext“. In diesem Werk werden neue Erkenntnisse aus verschiedenen Fachgebieten wie Bauforschung, Kunstgeschichte, Archäologie und Architektur zusammengeführt und die Baugeschichte des Münsters umfassend dargestellt.
Kayser hat maßgeblich dazu beigetragen, die Baugeschichte des Doberaner Münsters neu zu bewerten und dessen Stellung als Schlüsselbauwerk der norddeutschen Backsteingotik zu untermauern, deutlich herausgearbeitet im Vortrag.
Die Frage, wo man die Inhalte des Vortrags nachlesen kann, ist einfach beantwortet: Diese und viele weitere Informationen zur Baugeschichte sind zusammen mit zahlreichen historischen und jüngeren Fotos sowie Zeichnungen in zuvor genanntem Band veröffentlicht, erschienen im Michael-Imhof-Verlag, erhältlich an der Münsterkasse für nur 29,90 Euro.
Münsterbauverein unterstützt und sucht weitere Mitglieder
Werden auch Sie Mitglied im Münsterbauverein!
Der Münsterbauverein Bad Doberan e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der 2002 gegründet wurde und aktuell rund 90 Mitglieder zählt. Er unter-stützt die Münsterver-waltung der Kirchengemeinde bei der Be-schaffung von Mitteln zur Restaurierung des Münsters. Zu den bis-herigen Projekten zählen unter anderem die Notsicherung mittelalterlicher Tafelmalerei, die Restaurierung von Fenstern, Altären, Gestühl, dem Reiterstandbild, der Tauffünte und der Gedenktafeln in der Johann-Albrecht-Kapelle.
Der Verein veranstaltet zudem Veranstaltungen und nimmt an Aktionen anderer Veranstalter teil, wie dem Mecklenburg-Vorpommern-Tag in Greifswald auf dem Stand des Landkreises Rostock oder auf dem Doberaner Klostermarkt, der vom Klosterverein organisiert wird. Dort hatte der Münsterbauverein kürzlich erstmals einen eigenen Stand (Abb. – Foto Renate Reinisch). Unter anderem für solche Aktionen freut sich der Verein über Verstärkung.
Die Mitgliedschaft für lediglich 20 Euro für Erwachsene, 10 Euro für Studenten, 30 Euro für Familien und 50 Euro für Firmen beinhaltet als Vorteil den freien Eintritt ins Münster und Ermäßigungen bei Führungen. Das Beitrittsformular ist zu finden auf der neuen Homepage des Münsterbauvereins un-ter der Adresse www.muensterbauverein-doberan.de oder im Faltblatt im Doberaner Münster. Kontaktieren Sie uns gerne per E-Mail unter
Herzlichen Dank für jegliche Unterstützung!
20. Juli 2025 - Familiengottesdienst und Sommerfest
Herzliche Einladung zu unserem Gemeindefest am Sonntag, 20.7.2025 um 11 Uhr beginnend mit einem Familiengottesdienst auf unserer Wiese am Gemeindezentrum, Klosterstr. 1b.
Anschließend entspanntes Beisammensein mit tollen Gesprächen, bei Bratwurst vom Grill; Kuchen und Salate vom hoffentlich gut gefüllten Mitbring-Buffet.
Vier Münsterkonzerte im Juli 2025
Herzliche Einladung zu den geistlichen Abendmusiken in das Doberaner Münster.
Seit der Klostergründung vor über 850 Jahren gibt es eine ununterbrochene kirchenmusikalische Praxis in Doberan, seit dem Kirchenneubau vor über 725 Jahren im gotischen Münster.
Dort, wo früher die Zisterziensermönche ihre Psalmen und weitere Gesänge anstimmten, erklingen heute in einzigartiger Akustik viele verschiedene Instrumente und Musikstile neben der von Konzertorganisten sehr geschätzten Schuke-Orgel.
