Paten für Gewölbesanierung gesucht
Die OSTSEE-ZEITUNG Bad Doberan berichtete am Dienstag, dem 18. April 2023:
Die Kosten für das Vorhaben im Münster belaufen sich auf 1,8 Millionen Euro
Von Sabine Hügelland
Bad Doberan. Etwas unbequem ist die Haltung der Restauratoren im Doberaner Münster des Öfteren – die Sanierung des Deckengewölbes in 25 Meter Höhe bedarf einer guten Kondition. Ein Novum bei den Arbeiten: Erstmals kommt im Münster ein fahrbares Gerüst zum Einsatz. Das spart neben Kosten auch Zeit durch den Wegfall von Auf- und Abbauten des Oberbaus des Gerüsts beim Baufortgang im Langhaus von Osten nach Westen. Das Rollgerüst besteht aus einer großen Einheit mit einer Grundfläche von elf mal acht Metern. Möglich macht das die Firma Werdemann Gerüstbau aus Neustrelitz.
Das Gerüst wurde gegen Staubentwicklung mit weißen Planen versehen. Es ist zudem so gebaut, dass das Münster weiterhin genutzt werden kann. Der Hochaltar, die Schränke, der Sakramentsturm, der Marienleuchter, alles kann unter dem großen wandernden Brückengerüst genutzt und besichtigt werden.
Der Restaurator Peter Wagner übernimmt die Sanierung der Unterseite der Deckengewölbe, während seine Frau Kerstin im Dachbereich zeitgleich die Oberseite der Deckengewölbe bearbeitet. Viele Risse und andere Schäden entdeckten sie erst während der Arbeit.
Im Zuge der Sanierungsarbeiten stellten die Ingenieure erhebliche statische Mängel fest, unter anderem starke Rissbildungen in den Gewölbekappen und Bögen. „Daraus resultieren Verformungen der Bögen sowie Stützen“, sagt Kustos Martin Heider, der das Baugeschehen für die Kirchengemeinde organisatorisch und vor allem bezüglich der Fördergelder begleitet sowie anhand alter Bauakten bauhistorisch unterstützen kann.
Wer eine Führung ins Gewölbe mitmacht, kann einen schweren Balken sehen, den einst Architekt Gotthilf Ludwig Möckel (1838-1915) im Vierungsbereich anbringen ließ. Dieser zerstörte jedoch das darunter befindliche Bogenmauerwerk teilweise und schwächte es.
Aufgrund der Setzungsschäden und der enormen Schubkräfte muss deshalb im mittleren Vierungsbereich in Ausrichtung von Nord-Süd ein Zuganker dafür sorgen, dem vorhandenen Gewölbeschub entgegenzuwirken. Die Änderung der baulichen Maßnahme wurde von den Fachbehörden bewilligt und muss nun beim Bund beantragt werden. Die Sanierung erstreckt sich über drei Jahre. Die Kosten belaufen sich auf 1,8 Millionen Euro. 300 000 Euro Eigenanteil müssen aus dem Münsterhaushalt der Kirchengemeinde getragen werden. „Besonders erfreulich war die Bewilligung der beantragten hohen Summen an Fördermitteln“, sagt der Kustos. „Vom Bund kommen 900 000 Euro, das Land MV sowie der Kirchenkreis Mecklenburg bringen jeweils 300 000 Euro ein.“
„Durch Corona hatten wir erhebliche Einnahmeausfälle“, so Heider. Das veranlasste die Münsterverwaltung, neue Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung durch Patenschaften auf den Plan zu bringen, wie es sie auch bereits für die Kirchenfenster gab. So können Interessenten für einen oder mehrere Teilabschnitte Paten werden. Für kleinere Beträge – es geht ab zehn Euro für 20 mal 20 Zentimeter los – gibt es an der Münsterkasse einen Spendennachweis und eine Patenschaftsurkunde. Ein Quadratmeter kann mit 250 Euro unterstützt werden.
Aber auch Spenden aus dem Opferstock und dem Verkauf des ersten Münsterkalenders gehen zugunsten der Sanierung. Bis jetzt kamen erstaunliche 36 000 Euro zusammen. „Es sind dankenswerterweise viele Einheimische und Gäste, die das Münster unterstützen“, so Martin Heider. Zielmarke für den Chorraum sind 49 000 Euro, die reine Restaurierung der Gewölbe ohne die Gerüstkosten.
Die Teilabschnitte werden auf dem großen Transparent im Münster markiert. Spender können auch mit Namen und Wohnort auf einer Spenderliste im Münster auftauchen.
Foto 1: Restaurator Peter Wagner am Deckengewölbe im Chorraum (Foto: Martin Heider).
Foto 2: Bildunterschrift: Kustos Martin Heider organisiert Baugeschehen für die Kirchengemeinde und begleitet vor allem bezüglich der Fördergelder. Durch Patenschaften können Interessierte das Münster finanziell unterstützen.
FOTO: Sabine Hügelland. Quelle: OSTSEE-ZEITUNG, 18.04.2023.