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Das Münster in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (3)


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Standbilder von Herzog Adolf-Friedrich und Herzogin Anna-Maria im Grabmonument

Von Martin Heider

Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) kam es zu schlimmen Gräueltaten an der Doberaner Bevölkerung und zu ernsthaften Schäden am Gebäudebestand des Münsters und weiterer Klostergebäude. Am schlimmsten war es in den Jahren 1637/38.

Die Kriegsereignisse hatten zuvor noch wenig Einfluss auf die Region. Die Akten zeugen für die ersten Jahre des Krieges von wenig negativen Einflüssen auf die wirtschaftliche Tätigkeit des Amtes.

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstanden außergewöhnliche Grabmäler in der Doberaner Kirche. So wurde seit 1622 auf Veranlassung Herzog Adolf Friedrichs zunächst das Reiterstandbild des Kanzlers, Geheimen Rates und Hofmeisters Samuel Behr in der nördlichen Chorumgangskapelle errichtet.

 

Am 14. August 1626 schlossen nun der Herzog Adolf Friedrich und der Bildhauer Franz Julius Döteber aus Leipzig einen Vertrag. Damit erhielt der Künstler den Auftrag zur Fertigung des Grabmals für den Landesherrn und dessen Gemahlin „eine ansehnliche Sepultur und begrebnus vor vns vnd vnsere herzliebste Gemalin von Godlendischen Stein vnd Alabaster, nach der Ihm vbergebenen modul auf das zierlichste vnd sauberstee, sobalt immer muglich zu mach [...] vnd zuverfertig [...].

Als Herzog Adolf Friedrich im Jahr 1628 ins schwedische Exil ausweichen musste, wurden die Arbeiten an seinem Grabmonument für längere Zeit unterbrochen. Die Entwicklung Doberans und die Pläne des Herzogs wurden durch die unsäglichen Ereignisse des Krieges zunehmend durchkreuzt.

Obwohl Doberan erst später unter den ganz schlimmen Gräueltaten und Plünderungen leiden wird, berichten die Amtsakten bereits im Jahr 1627, dass das Amt des Viehes beraubt wurde. Zum Ende der 1620er Jahre häufen sich die Hinweise auf die zunehmende wirtschaftliche Belastung in den Kriegszeiten.

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Deckenkonstuktion des Grabmals

Laut der Inventur von 1628 befand sich im Amt eine Braupfanne, die 1622 neu gemacht wurde und etwa 19 Tonnen fasste. Was ansonsten für die Küche erforderlich ist, wie Kolonialwaren, Meerfische und dergleichen, wurde auf Amtsrechnung gekauft. 1628 hatte das Amt vier Wassermühlen, die „Backhausemühle“ „auf dem Kloster“, die neue Mühle „hinter dem Kloster“, die Althöfer und die Satower Mühle, dazu eine Windmühle in Kröpelin. Alle waren von den Höfen getrennt und verpachtet. Die Klostermühlen hatten je zwei Gänge, die anderen beiden Wassermühlen je einen. Es bestand, wie in der Amtsordnung von 1567 festgelegt, Mahlzwang für die Bauern der Umgebung. Da die Müller eine festgelegte Pacht zu zahlen hatten, die Ernte aber durch den Krieg immer mehr zurückging, wurde die Lage der Mühlenpächter immer gravierender. Die Kröpeliner Windmühle war völlig ruiniert und ausgeraubt, so dass sie nicht benutzt werden konnte. Dazu war die Stadt völlig zerstört, auch das früher dort häufige Brauen hatte aufgehört. Bier und Brot wurden durch besondere Kommissarien aus Rostock geholt. Die Schafzucht auf dem Hof Althof soll ursprünglich 1.000 Schafe umfasst haben, während 1628 derselbe Hof nur noch einige hundert Schafe hatte, offenbar auch eine Folge des Krieges.

(Fortsetzung folgt)

Eine ausführliche Darstellung in:

Martin Heider: Das Doberaner Münster in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

ISBN: 978-3-940835-60-4.

Erhältlich an der Münsterkasse und im Buchhandel.

 

 

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