So, wie das Münster geistliches Leben sichtbar widerspiegelt, möchten wir dies auch „hörbar“ machen und auf diese Weise die frohe Botschaft verkündigen - im Gottesdienst, aber auch freitags in den Geistlichen Abendmusiken.
Freitag 4. Juli 2025 - 19:30 Uhr
LA DOLCE VITA
mit Werken von
Musik von Scarlatti, Vivaldi, Verdi,
Improvisationen über gegebene Themen vom Publikum
Paolo Oreni Orgel
Die Süddeutsche Zeitung beschreibt den Organisten Paolo Oreni als einen „jungen vielversprechenden talentierten italienischen Künstler, ein Wunder an Fähigkeit mit phänomenaler Präzision, die noch immer ihresgleichen sucht“.
Oreni begann als Elfjähriger seine Ausbildung bei Giovanni Walter Zaramella am Musikinstitut „Gaetano Donizetti“ in Bergamo, ab 2000 am Konservatorium der Stadt Luxemburg, u.a. Meisterkurse bei Jean-Paul Imbert, Lydia Baldecchi Arcuri und Jean Guillou.
Er gewann mehrere internationale Wettbewerbe, u.a. erhielt er eine lobende Auszeichnung im Wettbewerb „Ville de Paris“ und wurde her-vorgehoben aus dem Kreis von 60 Organisten, die aus der ganzen Welt gekommen waren.
“Oreni ist ein unglaublicher Virtuose!
Seine Spieltechnik kennt schlichtweg keine Grenzen und an seine Konzerte wird man sich noch sehr lange erinnern.”
(Westfälische Nachrichten)
Eintritt 12,- (Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei.)
Freitag 11. Juli 2025 - 19:30 Uhr
MUSIK FÜR VIOLINE UND ORGEL
mit Werken von
von Bach, Dvorak, Boellmann, Olsson u.a.
DUO ARTEVIVO:
Lada Fedorova Violine
Frantisek Vanicek Orgel
Lada Fedorova studierte u.a. am Prager Konservatorium und an der Royal Academy of Music Arhus und dem Vest Jyske Conservatory in Esbjerg in Dänemark, gewann mehrere Preise bei internationalen Wettbewerben und besuchte Meisterkurse bei weltweit renommierten Geigern wie J. Epstein und Isaac Stern. Frantisek Vanicek studierte ebenfalls in Prag, sammelte weitere Erfahrungen an der Utrechter Akademie und gewann Preise bei internationalen Wettbewerben.
Das DUO ARTEVIVO gibt weltweit Konzerte und auf dem Programm steht vor allem die Musik von Johann Sebastian Bach.
Aber auch Komponisten aus Tschechien wie Antonin Dvorak und Jiri Strejc, schwedisch - romantische Klänge von Otto Olsson sowie Orgelmusik aus aller Welt (L. Boellmann und G. Young) wird im Münster zu hören sein.
Eintritt: 12,- (Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei)
Freitag 18. Juli 2025 - 19:30 Uhr
ICH BIN DIE ROSE ZU SARON
Ein Konzertprogramm zum Thema Liebe
SPREZZATURA 22:
June Telletxea Gesang
Andreas Arend Lyra Polyversalis
Wolfgang Eger Percussion
Wie ein Ostinatobass liegt das Thema Liebe dem geistigen Leben der Menschen zu Grunde. Sie ist der Humus, auf dem es erst gedeihen kann. „Ich bin die Rose zu Saron“ - der Text aus dem biblischen Hohelied der Liebe ist im zentralen Stück des Programms vertont: „Yo soy la Rosa de Saron“, heißt es da in spanischer Sprache. Verbunden ist es mit berühmten Ostinato-Werken des italienischen Barock, wie das Nina Nana, jenes Wiegenlied, das Maria dem schlafenden Jesuskind eingedenk seiner späteren Leiden bringt; oder Udite Amanti (Hört, ihr Liebenden), der Gesang des vor Liebe rasenden Herkules, aus der Feder der Komponistin B.Strozzi.
