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In Memoriam Pastorin i.R. Angret Schmidt (†26.04.2023)


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Ansprache von Oberkirchenrat i.R. Andreas Flade bei der Trauerfeier für Pastorin i.R. Angret Schmidt im Doberaner Münster, 5. Mai 2023 (Auszüge):


„Ich aber, Herr, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott, meine Zeit steht in deinen Händen.“ Psalm 31,15

Lieber Carl-Christian Schmidt, liebe Christiane und lieber Rode Zimmermann-Stock, lieber Linus, liebe Viktoria, lieber Leander, liebe Angehörige, liebe Gemeinde!

Angret Schmidt war gern für Menschen da. Sie konnte auf Menschen zugehen. Sie konnte sie einfach ins Gespräch ziehen. Sie konnte sich recht genau merken, was sie von Menschen erfuhr, so daß ihre Gespräche mit Patienten, mit Gemeindegliedern, mit Bekannten auch nach längerer Zeit nicht am Punkt Null beginnen mußten. Sie war zu einer Krankenhausseelsorgerin von ganzem Herzen geworden, weil ihr das auch entsprach - ihrer Freundlichkeit, ihrem Interesse für Menschen, ihrer Zugewandtheit.

Angret Schmidt war den Menschen zugewandt, und sie war Gott zugewandt. Beides gehörte für sie zusammen. Von Kind auf wuchs sie in den Glauben hinein. Jeden Sonntag zum Kindergottesdienst, später zum Gottesdienst. Ihre „Mutting“, ihre Großeltern und ihr Pastor in Kröpelin Johannes Burghardt spielten eine wichtige Rolle. Sie entschied sich, Theologie zu studieren. Sie wollte Gott näher kommen.

Sie wollte das zu einer Zeit, in der der Glaube in den Schulen der DDR angegriffen und nicht selten lächerlich gemacht wurde. Sie hat das am eigenen Leib erfahren, und ihr Schuldirektor versuchte, ihr den Weg zum Theologiestudium zu verbauen. Auch kirchlicherseits war damals in den 60iger Jahren des vorigen Jahrhunderts noch nicht klar, ob sie je würde als Pastorin arbeiten können. Frauen im Pastorenamt - für viele damals noch eine unmögliche Vorstellung!

Doch Angret Schmidt hat ihren Weg als einen Weg mit Gott gesehen und ist ihn zuversichtlich gegangen. Dabei hat sie aber von Anfang an die Erfahrung gemacht, daß so ein Weg mit Gott nicht einfach ist und daß er hart und steinig sein kann.

 

 

Weg mit Gott, Weg voller Hindernisse bereits im Kindesalter - gehört das alles mit dazu? Ganz sicher. Es hat sie geprägt, vielleicht zunächst mehr unbewußt, ehe sie ihren Weg dann bewußt in eine bestimmte Richtung ging.

Den zu bewältigen sollte aber noch so manches Mal eine Herausforderung darstellen. 1970 begannen Sie den Dienst in der Kirchgemeinde Kirch Grubenhagen, lieber Bruder Schmidt. Im Oktober 1971 heirateten Sie beide. Ihre Frau konnte zunächst nicht Pastorin werden. So wurde sie Katechetin und legte ihren Schwerpunkt auf die katechetische Arbeit in Ihrer ersten Gemeinde. Aber sie übernahm auch pastorale Aufgaben. So manchen Dienst haben Sie sich geteilt. Im Oktober 1972 konnte Angret Schmidt schließlich ordiniert werden. Sie erhielt einen Auftrag zur pfarramtlichen Hilfeleistung. Damit konnte sie als Katechetin auch alle Aufgaben eines Pastors übernehmen. Als Sie dann 1976 nach Bad Doberan gingen, hat Ihre Frau noch für fast ein ganzes Jahr als Pastorin in Kirch Grubenhagen gewirkt - eine wahrlich herausfordernde Zeit!

