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In Memoriam Kantorin Marie-Luise Förster († 5. Februar 2023)


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Kantorin i.R. Marie-Luise Förster – Foto privat

Am Sonntag, den 5. Februar 2023 verstarb unsere langjährige Kantorin am Münster Doberan Marie Luise Förster im Alter von 92 Jahren.


Sie wurde am 2. August 1930 in Wismar geboren. Die Familie wohnte in unmittelbarer Nähe zur St. Nikolaikirche. In dieser Kirche wurde sie getauft und konfirmiert. Bei ihrer Konfirmation 1946 wurde ihr von Pastor Walter ein Segenswort aus der Offenbarung, Kap. 3 zugesprochen: „Halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!“

Dies Wort war ihr ein Leben lang wegweisend, hatte sie doch den Untergang jenes Aber-Glaubens an den Führer miterlebt, auf den viele ihre ganze Hoffnung gesetzt hatten. Das wurde dem 15jährigen Mädchen an einem Aprilsonntag des Jahres 1945 in Wismar drastisch vor Augen geführt, wohin solche Verführung die Menschen geführt hatte. Als sie an jenem Tage mit ihrer Familie nach dem Bombenangriff auf die Stadt aus dem Luftschutzkeller des Getreidesilos, in dem ihr Vater arbeitete, heraus kam, blickte sie in Richtung St. Georgen, der größten Kirche Wismars, und hörte, durch den Feuersturm der brennenden Georgenkirche entfacht, die Glocke dieser Kirche läuten, bis sie abstürzte.

In der gewaltigen St. Nikolai-Kirche machte sie im selben Jahr im Herbst 1945 eine beglückende Erfahrung. Sie hörte Kantorin Ellen Seyer ein Präludium von J. S. Bach auf der großen Orgel spielen und wollte von da an Organistin werden.

Ihr Glück war es auch, dass ihre Eltern sie in ihrem Berufswunsch unterstützten, trotz der Nöte, die damals herrschten. Sie konnte ihr Studium am Konservatorium Schwerin 1948 mit ihren bereits erworbenen Fähigkeiten auf Klavier und Orgel aufnehmen und gleichzeitig mit dem Orgelunterricht beim Schweriner Domorganisten Gothe beginnen.

 

 

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1978 abgebaute Friese-Orgel von 1860 im Münster –– Dia Familie Dr. Mohr / Archiv Münsterverwaltung

Mit Engagement betrieb sie ihre Ausbildung am Konservatorium. Das geht aus einer Bemerkung des Direktors des Konservatoriums Schwerin bei der Übergabe der Abschlusszeugnisse hervor: „Und hier habe ich noch ein langweiliges Zeugnis“ zu vergeben; es war eine Zahlenreihe „sehr gut“ vermerkt. Vom Schweriner Domorganisten wurde ihr nach bestandener Prüfung der B-Abschluss einer Kantorin bescheinigt. Mit beiden Zeugnissen hatte sie zunächst in Grevesmühlen eine Anstellung bei der Musikschule und bei der Kirchgemeinde bekommen.

Vom Domorganisten Gothe hat sie aber nicht nur ihr Zeugnis, von ihm hat sie auch mit auf den Weg bekommen, Kirchenmusik immer auch als Verkündigungsdienst zu verstehen. Das war ihr fortan wichtig; „Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun.“

as war ihr so wichtig, dass sie in den 50iger Jahren des vorigen Jahrhunderts vor die Wahl gestellt, entweder Musiklehrerin im Staatsdienst oder Organistin in der Grevesmühlener Kirche zu sein, sich für den Dienst in der Kirche entschied.

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Während des Neubaus der Schuke-Orgel – Archiv Münsterverwaltung

28½ Jahre Kantorin am Doberaner Münster


Als Kantorin war unsere Heimgegangene 1967 in unsere Doberaner Kirchengemeinde gekommen. Der Höhepunkt in ihrem Berufsleben als Kantorin war sicher der Neubau der großen Schuke-Orgel im Münster. Die Kirchengemeinde hatte diesen Neubau seit Jahren schon auf dem Programm. 1973 begannen endlich die Vorbereitungen mit einer Orgelbaukonferenz mit der Firma VEB Schuke-Orgelbau Potsdam. Unsere Doberaner Kirchengemeinde musste für die finanziellen Mittel allein aufkommen und als der Orgelbauvertrag schließlich 1976 beschlossene Sache war, hat sich Marlies Förster mit großem persönlichem Engagement dafür eingesetzt und Tausende Mark der DDR mit ihren Kirchenmusiken eingespielt.

Wir kennen sie als eine engagierte Kantorin. Mancher hat als Schulkind in unserer Kurrende gesungen und wird sich bestimmt an das gesungene „wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe“ aus dem Singspiel Max und Moritz erinnern; gesungen auf der Wiese in Althof vor der Kapelle am Johannestag; wird sich an schöne Laternengottesdienste erinnern, die sie mit ihrem Orgelspiel begleitet hat. Wir denken sicher auch an ihren Einsatz an der Orgel während der Friedensgebete im Münster 1989 und an den bewegenden Mitternachtsgottesdienst unter ihrer musikalischen Mitgestaltung zum Tag der deutschen Einheit 1990.

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Während des Neubaus der Schuke-Orgel – Archiv Münsterverwaltung

Ihre Chorleitung war milde und tolerant; sie kannte unsere Grenzen als Chorsänger und überforderte uns nicht. Wenn es geboten war, bat sie die Chorsänger der katholischen Pfarrgemeinde dazu, um ein Konzert durchzuführen. Bedeutende Chöre lud sie ins Münster ein und ging selbst mit ihrer Orgelkunst auf Konzertfahrt zu den Kollegen. Sie wurde eingeladen, im Altenberger Dom ein Konzert zu spielen und hielt viele Jahre Kontakt zu einer Kollegin in Riga. Sie war eine Säule unserer Kirchengemeinde.

(Aus der Traueransprache von Pastor i. R Carl-Christian Schmidt am 15. Februar 2023 in der Kapelle auf dem Friedhof Bad Doberan)

 

Auch im Ruhestand kirchenmusikalisch aktiv


Am 26. März 1967, am 1. Ostertag wurde Marie-Luise Förster (geb. Rosin) als Kantorin in Bad Doberan eingeführt. Mit dem Erntedankgottesdienst am 1. Oktober 1995 ging sie nach 28½jähriger Tätigkeit als Kantorin am Münster in den Ruhestand.

Viele weitere Jahre unterstützte sie die Kirchengemeinde bei ihrer kirchenmusikalischen Arbeit, u.a. durch die Leitung des Seniorensingkreises. Zudem übernahm sie im Ruhestand zahlreiche Vertretungsdienste in der Doberaner und in weiteren Kirchengemeinden. Mehrere Benefiz-Orgelkonzerte spielte sie zugunsten der Restaurierungsarbeiten am Münster. (M.H.)

 

 

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