Weitere und durchaus konträre Deutungen des Themas sind zu erleben, bis die Erzählung - soviel sei verraten - jäh verstummt: Auf einer Bootsfahrt im Mondschein...
Eintritt 15,- (Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei.)
Freitag 25. Juli 2025 - 19:30 Uhr
HEITERE MELANCHOLIEN -JUBILÄUMSKONZERT
mit Werken von
Rheinberger, Händel, Lloyd-Webber, Piazolla u.a.
„10 Jahre“ DUO FIDELICI:
Judith Oppel Violine
Matthias Bönner Orgel
Wenn beschwingtes Moll und beseeltes Dur miteinander verschmelzen, entstehen „Heitere Melancholien.“ Seit nunmehr 10 Jahren konzertiert das duo fidelici nun schon in dieser besonderen Tonart und spielt sowohl Original-Literatur sowie eigene Bearbeitungen für Violine und Orgel.
Zum 10-jährigen Jubiläum des Ensembles erklingen die schönsten und eindrucksvollsten Werke neu zusammengestellt in einem besonderen Jubiläumsprogramm.
Neben Rheinbergers vollendeten Originalkompositionen ertönt mitunter ein Kuckuck aus Händelscher Hand, singen Lieder ohne Worte aus der Feder von Mendelssohns Schwester Fanny oder es wird Tango getanzt.
Heitere Melancholien:
Es erwartet sie ein wohltuendes Wechselbad in beschwingter Besinnlichkeit und beseelter Freude.
Eintritt 12,- (Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei.)
Neue Münster-Medaillen „Königin Margarete“ zugunsten der Restaurierung
Vogelperspektive Münster und Grabfigur der Königin Margarete Sambiria von Dänemark (†1283) auf Silber-Medaille
Nach der im Juni 2024 erschienenen Medaille mit der Darstellung des Marienleuchters ist dies die zweite zum Thema „einzigartige Innenausstattung“ des Doberaner Münsters.
Auch diese neue Medaille erscheint in zwei Ausführungen: einmal in Feinsilber (999/1000) und einmal mit einem versilberten Eisenkern (magnetisch). Die Stücke in Feinsilber sind am unteren Rand der Königinnendarstellung mit der Angabe „999“ gepunzt.
Diese kleinen Kunstwerke in geringer Stückzahl entstanden in enger Kooperation zwischen den Doberaner Münzfreunden und der Münsterverwaltung der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde und sind ausschließlich im Doberaner Münster bzw. nach Vorkasse per Versand er-hältlich. Der Reinerlös kommt den Restaurierungsarbeiten am Münster zugute.
Verkaufsdaten der im Münster erhältlichen Medaillen:
Medaille 2025 „Ausstattung / Königin Margarete“– Eisenkern versilbert – 15,00 €
Medaille 2025 „Ausstattung / Königin Margarete“– Feinsilber– 60,00 €
Medaille 2024 „Ausstattung / Marienleuchter“– Eisenkern versilbert – 15,00 € (Restbestände)
Medaille 2024 „Ausstattung / Marienleuchter“– Feinsilber– 60,00 € (Restbestände)
Medaille 1971 „800 Jahre Klostergründung“– Kupfer – 15,00 € (geringe Restbestände des Originals!)
144.529 Euro für Gewölbesanierung – Ziel: weitere 36.971 Euro
Ein neues Münsterfaltblatt enthält neben dem Rundgang durch das Münster und Informationen zur Öffnung und den Führungen diese drei Spalten über die Spenden- und Patenschaftsaktion zugunsten der Gewölbesanierung.
Die Patenschaftsaktion ermöglicht Einzelpersonen, Organisationen oder Gruppen, durch eine Spende die Restaurierung eines bestimmten Abschnitts des Deckengewölbes zu unterstützen.
