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„Klimalehrpfad“ – Kooperation mit Christlicher Münsterschule


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Die Christliche Münsterschule Bad Doberan wurde im Vorjahr bundesweiter Energiesparmeister.

 

Die Münsterverwaltung beteiligte sich jüngst am Schulprojekt „Klimalehrpfad“ und thematisierte gemeinsam mit Schülern der 5. und 6. Klasse und der Dipl.-Biologin Ina Sakowski den Artenschutz am Doberaner Münster.

 

Im Rahmen des Klimalehrpfades wird es auch eine Tafel in der Nähe des Münsters geben.

 

 

Tiere am und im Doberaner Münster (1)


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Seit Errichtung des Münsters vor mehr als 700 Jahren hat es immer vielerlei tierische Bewohner am und im Münster gegeben.
Mit Dipl.-Biologin Ina Sakowski schauen wir diesbezüglich in die Vergangenheit und Gegenwart.

Ob es nun geflügelte Wesen, wie Stechimmen und Fledermäuse, diverse Vogelarten wie z.B. Turmfalke, Waldkauz, Mauersegler oder Schleiereule sind; oder aber solche, die am Boden leben, wie Mäuse, Molche und Käfer. Sie alle haben mit Sicherheit in teils großem Umfang auf dem riesigen Klostergelände und auch im Münster selber ihr Domizil gehabt.

So berichten Akten aus dem Jahr 1600 von Bienenstöcken an der inzwischen vollständig verloren gegangenen Neuen Mühle, wenige hundert Meter östlich vom Klosterareal. Auch nordöstlich des Münsters, im sogenannten „Tiergarten“, wurde demnach im 17. und 18. Jahrhundert Wild gehalten. Möglicherweise stammt der heute noch im nördlichen Münster an einem Pfeiler zu besichtigende Rothirschkopf eines Zehnenders aus diesem klostereigenen Gehege.

Selbst von Wölfen wird in alten Akten berichtet. So nahmen mehrere Bauern 1552, im nur vier km entfernten Brodhagen, einer alten Fähe sieben Junge weg und erhielten dafür vom Domanialamt eine Prämie (schriftliche Mitteilung Martin Heider, 2020).

Einige der o.g. Tiere leben bis heute im Münster sowie dessen Außengelände. So kann man im Frühjahr bei sonnigem Wetter sowie ausreichend Wasserstand und -qualität im großen Teich am Münster an der Wasseroberfläche balzende Kammmolche beobachten (eigene Beobachtung Anfang der 2000er Jahre). Eine europaweit streng geschützte und heutzutage auch in MV immer seltener werdende, stark gefährdete Art.

 

 

Tiere am und im Doberaner Münster (2)


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Die lauten, immer in Kolonien lebenden Dohlen sind das ganze Jahr am Münster anzutreffen. Der aufmerksame Besucher kann ihr lebhaftes Treiben von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang bewundern. Die Paare sind sich ein Leben lang treu und häufig gemeinsam anzutreffen.

Sie haben die Auswahl zwischen 53 Nistkästen, die vom NABU ab 1997 eigens für sie im Gewölbe angebracht wurden. Die immer im Mai stattfindenden Nestlings-Kontrollen und -Beringungen dokumentieren 25-35 erfolgreiche Bruten jedes Jahr (schriftl. Mitteilung Frank Emmerich, 2020).

Aufgrund dramatischer Bestandsrückgange in den 80er und 90er Jahren (ca. 1.000 Brutpaare in MV) wurde die Dohle in der Roten Liste der Brutvögel MVs von 2003 als „vom Aussterben bedroht“ aufgeführt.

 

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Dank von Naturschutzverbänden initiierten umfangreichen Aufklärungskampagnen und Maßnahmen in Städten und Gemeinden, wie z.B. das Kasten- und Kirchturmprogramm, erholten sich die Dohlenbestände langsam. Aktuell ist der Bestand mit 83.000 - 140.000 Brutpaaren landesweit relativ stabil und die Dohle als Brutvogel in MV ungefährdet (vgl. Rote Liste der Brutvögel MVs von 2014).

Verwilderte Stadttauben versuchen jedes Jahr, ebenfalls in Rüstlöchern, Nischen oder sogar Dohlenkästen zu brüten, was von wenig Erfolg gekrönt ist. Im Zuge der letzten Sanierungen wurden von der Münsterverwaltung gezielt bauliche Maßnahmen vorgenommen, um diese häufig vorkommende Art vom Kirchenbau fern zu halten. Schließlich möchte man im Sinne des Artenschutzes bevorzugt gefährdeten und geschützten sowie seltenen Tierarten eine Heimstadt bieten.

 

 

„Kinderrundgang mit Tieren“ durch das Münster


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Für Kinder und Familien gibt eine Möglichkeit, das Doberaner Münster zu erkunden.


Mithilfe des Rundgangblattes „Kinderrundgang mit Tieren“ erfährt man an verschiedenen Stationen Wissenswertes über ausgewählte Ausstattungsstücke. Dabei helfen die unterschiedlichen Tiere, welche die Kinder finden und identifizieren können.

Es gilt zum Beispiel den König der Lüfte, der auch ein Zeichen für das Göttliche ist, auf dem Gestühl zu finden, den passenden Tiernamen auf dem Rundgangblatt einzutragen und damit dem Lösungswort ein Stück näher zu sein.

