Baulicher Zustand, Baupflege und Forschung am Münster
Zusammenarbeit mit der Hochschule Hildesheim intensiviert
Am 15. und 16. Februar 2024 wurde die Zusammenarbeit mit den Professorinnen und Studierenden aus Hildesheim im Doberaner Münster intensiviert.
Thematisiert wurden u. a. die aktuellen Befunde an Putzen und Farbfassungen im Bereich des Hochschiffs des Langhauses sowie die Materialverwendung über die Jahrhunderte. Zudem wurde die Ausstattung gemeinsam intensiv erkundet.
Dabei waren unter anderem
- Prof. Dr. Constanze Messal, Prof. Dr. Barbara Beckett, Prof. Renate Kühnen und Studierende der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim – Fakultät Bauen und Erhalten
- Friederike Funke, Amtsrestauratorin beim Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern (zeitweise)
- Restaurator Peter Wagner (Rubenow)
- Münsterkustos Martin Heider (Bad Doberan)
Über Details, wie die Freilegung älterer Farbfassungen im Gewölbe, werden wir noch berichten.
Begutachtet wurde auch eine schadhafte hölzerne bauzeitliche Schlussscheibe.
Mittelalterliches Flächenfundament und Bodenfliesen von um 1830
Im südlichen und östlichen Chorumgang werden derzeit im Kontext der Fußbodensanierung marode Kabel ersetzt und Leerrohre verlegt. Letztere ermöglichen bei späteren technischen Veränderungen Nachrüstungen, ohne den Fußboden erneut öffnen zu müssen.
Bei den Arbeiten wurden, so wie bereits vor einigen Jahren im nördlichen Chorumgang und im Nordquerhaus, Reste eines Flächenfundaments gefunden, welches höchstwahrscheinlich zur romanischen Vorgängerkirche aus dem späten 12. und frühen 13. Jahrhundert gehört und auch den gotischen Neubau aus dem späten 13. Jahrhundert stabilisiert.
Archäologische und bauhistorische Untersuchungen gehören zur Maßnahme. Über die gewonnenen Erkenntnisse werden wir berichten.
Zuvor wurden die unter dem bisherigen Fußboden liegenden älteren Bodenplatten aus der Zeit um 1830 geborgen, um diese für die Neuverlegung zu reinigen. Mit rund 1.200 historischen Fliesen ist die Anzahl deutlich höher als im letzten Bauabschnitt.
Bitte um Unterstützung bei Verteilung von Plakaten und Faltblättern
Das Münster-Veranstaltungs-Plakat und der neue Münsterflyer 2024 liegen druckfrisch in Papierform vor.
Wir wären Ihnen sehr dankbar für die aktive Unterstützung beim Verteilen dieses Materials. Wer ohnehin zu Kirchen, Touristinformationen, Hotels, Gaststätten oder anderen Institutionen oder Personen in der Region oder darüber hinaus unterwegs ist, nehme gern etwas mit.
Wer aus der Region das Material spontan ohne Vorabsprache mitnehmen möchte, hole sich dieses aus den Auslagen im Eingangsbereich des Münsters bzw. von der Münsterkasse, falls das ausliegende Material nicht ausreicht. Nach außerhalb versenden wir das Material bei Bedarf auch gern.
Für die Abholung außerhalb der Öffnungszeiten bzw. weitere Ideen und Absprachen bitten wir um eine kurze Info per E-Mail an
vDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
oder telefonisch unter:
Vielleicht lässt sich perspektivisch sogar ein neuer regelmäßiger Verteiler organisieren.
Herzlichen Dank für jegliches Mitwirken bei der Bekanntmachung unserer Angebote!
Martin Heider
Vor 200 Jahren war Felix Mendelssohn-Bartholdy 1824 als Fünfzehnjähriger einen Sommer lang als Badegast in Bad Doberan und hinterließ uns ein paar Spuren: eine Zeichnung vom Münster, eine Komposition (Doberaner Blasmusik) und Briefe an seine Schwester, die uns das Kur- und Gesellschaftsleben des ersten deutschen Seebades lebhaft beschreiben und in Erinnerung zurückrufen.
