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Tierdarstellungen in der Adolf-Friedrich-Loggia (Teil 1)3


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Eines der eindrucksvollsten Grabdenkmäler im Münster wurde Anfang des 17. Jahrhunderts, mitten in den Wirren des 30-jährigen Krieges, für den Herzog Adolf Friedrich I. und dessen erste Gemahlin Anna Maria vom Leipziger Baumeister Döteber errichtet.

Es besteht aus dem Gruftgewölbe und der darüber errichteten sechsbogigen Loggia, die zahlreiche Abbildungen von Ornamenten, christlichen Symbolen, Blüten, Fabelwesen sowie damals in Europa bekannten – sowohl rezenten als auch ausgestorbenen - Tierarten aufweist.

Auffallend sind die detailgetreuen und zoologisch teilweise sehr korrekten Darstellungen verschiedener Insekten, Amphibien und Reptilien, Säugetiere sowie einiger Weichtiere.

Es stellt sich die Frage, woher der Bildhauer diese genauen Kenntnisse hatte. Entweder wurde ein führender Naturforscher der Zeit hinzugezogen oder aber – was wahrscheinlicher ist - man nutzte Vorlagen aus damals bekannten Enzyklopädien, Sammlungen u.a. Quellen.

Das 15. und 16. Jahrhundert war nicht nur das Zeitalter der Entdeckung neuer Kontinente mit einer exotisch anmutenden Tier- und Pflanzenwelt, sondern auch der Beginn der systematischen Erfassung, (Neu-)Ordnung und wissenschaftlichen Kategorisierung von Tier- und Pflanzenarten, die mit Beginn des 18. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichte. Vielen bekannt ist sicher das lebensgroße Ölgemälde „Rhinozeros Clara“ des französischen Malers Jean Baptiste Oudry (1686-1755), das sich heute neben 33 anderen Gemälden und 43 Zeichnungen als weltgrößte Oudry- Sammlung im Staatlichen Museum Schwerin befindet. Herzog Christian Ludwig II. von Mecklenburg war ein eifriger Sammler dieser Werke.

In der Renaissance bildeten Künstler, v.a. Maler, heimische und exotische Tiere sehr natur- und detailgetreu ab. Beispielhaft dafür sei Albrecht Dürer (1471-1528) genannt, der sehr viele lebensechte Zeichnungen und Bilder schuf, wie z.B. der „Hase“, „Blaurackenflügel“, das „Käuzchen“ oder das „Rhinozeros“.

 

 

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Der Wiener Stadtarzt und Universalgehrte Conrad Gesner veröffentlichte zwischen 1551 und 1560 seine vierbändige, reich illustrierte „Historia animalium“ - eine Tierenzyklopädie, die auch in Deutschland als "Thierbuch" sehr bekannt war. Auf 4.500 Seiten und in 1.000 Holzschnitten werden ca. 800 damals in Europa bekannte Tierarten vorgestellt und deren Körperbau, Lebensweise, Fortbewegung, Verbreitung und Nützlichkeit dargestellt. Als aufgeklärter Zeitgenosse glaubte und beschrieb Gessner aber auch noch einige Fabelwesen, wie z.B. Seeschlangen und das Einhorn.

Nur wenige Jahrzehnte später (1615) erschien das „Theatrum Naturae“ des Nürnberger Malers Lazarus Roeting und seines Neffen Michael Rötenbeck, mit zahlreichen Tierzeichnungen und -aquarellen, insbesondere Vögeln. Auch hierin werden fantasievolle Fabelwesen und exotische Tiere dargestellt.

Nicht zuletzt konnte der Leipziger Baumeister Döteber (und seine Steinmetzen) theoretisch auch auf den großen Buchbestand der 1409 gegründeten Universität Leipzig zurückgreifen. Die dort 1549 gegründete Bibliothek nahm im Zuge der Reformation zunächst die Buchbestände im Rahmen vielfältiger Klosterauflösungen auf. Schon 1550 zählten etwa 6.000 Drucke und rund 750 Handschriftenbände (das entspricht etwa 1.500 Werken) zu ihrem Besitz.

All diese Werke, Arbeiten, Enzyklopädien, Sammlungen u.v.m. könnten dem Baumeister der Loggia bekannt gewesen sein.


Text: Dipl. Biologin Ina Sakowski
Fotos: Ina Sakowski (Satow), Michael Berger (Rostock)

 

 

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