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Dabei geht es nicht immer nur darum, tatsächliche Erkenntnisse weiterzugeben, sondern es soll die Kinder auch ermutigen, eigene Zugänge zu finden. So hinterließ ein Kind im Gästebuch eine mögliche Erklärung für die besondere Darstellung eines Ausstattungsstückes: „Das ist bestimmt nicht fertig geworden, weil der Mann, der es geschnitzt hat, gestorben ist.“

Der Rundgang richtet sich an Kinder der ersten bis siebten Klasse zum selbständigen Lösen. Mit elterlicher Hilfe können auch Kindergartenkinder damit umgehen.

Das Blatt ist bei Besichtigung des Münsters kostenfrei an der Kasse erhältlich.

Konstanze Heider/Anne Jax


Foto 1: Anne Jax, Foto 2: Pelikangestühlswange (um 1300) - Martin Heider

 

 

Tierdarstellungen in der Adolf-Friedrich-Loggia (Teil 1)


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Eines der eindrucksvollsten Grabdenkmäler im Münster wurde Anfang des 17. Jahrhunderts, mitten in den Wirren des 30-jährigen Krieges, für den Herzog Adolf Friedrich I. und dessen erste Gemahlin Anna Maria vom Leipziger Baumeister Döteber errichtet.

Es besteht aus dem Gruftgewölbe und der darüber errichteten sechsbogigen Loggia, die zahlreiche Abbildungen von Ornamenten, christlichen Symbolen, Blüten, Fabelwesen sowie damals in Europa bekannten – sowohl rezenten als auch ausgestorbenen - Tierarten aufweist.

Auffallend sind die detailgetreuen und zoologisch teilweise sehr korrekten Darstellungen verschiedener Insekten, Amphibien und Reptilien, Säugetiere sowie einiger Weichtiere.

Es stellt sich die Frage, woher der Bildhauer diese genauen Kenntnisse hatte. Entweder wurde ein führender Naturforscher der Zeit hinzugezogen oder aber – was wahrscheinlicher ist - man nutzte Vorlagen aus damals bekannten Enzyklopädien, Sammlungen u.a. Quellen.

Das 15. und 16. Jahrhundert war nicht nur das Zeitalter der Entdeckung neuer Kontinente mit einer exotisch anmutenden Tier- und Pflanzenwelt, sondern auch der Beginn der systematischen Erfassung, (Neu-)Ordnung und wissenschaftlichen Kategorisierung von Tier- und Pflanzenarten, die mit Beginn des 18. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichte. Vielen bekannt ist sicher das lebensgroße Ölgemälde „Rhinozeros Clara“ des französischen Malers Jean Baptiste Oudry (1686-1755), das sich heute neben 33 anderen Gemälden und 43 Zeichnungen als weltgrößte Oudry- Sammlung im Staatlichen Museum Schwerin befindet. Herzog Christian Ludwig II. von Mecklenburg war ein eifriger Sammler dieser Werke.

In der Renaissance bildeten Künstler, v.a. Maler, heimische und exotische Tiere sehr natur- und detailgetreu ab. Beispielhaft dafür sei Albrecht Dürer (1471-1528) genannt, der sehr viele lebensechte Zeichnungen und Bilder schuf, wie z.B. der „Hase“, „Blaurackenflügel“, das „Käuzchen“ oder das „Rhinozeros“.

 

 

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Der Wiener Stadtarzt und Universalgehrte Conrad Gesner veröffentlichte zwischen 1551 und 1560 seine vierbändige, reich illustrierte „Historia animalium“ - eine Tierenzyklopädie, die auch in Deutschland als "Thierbuch" sehr bekannt war. Auf 4.500 Seiten und in 1.000 Holzschnitten werden ca. 800 damals in Europa bekannte Tierarten vorgestellt und deren Körperbau, Lebensweise, Fortbewegung, Verbreitung und Nützlichkeit dargestellt. Als aufgeklärter Zeitgenosse glaubte und beschrieb Gessner aber auch noch einige Fabelwesen, wie z.B. Seeschlangen und das Einhorn.

Nur wenige Jahrzehnte später (1615) erschien das „Theatrum Naturae“ des Nürnberger Malers Lazarus Roeting und seines Neffen Michael Rötenbeck, mit zahlreichen Tierzeichnungen und -aquarellen, insbesondere Vögeln. Auch hierin werden fantasievolle Fabelwesen und exotische Tiere dargestellt.

Nicht zuletzt konnte der Leipziger Baumeister Döteber (und seine Steinmetzen) theoretisch auch auf den großen Buchbestand der 1409 gegründeten Universität Leipzig zurückgreifen. Die dort 1549 gegründete Bibliothek nahm im Zuge der Reformation zunächst die Buchbestände im Rahmen vielfältiger Klosterauflösungen auf. Schon 1550 zählten etwa 6.000 Drucke und rund 750 Handschriftenbände (das entspricht etwa 1.500 Werken) zu ihrem Besitz.

All diese Werke, Arbeiten, Enzyklopädien, Sammlungen u.v.m. könnten dem Baumeister der Loggia bekannt gewesen sein.


Text: Dipl. Biologin Ina Sakowski
Fotos: Ina Sakowski (Satow), Michael Berger (Rostock)

 

 

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