Ab einem Betrag von 10 Euro kann man Pate oder Patin für einen 20 x 20 cm großen Abschnitt (400 Quadratzentimeter) des Deckengewölbes werden. Größere Flächen sind ebenfalls möglich: 1/2 Quadratmeter kostet 125 Euro, 1 Quadratmeter 250 Euro. Auf Wunsch werden Name und Wohnort der Paten auf einer Spenderliste im Münster veröffentlicht. Bei Übernahme einer Patenschaft erhalten die Unterstützenden eine Patenschaftsurkunde und einen Zahlungsbeleg.
Die Patenschaftsaktion wird weiterhin sehr gut angenommen, ist auch als besonderes Geschenk für Freunde, Bekannte und Familie beliebt und hat seit Mitte 2022 bereits über 144.529 Euro (Stand: 28. Juni 2025) an Spenden und Patenschaften eingebracht. Darin enthalten sind 23.529 Euro für den aktuellen Abschnitt 2024/25. Für diesen werden insgesamt 60.500 Euro benötigt, offen sind also noch 36.971 Euro. Die blau markierten Felder auf dem 2x1 m großen Transparent im Münster (Abb.) sind die im dritten Bauabschnitt (Langhaus West) bereits vergebenen Patenschaften.
Wir freuen uns über jede weitere Patenschaft eines Teilabschnitts des Deckengewölbes ab 10 Euro.
- Patenschaft Restaurierung Deckengewölbe 20 x 20 cm = 10 €
-
Patenschaft Restaurierung Deckengewölbe 1/2 m² = 125 €
- Patenschaft Restaurierung Deckengewölbe 1 m² = 250 €
Überweisungen erbitten wir auf das Konto der Ev.-Luth. Kirchengemeinde bei der Ev. Bank:
IBAN: DE17 5206 0410 8505 0502 00, Kennwort: „Gewölbe Münster“
Die Übernahme einer Patenschaft ist auch an der Münsterkasse bar oder per Kartenzahlung möglich. Dann erhalten Sie Ihre Patenschaftsurkunde und Zahlungsbeleg gleich und können sich vor Ort eine Fläche aus dem Patenschaftsplan aussuchen. Die im Foto blau markierten Felder sind bereits vergeben.
Ganz herzlichen Dank an alle Unterstützer aus nah und fern!
Gottesdienste, Andachten, Gemeindefest im Juli 2025
Foto: Einzug zum Konfirmationsgottesdienst am Sonntag 1. Juni 2025 im Doberaner Münster mit 17 Konfirmanden, Pastor Volkmar Seyffert, Gemeindepädagogin Juliane Jacobsen und dem Kirchengemeinderat.
Herzliche Einladung zu folgenden Gottesdiensten und Andachten
Sonntags 9.30 Uhr (außer am 20.07.) Evangelischer Gottesdienst (Münster)
Mittwochs 12.00 Uhr Mittagsgebet mit Orgelmusik (Münster)
Samstags 19.00 Uhr Abendgebet (Kapelle Heiligendamm)
Donnerstag, 03.07. 8.00 Uhr Mette (Morgengebet im Münster)
Donnerstag, 03.07. 19.30 Uhr Abendgebet mit Taizégesängen (Münster)
Samstag, 05.07. ab 14.00 Uhr Einfach Ja! – Ein Segen für eure Liebe
So, 20.07. 11.00 Uhr Familiengottesdienst zumGemeindefest(Wiese am Gemeindezentrum)
Weitere Veranstaltungen der Kirchengemeinde – u.a. die Andachten in den Pflegeheimen und in der Rehabilitationsklinik „Moorbad“, Bibel- und Männerkreis – unter
https://www.muenstergemeinde-doberan.de/
Die friedliche Übergabe Bad Doberans Anfang Mai 1945
Am 8. Mai 2025 war anlässlich von 80 Jahre Kriegsende ein Zeitzeugengespräch im Gemeindesaal. An diesem besonderen Jubiläum wurde u.a. gefragt: Wie wurde das Kriegsende in Bad Doberan erlebt? Wie konnte die Stadt an die sowjetischen Truppen übergeben werden? Wie ist das Leben (weiter) verlaufen?