 

Ab 1977 in Bad Doberan ist sie wieder Katechetin gewesen. Mit großem Einsatz und manchen Ideen hat sie sich in die Gemeindearbeit der Münstergemeinde eingebracht. Vorschulkreis, Christenlehregruppen, Mithilfe bei der Kurvende, ein Mütterkreis, Krippenspiel und Kindervesper am Heiligen Abend, groß gestalteter Kinderostergottesdienst am Ostermontagnachmittag, als der Tag in der DDR kein Feiertag mehr war, Laternengottesdienst im Herbst. Außerdem übernahm sie Vertretungsdienste für Pastoren in der Umgebung - ein reich gefülltes Tätigkeitsfeld!

1980 wurden Sie geboren, die Tochter Christiane. Sie wuchsen in dem munteren Leben im Pfarrhaus und in der Gemeinde auf. Wenn es möglich war, nahm Ihre Mutter Sie schon als Kind oft einfach mit - zur Christenlehre, zum Krippenspiel, zu dem, was sie gerade in der Gemeinde zu tun hatte. So wurde für Sie die Gemeinde zu einem Teil Ihres Zuhauses. Und überhaupt: Sie erlebten Ihre Eltern offen und gastfrei - und was Sie erlebt haben, hat dazu beigetragen, daß Sie sich selbst für den Weg als Theologin und Gemeindepastorin entschieden.

 

Mit dem Wechsel 1992 nach Wismar kam auf die Familie eine ganz andere Situation als in Bad Doberan zu. Hier wurde Angret Schmidt 1994 Krankenhausseelsorgerin. Obwohl nur teilangestellt, hat sie diesen Dienst mit großer Hingabe ausgefüllt. Da war es für sie schmerzlich, als es 1999 von Wismar nach Plau am See ging. Dort gab es keine Stelle für Krankenhausseelsorge. Da hat sie sich tapfer aber dennoch wieder als Krankenhausseelsorgerin beauftragen lassen, nun in Plau jedoch ehrenamtlich. Als sie dann mit Ihrem Ruhestand [, Bruder Schmidt, ] 2006 gemeinsam wieder nach Bad Doberan zogen, ist Ihre Frau weiterhin ehrenamtliche Krankenhausseelsorgerin geblieben, nun in Bad Doberan. Sie hat diesen Dienst noch etwa 15 Jahre ausgeübt - bis vor 3 Jahren. Die Mitarbeiter hier im Krankenhaus haben von ihr als ihrer Pastorin gesprochen.

Es ist erst sehr kurze Zeit her, daß sich für Ihre liebe Frau, Eure Mutter, Schwiegermutter und Großmutter das Blatt gewendet hat. Eine Infektion schwächte sie so, daß sie ins Krankenhaus mußte. Wieder entlassen stürzte sie schwer und fand sich erneut im Krankenhaus wieder. Diesmal wurde es trotz aller ärztlichen Bemühungen zur letzten Station.

Viele haben sie noch besucht. Die Familie der Tochter mit den Enkeln war da. Sie reagierte, wenn sie vertraute Stimmen hörte. Jetzt sorgten andere für sie, die selber so viel für andere da war. Sie, lieber Bruder Schmidt, sind ihr in der Zeit im Krankenhaus und besonders in der letzten Woche nicht von der Seite gewichen. Sie empfing die Krankensalbung - seelsorgerlicher Dienst für die bereits dem Tode nahe Seelsorgerin. Dann ist sie mit einem Mal still und schnell hinübergegangen. Ihre Zeit war vollendet, und sie sollte gehen.

„Meine Zeit steht in deinen Händen.“ Angret Schmidt ist durch nicht leichte Zeiten gegangen. Es waren durchaus auch schwierige Wege. Aber es war dennoch eine im guten Sinne gefüllte Zeit. Viele, denen sie sich mit Liebe zugewandt hat, sind ihr von Herzen dankbar - zuerst Sie als ihr Ehemann, lieber Bruder Schmidt, und Sie als Tochter mit Ihrer Familie und dann viele Menschen.

Jetzt hat sich ihr der ganz zugewandt, auf den ihr Weg hinführte. Er ist jetzt für sie da, bei dem unsere Zeit ihr Ende findet. Er nimmt sie in seine Liebe und in seinen Frieden. In ihm bleibt sie Euch und uns allen nah.

Amen.

 

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