Wollscheune - Alte Akten verraten Ruinen-Geheimnis
Die Ostsee-Zeitung berichtete: Auf dem Klostergelände Bad Doberan gab es von 1762 bis 1767 eine Wollmanufaktur/Anfängliche Nutzung weiterhin nicht eindeutig
Text: Von Anja Levien
Abbildungen: für den Newsletter zugeordnet durch die Münsterverwaltung
Bad Doberan. Das Geheimnis der Ruine im nördlichen Klostergelände von Bad Doberan wird nach und nach gelüftet. Während mit der derzeitigen Sicherung der Wollscheune, die durch die Eigentümerin, die Stadt Bad Doberan erfolgt, auch ihre bauhistorische Geschichte erforscht werden soll, hat Münster-Kustos Martin Heider in Akten aus dem 18. Jahrhundert im Landeshauptarchiv recherchiert. Diese geben vor allem Hinweise auf die Wollmanufaktur, die es auf dem Gelände von 1762 bis 1767 gab.
Von den Bauten im nördlichen Bereich des Klosterareals ist nur noch eine Ruine geblieben. Welche Nutzung dieses Gebäude einst zur Klosterzeit hatte, ist bis heute nicht vollumfänglich geklärt. „Die ursprüngliche mittelalterliche Nutzung ist nicht eindeutig zu bestimmen“, sagt Münster-Kustos Martin Heider. Es gibt Hinweise auf die Nutzung als Siechenhaus, also Spital, oder als Gästehaus. Darüber sollen die Bauforscher jetzt Genaueres herausbekommen.
Gebäude im Kontext betrachten
„Ich finde schon interessant, die gesamte Anlage im Kontext zu sehen. Warum hat zu manchen Zeiten in bestimmten Bereichen der Klosteranlage ein Baugeschehen stattgefunden und warum nicht“, sagt Martin Heider. Er befasst sich derzeit mit der Zeit nach der Klosterauflösung 1552. „Das Teilungsregister oder die Übergabeakte an die Herzöge erwähnen das Gebäude nicht explizit“, so Heider.
Aus dem Jahr 1713 lässt sich ein Nachweis in den Akten finden als Herzog Carl Leopold die Höfe des Amtes an den meistbietenden Pächter vergibt. Hier wurde für den Kammerhof – die Fläche westlich des Münsters zwischen nördlicher Klostermauer und heutiger Klosterstraße – unter anderem eine Wollscheune aufgelistet.
Die Akten aus dem 18. Jahrhundert, die Heider in seiner Freizeit durcharbeitet, verraten einiges. Sie beinhalten Schriftverkehr zwischen den Ämtern, Beauftragungen, Genehmigung.
„Das Gebäude war offenbar offenbar im frühen 18. Jahrhundert ein Scheunenbau zur Lagerung der Wolle“, sagt Heider. Erst 1762 wurde die Wollmanufaktur gegründet. „Sie muss mindestens zwei Mal während 1762 und 1767 am Rande der Insolvenz gewesen sein.“
Interessanter Punkt laut Heider in den Akten: „Ein Hofmusikus Schröter aus Schwerin hat hier investiert und starke Forderungen an den Herzog gestellt.“ Er habe verlangt, dass ein Großteil der Gebäude zwischen Schloss und Wollscheune zur Nutzung für ihn zu übergeben seien. „Er hat die Bauten für die Manufaktur benötigt und um die Gesellen unterzubringen“, sagt Heider. „Das führte zu Problemen in Doberan, weil es eine Wohnungsnot gab.“ Diese wird mehrfach in den Akten erwähnt. Es „wären gegenwärtig so viele Leute hieselebst die ein von den andern so gedrenget würden, daß welche wegen Ermangelung benöhtigter Wohnung, ohne dem sich von hier hinweg wieder begeben müsten“, heißt es 1762.
Hoffmansche Plan von 1750 (Ausschnitt) - Auch die Gebäude am Schlossplatz mussten für den Investor der Manufaktur freigezogen werden (der gesamte Plan von 1750, der sich im Landesamt für Kultur und Denkmalpfelge Schwerin befindet wurde erstmals Anfang 2020 veröffentlich im Band:
"Das Bad Doberaner Münster.
Bau – Geschichte – Kontext."
(Hrsg: Martin Heider, Christian Kayser)
Aus den Akten ginge zudem hervor, dass selbst im Schloss Webstühle gestanden haben, „es also Teil der Wollmanufaktur war“. Wichtige Erkenntnis: „1767 wurde nicht mehr produziert, 1768 wird noch beklagt, dass noch Webstühle stehen und der desolate Zustand des Schlosses beschrieben.“ Das Schloss, das am Standort des heutigen Gemeindehaus stand, wurde 1790 abgerissen.
(Fortsetzung im nächsten Beitrag)