Vorgestellt wurde auch das wohl wesentlichste Dokument zu den Ereignissen am 1. und 2. Mai 1945. Es handelt sich um eine beglaubigte Abschrift, in der Schlachtermeister Karl Schröder nur wenige Monate nach Kriegsende die Abläufe schildert. Er war entscheidend an der friedlichen Übergabe Bad Doberans an die sowjetische Armee beteiligt. Verschiedene weitere Berichte entstanden im Gegensatz zu diesem oft erst Jahrzehnte später im Rückblick.
Die Transkription der Akte aus dem Stadtarchiv Bad Doberan
„Beglaubigte Abschrift. / Niederschrift.
Vorgeladen erschien der Schlachtermeister Karl Schröder, Bad Doberan, Baumstrasse, und gibt, befragt über die Vorgänge am 1. Mai 1945 in Doberan die nachstehenden Auskünfte:
[01.05.1945]: Am 1. Mai 1945 war ich morgens bis 9 Uhr in meinem Laden tätig. Dann wurde ich von dem Dentisten Porthun geholt, der zu mir als Privatmann (nicht in meiner Eigenschaft als Volkssturmführer) kam und mir sagte, Kittmann hatte die Panzersperren besetzen lassen, der Auftrag sei an die Hitlerjugend ergangen. Ich bin daraufhin mit aufgekrempelten Armen und der Schlachterschürze sofort ins Rathaus zu Kittmann gegangen. Kittmann sass in Zimmer 9 und telefonierte mit Wismar. Ich stellte ihn auf plattdeutsch zur Rede, ob er die Panzersperren mit der Hitler-Jugend (HJ) besetzt hätte. Zunächst bekam ich keine Antwort, weil K. ziemlich angetrunken war. Dann sagte er mir: ,Dat geht Di gornix an.‘ Währenddessen kam der Zimmermeister Peters in Volkssturmuniform ins Zimmer. Schlott, Behrens, Polmann, Hennings waren ausserdem alle in Uniform in gleichen Raum anwesend. Ich wandte mich an Vietz Peters mit den Worten: ,Ich gebe Dir den Befehl, die Panzersperren sofort zu räumen. Um 11 Uhr will ich Meldung haben, dass die Panzersperren frei sind.‘ Daraufhin ging ich zurück in den Laden.
Um 11 Uhr meldete mir Vietz Peters die Panzersperren frei. Bei dieser Gelegenheit bat mich Peters um einen Urlaubschein, damit er seine Familie nach Reinshagen in Sicherheit bringen könnte. Ich gab ihm den Schein und Peters kam nicht wieder.
Nachmittags gegen 15 Uhr ging ich wieder ins Rathaus (in zivil). Bei dieser Gelegenheit brachte mir eine Nachbarin von
Kittmann, eine Dänin, Meldung, dass Kittmann in seinem Vorgarten ein Maschinengewehr schussbe-reit aufgestellt hätte. Daraufhin geriet ich in Zorn und habe wohl ziemlich herumgebrüllt, er dürfe doch nicht Doberan vernichten. Ich ging mit Dr. Brandt und einem etwa 60jährigen Herrn Awe zu-sammen nach Kittmanns Wohnung. Ich trug eine Pistole 635 mm, die mir morgens Porthun gegeben hatte, in der Tasche. Wir gingen an der Kirche vorbei gegen den Buchenberg zu und an der Mauer entlang in Richtung von Kittmanns Wohnung. Gegen 1/2 4 Uhr waren wir an Kittmanns Haus. Draussen war niemand zu sehen.