Freuen Sie sich auf ganz besondere Mendelssohn-Konzerte!
Dafür wird das Ökumenische Chorprojekt erweitert: Es musizieren Solisten, Chöre und Ensembles aus den Kirchengemeinden, Schulen und Musikschulen der Stadt und aus der Doberaner Umgebung.
Freitag, 5. Juli 2024, 19.30 Uhr
1824: Felix, der Badegast – Doberaner musizieren Mendelssohn
Freitag, 6. September 2024, 19.30 Uhr
Die Orgelsonaten Mendelssohns – Sechs Sonaten - drei Organisten
Freitag, 27. September 2024, 19.30 Uhr
Psalm 42 - Doberaner Blasmusik – Ökumenisches Chorprojekt & Orchester
Bitte notieren Sie sich die Termine bereits in Ihrem Kalender.
Gewölbesanierung im Langhaus Ost und in der Vierung
Nachdem die statische Sicherung bereits vor einigen Jahren durch den Einzug von Edelstahlzugankern abgeschlossen wurde, ist nun in diesem Jahr die Sanierung der Ober- und Unterseite der Deckengewölbe der Hochschiffe inkl. Rissen, Putz und Ausmalung (Abb. 1 u. 2) zunächst in diesem Bereich notwendig.
Die Maßnahme wird durch die hohe finanzielle Förderung durch den Bund (National Bedeutendes Denkmal), das Land (Strategiefonds) und den Kirchenkreis (Patronatsmittel) möglich. Nach den deutlichen Einnahmeausfällen aufgrund des massiven Rückgangs des Tourismus während der Coronapandemie sind wir für jede Unterstützung zur Aufbringung der Eigenmittel besonders dankbar.
Mit der Patenschaftsaktion versuchen wir, die reinen Restaurierungskosten (ohne Gerüst- und Nebenkosten) zu decken. Die Teilabschnitte werden auf dem neuen großen Transparent im Münster blau markiert (Abb. 3 u. 4). Wenn Sie möchten, kommen Ihr Name und Wohnort auf die Spenderliste im Münster.
Flächengröße und Kosten des Bauabschnitts Langhaus Ost und Vierung:
- Gewölbefläche: 290 m2
- Restaurierungskosten ohne Gerüst- und Nebenkosten: ca. 72.000 €
- Gerüstkosten: ca. 285.000 €
Durch die vielfältige Unterstützung durch die o. g. Institutionen sowie die vielen Spenden und Patenschaften kann das hochgotische Deckengewölbe im Chorraum und in der Vierung samt den benachbarten Wandflächen statisch sicher und in dieser Schönheit erstrahlen.
Ganz herzlichen Dank für Ihren Beitrag zum Erhalt des Doberaner Münsters!
Martin Heider
Einst dutzende Strebebögen Teil des statischen Systems
Die Strebebögen sollten den Gewölbeschub aus dem Bereich der Hochschiffe auf die Mauern der Seitenschiffe übertragen. Von Anfang an unter dem Dach versteckt und nicht – wie bei den meisten gotischen Kathedralen – außen angebracht und sichtbar, wurden diese während der Bauzeit im späten 13. Jahrhundert zu flach konstruiert. Daher schadeten sie mehr, als dass sie nützten.
Sie schoben die Außenwände zunehmend nach außen. Es entstanden zahlreiche Risse in den Gewölben und Wänden. Nach und nach stürzten die Strebebögen ein und mussten bis auf drei abgetragen werden. Die Fotos zeigen das einzige im Nordseitenschiffbereich erhaltene Exemplar.
Zwei weitere Strebebögen sind noch heute unter den Dächern des Kapellenkranzes (Foto 3) des Doberaner Münsters verborgen.
Das Foto 4 zeigt den südlichen der beiden dortigen Bögen. Der früheste eindeutige aktenkundige Hinweis auf schadhafte Strebebögen findet sich in einem Schreiben vom 23. Juni 1637, welches sich im Landeshauptarchiv Schwerin befindet.
Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg wandte sich an die Beamten zu Doberan betreffs der „hochbedürftige reparation“ der Kirche, im speziellen der Ausbesserung von fünf Bögen. Die Ausbesserung der Bögen samt Sicherung durch fünf eiserne Anker wurde angeordnet. Die Ausführung sollte bei gutem Wetter und innerhalb von drei Wochen geschehen.
Wir müssen aber davon ausgehen, dass die Schäden viel früher einsetzten, vermutlich schon zur Klosterzeit. Vielleicht ergibt die sukzessive Aktenrecherche in Zukunft noch mehr.
Seit dem frühen 18. Jahrhundert erfolgte der schrittweise Rückbau bis auf drei Strebebögen. Diese erfüllen heute aber keine statische Funktion mehr. Sie wurden statisch gesichert und offenbar gezielt als historisches Relikt erhalten. Weitere umfangreiche Infos im untenstehenden Buch. M. H.
Buch „Das Doberaner Münster - Bau | Geschichte | Kontext“
Martin Heider, Christian Kayser (Herausgeber): "Das Doberaner Münster - Bau | Geschichte | Kontext"
Der 344seitige Band über die Baugeschichte ist ein gern gekauftes Buch im Sortiment des Büchertischs sowie des Online-Shops. Er interessiert u. a. aufgrund der Bewertung der Stellung des hochgotischen Doberaner Münsters unter den frühen Kathedralbauten in Norddeutschland sowohl die einheimische als auch die sonstige baulich und historisch interessierte Leserschaft.
- 344seitiger Band mit 13 Aufsätzen
- rund 360 historische und aktuelle Abbildungen
- bauliche Entwicklung des Kirchenbaus
- Stellung des Münsters in der Architektur- und Konstruktionsgeschichte
- Schicksal von Kirche und Konventsbauten über die Jahrhunderte
- Aufbau, Transformation und Erhaltung
- vom hochmittelalterlichen Vorgängerbau bis zur Baupflege heute
- erstmalige systematische Auswertung der Restaurierungsgeschichte des Münsters in der frühen Neuzeit
- dafür wurden zahlreiche handschriftliche Inventare transkribiert und ausgewertet.
- günstiger Verkaufspreis von 29,95 €
- erschienen im Michael Imhof Verlag
Online-Bestellung und weitere Informationen über das Buch samt Nennung aller Autoren und Beiträge, im Online-Shop: https://muenster-doberan.de/index.php/de/shop
oder per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Mit dem Erlös aus diesem Buch werden die Restaurierungsarbeiten am Münster in Bad Doberan unterstützt.
Auch das Kapitel „Pfeiler, Bögen, Anker – Das Strebewerk des Münsters“ von Dr. Christian Kayser enthält zahlreiche Zeichnungen des Autors, wie diese „Übersicht über den Regelquerschnitt am Langhaus des Münsters, Blick von Nordosten, links der Kreuzgang“.
Langhaus – Blick nach Westen (Foto: M. Heider)
Anlageschema des Chorhauptes des Doberaner Münsters. Der Chormantel basiert auf einer Neuneckgeometrie (blau markiert), der Binnenchorschluss auf einer Achteckgeometrie (rot markiert). Zeichnung: Dr. Christian Kayser (München).
Blick nach Osten in den Chorraum (Presbyterium) (Foto: M. Heider)
Elfenbein-Kruzifix auf dem Hochaltar im Doberaner Münster
Im Sockel befindet sich neben dem Lamm eine Wachsplakette samt Reliquie.
Sie erinnert an das von Papst Innozenz XI. für das Jahr 1700 ausgerufene Heilige Jahr, in dem besonderer Ablass zu erlangen war.
Wie kommt dieses „katholische“ Kreuz in nachreformatorischer Zeit in das „evangelische“ Münster? Es handelt sich um die Regierungszeit des Herzogs Karl Leopold, der im Doberaner Schloss residierte. Er war zum katholischen Glauben konvertiert.
Dies war reichspolitisch motiviert, um dem Kaiser zu gefallen und reichspolitische Ziele besser umsetzen zu können. Das Herzogtum, ebenso die Doberaner Kirche, blieben evangelisch-lutherisch.
Laut Johannes Voss (†) könnte das Kreuz im Jahr 1731 nach Doberan gekommen sein.
M. H.