Ich ging in den Vorgarten, nahm das MG weg und übergab es Awe, der es in das Rathaus bringen sollte. Als wir eben den Garten verlassen hatten, kam Kittmann in Parteiuniform aus der Tür und schrie: ,Lat dat MG hier.‘
Inzwischen waren Dr. Brandt und Awe zurückgegangen und in den schmalen Durchgang zwischen den Hecken nach dem Pfarrkoppelweg zu abgebogen. Ich rief Kittmann zu: ,Du Lump!‘ und schoss aus der kleinen Pistole aus etwa 25 m Entfernung auf Kittmann, jedoch ohne ihn zu treffen. Kitt-mann zog sich ins Haus zurück. Daraufhin kam sein Sohn, ein Leutnant der Panzertruppe aus dem Haus und gab aus einen MP 10 Schuss auf mich ab. Ich konnte mich dadurch, dass ich mich hinter ei-nen der dicken Bäume stellte, vor diesen Schüssen retten. Der Sohn war hinter der grossen Hecke am Kittmannschen Haus in Anschlag gegangen.
Ich ging daraufhin ins Rathaus zurück. Gegen 18 bis 18.30 Uhr brachte der Maler Hennig-Hennings die Meldung, dass das [RAD-]Arbeiterdienstlager am Stülowerweg verteidigt werden sollte. Ich trat daraufhin vors Rathaus und rief: ,10 Mann nehmen je ein Gewehr‘, und wir sind dann losmarschiert.
Bei dieser Gruppe waren, soweit mir erinnerlich, auch der Zimmermeister Fahs und der Kaufmann Heinrich Siems. Im Arbeitsdienstlager hatte ich eine kurze Auseinandersetzung mit dem Arbeits-dienstführer Sellschop, der mir aber später auf meine Vorhaltungen das Lager übergab und mich da-raufhin aufmerksam gemacht hat, dass ein anderer fremder Arbeitsdienstführer, der mit seiner Gruppe auf dem Rückzug hier eingetroffen war, bereits im Anschlag mit 10 Jungen mit Panzerfäus-ten und MG lag, um sich zur Wehr zu setzen. Sellschop vermittelt auch die Verhandlung zwischen mir und dem anderen Offizier, einem goldenen Parteiabzeichenträger, der noch für Hitler sterben wollte. Nach 10 Minuten Verhandlung wurde folgende Uebereinkunft getroffen: Es wurde zur Bedingung ge-macht, dass die Gruppe bis 3 Uhr morgens im Arbeitsdienstlager verbleiben könnte und dann zu ver-schwinden hätte.
Daraufhin ging ich ins Rathaus zurück. Zwischen 22 und 23 Uhr wurde dann im Rathaus von Herrn Grünberg der Aufruf an die Bevölkerung zum Weissbeflaggen der Stadt geschrieben, indem zugleich der Hergang mit der Schiesserei zwischen mir und Kittmann geschildert wurde. In diesem Aufruf wurde darauf hingewiesen, dass mit diesem Vorgang die NSDAP in Doberan ihr Ende gefunden hatte. Der Aufruf wurde unterschrieben von Grünberg, dem Volkssturmführer Bartsch und dem Studienrat Schlünz. Der Zettel wurde noch in der .............. (unleserlich). bracht.
[02.05.1945]:
Ich bin dann gegen 4 Uhr morgens im RAD-Lager gewesen, um mich davon zu überzeugen, dass das Lager wirklich geräumt sei. Es war inzwischen geräumt. Vom Arbeitsdienstlager ging ich wieder ins Rathaus und habe mich um meine Wache, die dort von mir aufgestellt war, gekümmert und neue Anweisungen gegeben.
Bis zum Einmarsch der Roten Armee am 2. Mai gegen 13 Uhr mittags habe ich das Rathaus nicht mehr verlassen. Gegen 15.30 Uhr fiel im Rathaus ein Schuss. Ich liess alles, was vor dem Rathaus stand, zurücktreten auf den Kamp, um zu beobachten, wer wohl den Schuss abgegeben hätte. Nach einer Weile kam dann der Polizeileutnant Strübing [Polizeileutnant o. -offizier] mit seinem Fahrrad aus dem Rathaus heraus. Er hatte den Schuss abgegeben. Ich liess ihn durch 3(?) Mann verfolgen. Strübing wurde von Soldaten der Roten Armee gestellt und an der Ecke der Jungfernstrasse erschossen.
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben: / gez. Karl Schröder, Bad Doberan, 29.12.1945.
Vorstehende beglaubigte Abschrift stimmt mit der mir vorliegenden Urschrift wörtlich überein, welches ich hiermit beglaubige. Bad Doberan, den 31. Juli 1950.
Knaack / Notar in Bad Doberan.“
Quelle: Akte Stadtarchiv Bad Doberan ZS1298/1: Knaack, Friedrich (Notar): „Vorgänge am 01.05.1945. Aus-künfte von Schlachtermeister Karl Schröder“ (beglaubigte Abschrift / Original). 29.12.1945-31.07.1950.
Weitere Dokumente u. Bildmaterial für Publikation 1945 gesucht
Das zuvor aufgeführte und zahlreiche weitere Dokumente sollen in folgender Publikation veröffentlicht werden:
Martin Heider: „Bad Doberan 1945 – Jahr des Zusammenbruchs und des Neuanfangs“
Die Dokumentensammlung für das Jahr 1945 für Bad Doberan mit Heiligendamm und Althof hat derzeit einen Umfang von ca. 130 Seiten. Für die gesamte NS-Zeit und weiter bis Ende 1945 sind bereits rund 350 DIN-A4-Seiten Transkriptionen von Originaldokumenten, von Abschriften und Zeitzeugenberichten chronologisch zusammengetragen.
Nach umfangreichen Recherchen im Stadt- und Kreisarchiv, der UNI-Bibliothek Rostock, der Staatsbibliothek Berlin, sollen in den nächsten Monaten Archivalien aus dem Landeshauptarchiv Schwerin, dem Landeskirchlichen Archiv Schwerin und der Bibliothek des Friderico-Francisceum Gymnasium Bad Doberan folgen.
Derzeit werden Akten aus der zweiten Jahreshälfte 1945 transkribiert. Beschlagnahmungen, Entnazifizierung, Gewerbeanmeldungen, Aufrechterhaltung bzw. Wiederingangsetzung der Wirtschaft sind die vorherrschenden Themen. Über diese Zeit liegen bislang fast ausschließlich amtliche Akten vor, aber keine Zeitzeugenberichte, beispielsweise Tagebucheintragungen, die die persönliche Sicht und Erlebnisse der Menschen wiedergeben. Lebensläufe, wie dieser, in einer umfangreichen Akte des Stadtarchivs, zeugen von Flucht und Vertreibung.
Die Erfassung der Dokumente scheint zu diesem Zeitpunkt auch deshalb notwendig, da Zeitzeugen noch aktiv mitwirken können. Das Dokumentierte kann somit deutlich besser eingeordnet und durch bislang nicht dokumentierte Informationen ergänzt werden. Zudem sind verschiedene Originaldokumente in einigen der Archive mitunter stark ausgeblichen bzw. befinden sich teilweise auf älteren Datenträgern.
Weitere Dokumente und Informationen sind willkommen in der Münsterverwaltung, Kustos Martin Heider, Klosterstraße 2, 18209 Bad Doberan. E-Mail:
Martin Heider
Jeden Samstag 11.00 Uhr – Kindgerechte Führung „Kinder führen Kinder“ im Münster

Die Saison beginnt – auch für die Münsterführungskinder!
Ab Mai bis zum Oktober gibt es wieder jeden Samstag um 11 Uhr – parallel zur regulären Münsterführung – eine spezielle Führung von Kindern für Kinder.
So können die Eltern an der Münsterführung teilnehmen und währenddessen erkunden die Kinder mit Gleichaltrigen auf kurzweilige Art den Kirchenraum.
Zu den kindgerechten Erklärungen kommen an einigen Stationen spielerische Elemente wie Puzzles und Rätsel.
Falls die Kinder sich alleine nicht trauen – Erwachsene dürfen auch teilnehmen!
Und Sie können die Kinderführung auch gesondert buchen, z. B. für einen Kindergeburtstag, Familienausflug, eine Kindergruppe, …
Herzlich willkommen!